Im Rahmen des Religionsunterrichtes: Sterben und Tod als Thema

Hanau
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Der Ort für den Unterricht war ebenso ungewöhnlich wie das Thema selbst: 20 evangelische Schülerinnen der St. Josef Realschule in Großauheim befassten sich im Rahmen ihres Religionsunterricht mit dem Thema Tod und Sterben.



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Dabei beließen es die meist 15-jährigen Schülerinnen der Klassen 9 A und D mit ihrer Lehrerin Svenja Beckmann nicht nur bei den theoretischen Erörterungen des Themas, sondern besuchten auch die Palliativ Oase im Wohnstift in Hanau, eine stationäre Betreuungseinrichtung der Alten- und Pflegezentren des Main-Kinzig-Kreises. „In der im Januar 2015 eröffneten Einrichtung mit 13 Plätzen wird Patienten trotz ihrer schweren Erkrankung ein beschwerdearmes, erträgliches Leben bis zum Tode ermöglicht“, ließen die Wohnbereichsleiterin Vanessa Güclü und ihre Stellvertreterin Susanne Lind im Beisein von vier betroffenen Patienten die Schülerinnen wissen. Mit den Patienten hatten die Schülerinnen übrigens auch die Möglichkeit zum persönlichen Dialog.

Umfassend wurden die Schülerinnen über die Behandlungsphilosophie in der Palliativ Oase unterrichtet. „Palliativmedizin ist keine „Sterbemedizin“, so Lind. Das Behandlungsziel ist eine möglichst umfassende Symptomkontrolle, beispielsweise von Schmerzen, Luftnot, Angst, Unruhe, psychischem Leid, Übelkeit oder Erbrechen, bzw. die Behandlung von offenen Wunden.

Voraussetzung für eine effiziente Symptomkontrolle ist erfahrenes Fachpersonal, das regelmäßig miteinander unter Einbeziehung des Patienten und gegebenenfalls seiner Angehörigen kommuniziert. In der Palliativ Oase sind nur Fachkräfte im Einsatz, die neben ihrer Ausbildung als Pflegefachkräfte noch eine besondere Ausbildung als Palliativ Care Fachkräfte absolviert haben.

Zusammen mit ihren Kolleginnen und den Fachärzten, insbesondere der bekannten Palliativmedizinerin Dr. Maria Hass-Weber, kümmern sich Lind, Güclü und die anderen Mitarbeiterinnen liebevoll um die Patienten oder wie sie es lieber hören „um unsere Gäste“.

„Bei uns wird nicht den ganzen Tag getrauert, bei uns wird auch viel gelacht“, wusste Lind zu berichten. Palliativmedizin werde in der Palliativ Oase als lebenbejahend und nicht lebensverkürzend angesehen wird. Die Palliativ Care Fachkraft betonte, dass Palliativmedizin gegen nicht sinnvolle Therapieversuche ist, die den Patienten belasten und verhindern, dass er die verbleibende Lebenszeit optimal nutzen kann. Lind: „Entscheidend ist aber immer der Wille bzw. das Selbstbestimmungsrecht des Patienten bzw. des Gastes.“ Er habe das Recht, Behandlungen abzulehnen, auch wenn ein Behandlungsverzicht möglicherweise zu einem zeitigerem Versterben führen kann. Großen Wert legen die Mitarbeiterinnen in der Palliativ Oase dabei auf das Vorhandensein einer Patientenverfügung, damit sie wissen, was der Patient will, wenn er es aufgrund seiner Krankheit nicht mehr expressis verbis formulieren kann.

Mit Medikamenten, Palliativoperationen, palliativpflegerischen, physiotherapeutischen , ergotherapeutischen und physikalischen Maßnahmen sowie der Anwendung von Rehabilitationsmethoden werden Beschwerden soweit gelindert, dass das Erleben nicht nur auf das Leiden eingeschränkt ist, wieder andere Gedanken und Tätigkeiten möglich sind und die restliche Lebenszeit wieder als lebenswert empfunden wird, betonten Lind und Güclü.

Und dabei wird zudem nach Mittel und Wegen gesucht, dem Patienten das Alltagsleben über die Medizin hinaus so angenehm wie nur möglich zu gestalten. So zeigten Susanne Lind und Vanessa Güclü den Schülerinnen einen besonderen Pflegesessel, der im Flur der Palliativ Oase stand und bettlegerischen Gästen als Entspannungs- und Erholungsort dient. Und noch eins: Um den Gästen unbeschwert den Gang ins Freie zu ermöglichen, wird am Speisesaal nunmehr auch ein Balkon angebaut. Und auch die Zusammenarbeit mit der Organisation „Wünschewagen“ wurde intensiviert. Das Projekt, das 2014 ins Leben gerufen wurde, erfüllt Menschen am Ende ihres Lebens einen letzten Wunsch. „Inzwischen fährt der eine oder andere „Wünschewagen“ auch aus Hanau Passagiere zu einem Ziel ihrer Wahl, meist an die See“, so die stellvertretende Wohnbereichsleiterin.

So erhielten die Schülerinnen einen umfassenden Einblick in eine Einrichtung, in der der Tod zum täglichen Leben gehört, dabei aber noch viel für die Lebensqualität getan wird.

Foto: Die Schülerinnen der Klassen 9A und D der St. Josef Realschule mit der Lehrerin Svenja Beckmann und den Palliativ Care Fachkräften Vanessa Güclü (Bild links) und Susanne Lind (Bild rechts).


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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