„Ein wahrer Schatz für die Erforschung der Stadtgeschichte“

Hanau
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Wilhelm Ziegler gilt als der bedeutendste Chronist Hanaus im 19. Jahrhundert.



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In seiner handschriftlichen und mit vielen Belegen bestückten Chronik der Jahre 1825 bis 1877 hat er alles notiert, was den Alltag der Hanauer Bürgerinnen und Bürger damals bewegte: große wie kleine Begebenheiten. Die neun Folianten im Eigentum des Hanauer Geschichtsvereins sind im Stadtarchiv im Kulturforum Hanau magaziniert. Besucher können sie via microfiches einsehen.

Bei Stadtarchivarin Monika Rademacher meldete sich Anfang des Jahres ein gewisser Michael Küch, Geschäftsführender Gesellschafter der Finanz:Dialog GmbH aus Bochum. Der Name Küch machte schon hellhörig, war doch Richard Küch Teilhaber, Mitgeschäftsführer und Erfinder der "Höhensonne Original Hanau", ein Urgroßonkel von Diplom-Volkswirt Michael Küch. Es war aber ein anderes Verwandtschaftsverhältnis, das bei einem Besuch dieser Tage in Hanau geradezu eine Sensation auf den Tisch brachte. Der Gast hatte familiengeschichtliche Unterlagen im Gepäck und übergab sie dem Stadtarchiv, da "sie hier wohl besser als bei mir aufgehoben sind", so Küch.

Zusammen mit dem hinzu gerufenen Fachbereichsleiter Kultur der Stadt Hanau, Martin Hoppe, und dem für Digitalisierung zuständigen Mitarbeiter des Stadtarchivs, Stephan Loquai, wurden die Schriftstücke schnell als persönliche Erinnerungen des eingangs erwähnten Wilhelm Ziegler identifiziert. Zieglers Tochter Emilie war eine verheiratete Küch, Wilhelm Ziegler damit Michael Küchs UrUrgroßvater.

Die Unterlagen sind äußerst umfangreich. Band 1 enthält Notizen über die Familie, Verwandtschaft und Erlebnisse Wilhelms Zieglers in Form eines Tagebuchs von 1813 bis 1858. Angefügt sind Krankengeschichten bis 1868, genealogische Nachrichten über die Familien Helm, Jahn und Ziegler sowie eine Bleistiftzeichnung von Christiane Ziegler, Mutter des Chronisten. In Band 2 sind Ereignisse der Jahre 1859 bis 1875 niedergeschrieben, enthalten u. a. ein Foto von Wilhelm Ziegler mit Tochter Emilie (1869) und eine Übersicht aller veröffentlichten Aufsätze aus der Ziegler´schen Chronik. Zudem finden sich private Notizen von Wilhelm Ziegler v.a. aus der Zeit von Verlobung und Heirat 1851 bis 1854, Erinnerungen an das 50-jährige Jubiläum der "Hanauer Chronik" 1875 und ein unvollständiges kleinformatiges Tagebuch der Jahre 1875-1877 über seine Tochter Emilie, von Wilhelm Ziegler teilweise in der dritten Person verfasst.

"Bei den Unterlagen handelt es sich um eine der eindrucksvollsten Schenkungen an das Hanauer Stadtarchiv der letzten Jahre", so Rademacher und Hoppe unisono. "Der große Wert der Schriften besteht darin, dass Ziegler wie in seiner großen Chronik auch akribisch den Hanauer Alltag seiner Familie dokumentiert hat. Ob sein 12-jähriger Bruder allein zu Fuß zu ihm nach Gießen lief oder Emilie ihre ersten Tauben selbst schlachtete, wie ihr ´Ratankuchen´ schmeckte, welche Tropfen gegen welche Wehwehchen eingenommen wurden, wer wen wie oft wo besuchte, welche Geschenke es gab etc., ein Blick in das 19. Jahrhundert erster Güte".

Michael Küch freute sich sehr, dass er Hanau einen "wahren Schatz für die Stadtgeschichtsforschung" übergeben konnte. "Natürlich werde ich baldmöglichst wieder nach Hanau kommen, um mich auf die Spuren meiner berühmten Vorfahren zu begeben", kündigte der Unternehmensberater abschließend an.

Foto: Stadt Hanau


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