Kinderbetreuung: „Eine echte Wahlmöglichkeit gibt es nicht“

Hanau
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Über 550 Plätze für die U3-Betreuung, über 3.000 Kindergartenplätze und fast 1.100 Hortplätze in städtischen Einrichtungen und Häusern freier Träger, über 32 Millionen Euro Betriebskosten, von denen die Stadt Hanau 24,78 Millionen Euro als Zuschuss stemmt.



„Was in Hanau in puncto Kinderbetreuung geleistet wird, ist beeindruckend – sowohl von den Zahlen als auch von den Konzepten“, bilanzierte Bundestagsabgeordneter Dr. Sascha Raabe nach einem Besuch in der Kindertagesstätte Alice Salomon. Gitte Rodriguez, Leiterin des Eigenbetriebs Kindertagesbetreuung, bezeichnete den Hanauer Weg gar als „herausragend in Hessen“.

Sehr angetan zeigte sich der SPD-Politiker von dem Verzicht auf eine reine Krippenbetreuung. Die Gruppen sind stets altersgemischt von ein bis sechs Jahren. „Es ist eigentlich ziemlich banal. Aber Kinder lernen am schnellsten von anderen Kindern, speziell, wenn das ‚Vorbild‘ etwas älter ist“, erklärte Hanaus Sozialdezernent Axel Weiss-Thiel. Der Verzicht auf reine Krippenbetreuung habe auch personalbedingte Gründe gehabt: Zwei Erzieherinnen könnten es nur schwerlich schaffen, zehn hungrige Mäulchen auf einmal zu füttern.

Doch trotz allem Engagements: Von der vom Bund gesetzlich vorgeschriebenen Quote von 35 Prozent Betreuungsplätzen für U3-Kinder ist auch Hanau weit entfernt. Im Kindergartenjahr 2011/2012 betrug der U3-Versorgungsgrad 19,2 Prozent, während für die Drei- bis Sechsjährigen Vollversorgung erreicht wurde. Der Rechtsanspruch für eine vierstündige Betreuung pro Tag gehe auch an der Realität vorbei: Alle U3-Plätze sind Ganztagesplätze, die vier von fünf Eltern für ihren Nachwuchs buchen. „Am Beispiel Hanau erkennt man, dass Familien ein Ganztagsangebot erwarten, und die U3-Betreuung muss besser ausdifferenziert werden, wenn man sieht, dass in Hanau 80 Prozent der U3-Plätze mit Kindern ab dem 24 Lebensmonat belegt sind“, sagte Raabe.

In diesem Zusammenhang erweise sich das von der Bundesregierung angestrebte Betreuungsgeld als Märchen, das vorgaukelt, dass es eine Wahlmöglichkeit für Eltern gebe. „Diese Wahl gibt es aber nicht, weil es an U3-Plätzen fehlt“, sagte der ehemalige Bürgermeister von Rodenbach. Die 2,1 Milliarden Euro, die das Betreuungsgeld koste, seien besser bei den Kommunen angelegt. Ähnlich sieht es Hanaus Sozialdezernent Axel Weiss-Thiel: „Für die Kommunen gibt es immer mehr Pflichtaufgaben. Die Einnahmen genügen nicht einmal mehr, um unsere Pflichtaufgaben zu bezahlen.“ Allein ein U3-Platz kostet die Stadt Hanau fast 12.000 Euro im Jahr.

Foto: Plausch bei Kartoffeln und Hackbraten: Bundestagsabgeordneter Dr. Sascha Raabe isst mit den Kindern, Hanaus Sozialdezernent Dr. Axel Weiss-Thiel (rechts) schaut erfreut zu.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

online werben

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

vogler banner

Anzeige

vogler banner

Anzeige

Online Banner 300x250px MoPo 2