Grab von Ex-Bürgermeister Josef Alois Winter wird zu Ehrengrabstätte

Klein-Auheim
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Der Magistrat der Stadt Hanau hat beschlossen, die Grabstätte des ehemaligen Klein-Auheimer Bürgermeisters Josef Alois Winter zu einer Ehrengrabstätte zu ernennen.



Entsprechend wird das Grab künftig von der Stadt Hanau auf deren Kosten gepflegt, unterhalten und instandgesetzt. Winter war bereits in der Zeit zwischen 1918 bis 1935 politisch tätig und wurde 1945 zunächst kommissarisch von den Amerikanern zu Klein-Auheims Bürgermeister ernannt, ehe er dann 1946 seitens des Gemeinderats für zwei Jahre gewählt wurde.

"Bei Josef Alois Winter handelt es sich nach Ansicht des Magistrats um eine bekannte und bedeutende Hanauer Persönlichkeit. Er hat im damals noch eigenständigen Klein-Auheim in der Nachkriegszeit Verantwortung übernommen. Unter seiner Führung hatte die Verwaltung die Versorgung der Bevölkerung mit essenziellen Gütern sichergestellt. Dieses Engagement verdient ein besonderes Andenken", betont Stadträtin Isabelle Hemsley (CDU).

Josef Alois Winter (Klein-Auheim 1887- Klein-Auheim 1963) war ein über Parteigrenzen hinweg geschätzter Bürgermeister. In dem Buch "Begraben – aber nicht vergessen, bekannte Persönlichkeiten auf Hanaus Friedhöfen" heißt es: "Josef Alois Winter absolvierte die Volksschule in seinem Heimatort und begann dann eine Schlosserlehre in den Drahtwerken ("Nagelbude"), wo er bis zu seiner Berufung zum Bürgermeister als Werkmeister arbeitete.

Bis 1933 war Winter Mitglied der Zentrumspartei. Von 1918 bis 1935 war er im Gemeinderat tätig. 1930 erfolgte seine Wahl zum Beigeordneten, 1945 trat Winter in die CDU ein. Der politisch unbelastete Winter wurde sofort nach der Einnahme Klein-Auheims am 26. März 1945, von den Amerikanern als Bürgermeister kommissarisch eingesetzt. Am 20.03.1946 wählte ihn der Gemeinderat für zwei Jahre zum Bürgermeister von Klein-Auheim und am 08.06.1948 wurde er für sechs Jahre wiedergewählt.

Sogar die KPD votierte damals für Josef Alois Winter. In seiner Begründung sagte ihr Fraktionsvorsitzender Franz Eckrich: "Die kommunistische Fraktion im Gemeindeparlament hat eindeutig beschlossen, dem seitherigen Bürgermeister Winter ihre Stimme zu geben. Wir haben dies in dem Bewusstsein getan, dass es sich hierbei um eine Personen- und keine Parteienwahl handelt. Unser Standpunkt zur CDU bleibt hiervon unberührt. – Herr Bürgermeister Winter hat in sehr vielen strittigen Fragen in der Vergangenheit bewiesen, dass er sich bei seinen Entscheidungen nicht von einem parteiegoistischen Standpunkt seiner Partei leiten ließ, sondern fortschrittliche Wege im Interesse der Allgemeinheit beschritten hat."

Der über Parteigrenzen hinweg geschätzte Bürgermeister trat sein Amt in einer Zeit existenzieller Not für viele Bewohner Klein-Auheims an. Insbesondere die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Brennmaterial und Wohnraum sowie die Gewährleistung des Schulunterrichts stellte die Gemeindeverwaltung vor große Probleme, dennoch gelang die schwere Aufgabe zunehmend besser. Dies ist auch deshalb bemerkenswert, weil der Industrieort in den ersten Nachkriegsjahren über 1.100 Flüchtlinge und Vertriebene aufnahm und versorgte.

Josef Alois Winter legte am 31. Januar 1954 aus gesundheitlichen Gründen das Amt des Bürgermeisters nieder. Seine Enkelin Ilse Wunderle erzählte dem Heimat- und Geschichtsverein Klein-Auheim, dass die Amerikaner Unterlagen gefunden hätten, aus denen hervorging, dass Herr Alois Winter kurz vor Ende des Krieges in ein Konzentrationslager eingewiesen werden sollte. Zur Ausführung der Verhaftung kam es aber nicht mehr. Winter hatte offenbar mehreren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zur Flucht verholfen. 


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