Konzertprojekt der Superlative in Hanau

Steinheim
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Mit seiner Formation Adiemus stürmte er die Hitlisten, seine Streichersuite „Palladio“ ziert zahllose Filmtrailer, mit seiner Messe „The Armed Man“ hat er Maßstäbe gesetzt: Die Kompositionen von Karl Jenkins begeistern Menschen rund um den Globus.



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Jetzt präsentiert das Chor- und Orchesterprojekt „come2gether“ vom Hanauer Verein Haus der Musik Werke des walisischen Komponisten in der Steinheimer Marienkirche. Ebenfalls zu hören, eine Gospelmesse des zeitgenössischen Musikers Ralf Grössler und Stücke bekannter Komponisten wie Ludwig van Beethoven. Neben einem großen Orchester stehen mehr als 100 Musiker und Sänger auf der Bühne. Das Konzert findet am Sonntag, 29. Oktober, statt.

Der mehr als hundertköpfige Projektchor setzt sich aus Mitgliedern des Liederkranzes Neuwiedermuß-Ronneburg, des Sängerchors Olympia Steinheim, des Ensembles Getönt vom Haus der Musik, der Ruth-schen Freien Sängervereinigung Rommelhausen und der Happy Voices aus Bruchköbel zusammen. Beim diesjährigen „Tag der Musik“ in der Steinheimer Kulturhalle konnten interessierte Besucher bei einer offenen Probe bereits in das Projekt der Extraklasse hineinhören. Mit dabei war auch Pianistin Nina Klapper. Die 19-jährige Medizinstudentin ist seit vielen Jahren Schülerin beim Haus der Musik. Beim Konzert in Steinheim begleitet sie Sänger und Musiker bei der Beethoven-Fantasie für Klavier, Chor und Orchester in c-Moll. Für die junge Pianistin stellt das Stück eine große Herausforderung dar: „Es hat unglaublich viel Facetten, die man zunächst durchdringen muss, um zu verstehen, was Beethoven ausdrücken möchte.“ Die Vorfreude ist Klapper deutlich anzumerken: „Das Stück hat für mich eine ganz eigene Dramatik, die sich immer mehr aufbaut und dann schlussendlich fulminant in den Chorgesang mündet.“ Den Konzertflügel teilt sich die 19-Jährige an diesem Abend mit Wolfgang Schneider, der unter anderem schon im Saarländischen Rundfunk und in der Frankfurter Oper zu hören war.

Doch die beiden Pianisten sind nicht die einzigen Musiker, die den Projektchor in Steinheim instrumental unterstützen. So wirkt auch ein großes Integrationsorchester beim Konzert mit, das sich aus Profis unterschiedlichster Herkunftsländer zusammensetzt. Unter ihnen befindet sich der syrische Konzertmeister Jack Sarhan aus Damaskus, der 2015 auf dem gefährlichen Seeweg vor dem Bürgerkrieg aus seiner Heimat nach Deutschland geflohen ist. Im syrischen Nationalorchester spielte er die erste Geige. Als Solist wirkt dazu Pianist Kirill Krotov beim Konzert mit. Wie Sarhan ist auch der russische Konzertmeister Dozent beim Haus der Musik. Dazu unterrichtet er sei 1998 an der Musikhochschule in Mainz. In Steinheim wird er den Chor bei verschiedenen Werken von Karl Jenkins am Klavier begleiten. Das erste Aufeinandertreffen der Sänger mit dem großen Orchester findet erst kurz vor der Premiere statt.

Sir Karl William Pamp Jenkins ist 1944 in Wales zur Welt gekommen. Für Aufsehen sorgte er als maßgeblicher Songwriter bei der experimentellen Band „Soft Machine“ in den 1970er Jahren. Ähnlich wie die frühen Pink Floyd bildet die Band eine Brücke zwischen Avantgarde- und Rockmusik. Eine wichtige Inspirationsquelle für den Musiker ist die Minimal-Music von Steve Reich und anderen zeitgenössischen Komponisten. Sein Werk ist auch durch Jazzrock-Einflüsse und Experimente mit Tonband-Loops geprägt. In den 1980er Jahren wurde Jenkins vor allem für seine Werbemusiken bekannt. Aus dieser Zeit stammt auch die Idee für „Palladio“, das später zu einer großen Streicher-Suite ausgearbeitet wurde. Das Stück ist neben weiteren beim Konzert in Steinheim zu hören. Inspiriert wurde es vom italienischen Renaissance-Architekten Andrea Palladio, dessen Werk Jenkins für seine Harmonie und Klarheit bewundert, Qualitäten, die auch seine eigene Arbeit auszeichnen. Weltweite Erfolge feierte Jenkins mit seiner Formation Adiemus. Zur Zeit des Kosovo-Krieges entstand das Requiem „The Armed Man“, das Texte unterschiedlicher Jahrhunderte zu einem großen Aufschrei für Frieden kombiniert. Teile der Messe sind ebenfalls in Steinheim zu hören.

Ralf Grössler wurde 1958 in Bitburg geboren. Schon im Alter von fünf Jahren erhielt er von seiner Mutter Klavierunterricht. Mit 13 Jahren begann er, Orgel-Stücke zu komponieren. 1984 wurde seine erste Gospelmesse in der Erlöserkirche Fürstenfeldbruck uraufgeführt, ein Jahr später sendete der Bayerische Rundfunk einen Mittschnitt des Werks. 2012 führte das Haus der Musik mit mehr als 120 Sängern und Musikern aus dem rumänischen Târgu Mureș die große Gospelmesse in der Steinheimer Marienkirche vor 600 Zuschauern auf. Beim anstehenden Konzert ist Grösslers symphonische Rhapsode „Our Father In Heaven“ für Solisten, zwei Chöre und großes Orchester zu hören.

Das Konzert „Jenkins meets Grössler & Beethoven“ beginnt am Sonntag, 29. Oktober, ab 17 Uhr in der Steinheimer Marienkirche St. Johann Baptist, Albanusstraße 8. Karten sind für 10 Euro am Einlass erhältlich.

Foto: Die 19-jährige Pianistin Nina Klapper bereitet sich auf den großen Auftritt in der Marienkirche vor.

Foto: Musikalischer Leiter und Haus-der-Musik-Gründer Michael Schnadt dirigiert den Projektchor.

Foto: Die Sänger des Projektchors freuen sich auf das Konzert in der Marienkirche.


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