Betriebsplanung im Staatswald des Forstamts Hanau-Wolfgang

Wolfgang
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Die Betriebsplanung (alter Begriff: „Forsteinrichtung“) für den Staatswald im Forstamt Hanau-Wolfgang hat begonnen.



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Die Staatswaldfläche umfasst knapp 4.000 Hektar (= ca. 5.600 Fußballfelder) Wald. Die größten Waldflächen sind: Wald zwischen dem Neuwirtshaus und Rodenbach, die Bulau, die Lehren östlich von Rodenbach mit den angenzenden Ysenburger Hecken, der Bereich um die Barbarossaquelle, ein Waldteil bei Bruchköbel, und ein größerer Komplex zwischen Gelnhausen-Höchst und Biebergemünd-Kassel.

Planen, um Ziele zu erreichen
HessenForst bewirtschaftet den Staatswald des Landes Hessen, um im Auftrag des Landes  gesellschaftliche Ziele zu erreichen. Diese sind generell äußerst vielfältig; im Ballungsgebiet kommt die hohe Bevölkerungsdichte als prägender Faktor dazu. Auch der hiesige Staatwald soll seinen Beitrag dazu leisten – und er schafft das als anerkanntes Multitalent auch. Um die Ziele im Wald zu erreichen, wenden die Förster in Mitteleuropa eine Reihe wichtiger Prinzipien an:

Prinzip 1 Vielfachnutzung oder Multifunktionalität: es wird bei der Waldbewirtschaftung auf alle wichtigen Leistungen und Funktionen des Waldes geschaut und nicht einseitig z.B.  Holznutzung, Jagd oder Erholung allein fokussiert.

Prinzip 2 Integrierte Wirtschaft: der Förster versucht, auf der gleichen Fläche möglichst viele nachgefragte Leistungen und Funktionen abzudecken, z.B. Holz zu nutzen ohne den Naturschutz über Gebühr einzuschränken. Die Ziele von HessenForst bei der Waldbewirtschaftung fassen die aus verschiedenen Interessensrichtungen kommenden Ansprüche an den Wald zusammen: Erholung in allen Facetten, Naturschutz, Holz als nachwachsender Ökorohstoff, Grundwasserschutz, Bodenschutz, Kohlenstoffbindung. Wie soll man aber die Vielfalt von Leistungen des Waldes mit und den Ansprüchen der Menschen an ihn unter einen Hut bringen? Widersprüche sind unschwer erkennbar. Aufgabe der Försterinnen und Förster ist es, die Ansprüche gegeneinander abzuwägen und fachkundig umzusetzen. Dies erfordert im öffentlichen Wald immer Kompromisse. Keine einzelne Leistung des Waldes wird im Maximum erbracht werden können, aber in der Zusammenschau aller Ansprüche wird ein Optimum erreicht. Eine kleine Ausnahme vom Integrationsprinzip ist der dauerhafte absolute Verzicht auf Holznutzung auf einem Teil der Waldfläche zugunsten der Biodiversität; gut 8 % der Waldfläche im Staatswald des Forstamts dienen als sogenannte „Kernflächen“ nur dem Naturschutz.

Prinzip 3 – Nachhaltigkeit - gilt seit Jahrhunderten. Es garantiert, dass auch unsere Enkel und Urenkel mindestens den gleichen vielfältigen Nutzen aus dem Wald ziehen. Die heimische Forstbranche hat dieses Prinzip entwickelt, zu einem Exportschlager gemacht, an andere Branchen vermittelt und es für den Wald weiter ausgebaut. Heute gilt eine umfassende Nachhaltigkeit: nicht nur die zur Nutzung durch den Menschen zur Verfügung stehende Holzmenge wird betrachtet, sondern die gesamte Vielfalt der Leistungen und Funktionen des Waldes.

Die jetzt angelaufene, alle 10 Jahre stattfindende Betriebsplanung hat genau dieses Ziel, nämlich eine umfassende Nachhaltigkeit sicherzustellen. Dazu werden im ersten Schritt eine Inventur aller Waldflächen durchgeführt und im zweiten die Maßnahmen geplant, mit denen die Ziele erreicht werden sollen, z.B. Generationenwechsel durch Pflanzung oder Saat, Pflege durch gezielte Förderung der vitalsten und besten Bäume, Ernte wertvollen, reifen Holzes. Leitbild ist ein aus vielen, an Boden und Klima angepassten Baumarten bestehender gemischter und stark strukturierter Wald. Er verspricht die beste Widerstandsfähigkeit gegen Klimastress und hält gleichzeitig alle Optionen für die Ansprüche zukünftiger Generationen offen.

Teilziele der Planung im Forstamt Hanau-Wolfgang betreffen die Lenkung der Baumarten-anteile vor dem Hintergrund des laufenden Klimawandels. Um den überdurchschnittlich hohen Eichenanteil von über 20 % der Waldfläche zu erhalten, müssen neue Eichengenerationen eingeläutet werden, aber dabei die für den Naturschutz wertvollen und von den Menschen geliebten Altbestände durch „Verjüngungsinseln“ nur behutsam zu verändern. Als Ersatz für die durch den Klimawandel verschwindende Fichte muss die Anpflanzung von anderen Nadelbaumarten wie Douglasie und Tanne geplant werden – denn auch in Zukunft werden z.B. unsere Dachstühle weiter aus Nadelholz konstruiert werden.      

Inventurmethoden
Mit einfachen, aber robusten Messinstrumenten werden von Experten für Betriebsplanung in jedem Waldbestand Baumhöhen,  Bestandesdichten, Nachwuchs und andere Parameter stichprobenartig gemessen sowie andere Größen, z.B. die ökologisch wichtige Totholzmenge erfasst. Am Ende werden die Daten aller Bestände sortiert und verdichtet, sodass man ein zusammenfassendes aktuelles Bild des gesamten Staatswaldes erhält und Vergleiche zum Zeitpunkt der letzten Inventur vor 10 Jahren ziehen kann. Parallel zur Inventur verläuft die Planung, die von den definierten Zielen und dem Zustand jedes Einzelbestands abgeleitet wird. Die Planungsvorschläge der Betriebsplaner werden dann Bestand für Bestand mit den zuständigen Förstern abgeglichen.

Zeitrahmen und Ausblick
Das Forstamt rechnet mit dem Abschluss der Betriebsplanung gegen Ende des laufenden Jahres. Die örtlichen Förster können ihre Arbeit auf der Basis frischer Daten und einer aktuellen Planung für die nächste 10-Jahres-Periode nachhaltig fortsetzen. Die naturschutzgerechte, schonende Waldbewirtschaftung wird durch externe Experten des Nachhaltigkeitszertifikats FSC unter die Lupe genommen werden. Das Forstamt ist überzeugt, die hohen Ansprüche zu erfüllen.


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