Biotoppflege im Hasselrother Grünland

Hasselroth
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Um die Funktionsfähigkeit von Flutmulden als Laichhabitat für Amphibien und Nahrungsbiotop für wiesenbrütende Vogelarten wiederherzustellen, führte die Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA) in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Hasselroth umfangreiche Pflegemaßnahmen durch.



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Noch vor 50 Jahren war der Kiebitz ein Allerweltsvogel. Fast überall in Deutschland war er auf Feldern und Wiesen anzutreffen. Heute ist er genauso wie die Bekassine oder Uferschnepfe weitgehend aus den offenen Landschaften an unseren Flussauen verschwunden. Mittlerweile gehört der sympathische „Ostervogel“ sogar zu den bedrohten Arten. Trotz zahlreicher Schutzmaßnahmen ist sein Bestand in den letzten 20 Jahren um die Hälfte zurückgegangen – ein Ende ist nicht absehbar. Wenn nicht schnell zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, dürften Kiebitze in einigen Regionen bald ganz verschwunden sein.

Um diesem Negativtrend im Main-Kinzig-Kreis entgegenzuwirken, führt die GNA seit 2015 ein Projekt zum Erhalt der artenreichen, extensiv bewirtschafteten Grünlandbestände in der Kinzigaue durch, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit Sitz in Osnabrück drei Jahre lang unterstützt wird. Ziel des Vorhabens ist es, die landwirtschaftlich genutzten Flächen durch effiziente Renaturierungsmaßnahmen für wiesenbrütende Vogelarten und seltene Amphibien als Lebensraum zu erhalten. Denn auch die Bestände des nach der Roten Liste Hessens als „stark gefährdet“ eingestuften Europäischen Laubfrosches sind drastisch eingebrochen.

Schutz durch Nutzung

Das Vorhaben basiert auf dem Ansatz „Schutz durch Nutzung“ und setzt ganz bewusst auf die Kooperation mit der örtlichen Landwirtschaft. Die Anforderungen der landwirtschaftlichen Produktion werden mit den naturschutzfachlichen Zielen für Grünland als Lebensraum unzähliger Tier- und Pflanzenarten verknüpft. Die Fachleute der GNA achten zudem darauf, dass durch Artenschutzmaßnahmen keine landwirtschaftlichen Flächen verloren gehen.

Feuchtbiotope schaffen

Selbst kleine Feuchtstellen im Grünland sind schon günstig für Kiebitze, da sie Alt- und Jungvögeln Nahrung liefern. Dazu zählen neben Pflanzensamen v.a. Regenwürmer und andere Bodenorganismen. Noch effektiver sind größere feuchte Senken oder Flutmulden, die – wenn sie tief genug sind - auch von Amphibien zur Fortpflanzung genutzt werden. So sanierten die Artenschützer der GNA im Rahmen der Pflegemaßnahmen einen stark verlandeten Gewässerkomplex in der Kinzigaue von Neuenhaßlau, der aus vier einzelnen Gewässerbiotopen besteht. Eine mehr als 2.000 m² große Flutmulde wurde vom Bewuchs befreit, der Rohboden wiederhergestellt und das Ufer weiter abgeflacht. Im Tiefenbereich entfernte man den Schlamm und am Rand die hoch aufgewachsenen Weiden. Letzteres ist besonders wichtig, denn Kiebitze sehen in Gehölzsäumen Ansitzwarten für Beutegreifer (wie z.B. Greifvögel) und meiden diese deshalb in einem größeren Abstand. Somit sind schon heute viele Flächen in der inzwischen nur noch halboffenen Kinzigaue als Brutplatz nicht mehr nutzbar. Zu viele Storchenmaste in der Aue tun ihr Übriges, um den Kiebitz zu vertreiben. Finanziert wurden die umfangreichen Baggerarbeiten auf Flächen der Gemeinde Hasselroth u.a. mit Ausgleichsmitteln der Unteren Naturschutzbehörde des Main-Kinzig-Kreises.

Kinderstuben erhalten

Ebenso bedeutend ist eine weitere Pflegemaßnahme am so genannten „Weidentümpel“, die Anfang 2017 auf Initiative der GNA von der Gemeinde Hasselroth durchgeführt wurde. „Der Tümpel, ein Laubfrosch-Laichhabitat mit nachgewiesener Reproduktion, war von großen Weiden eingerahmt, die zunehmend die Wasserfläche beschatteten. Laich und Larven des Laubfrosches benötigen aber Wärme, um sich gut entwickeln zu können. Deshalb sind es gerade die besonnten, relativ vegetationslosen Kleingewässer, die zur Arterhaltung im Main-Kinzig-Kreis beitragen.“, berichtet Susanne Hufmann, Diplom-Biologin und seit 2015 Vorsitzende der Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung. Nicht nur Wiesenbrüter und Amphibien profitieren von den neuen Strukturen im Kinzigtal. Auch seltene Libellen werden sich in den neuen Stillgewässern ansiedeln, auf die sie wegen ihrer Lebensweise angewiesen sind: Sie legen ihre Eier, aus denen schließlich die Larven schlüpfen, im Wasser ab und verlassen das Gewässer erst wieder als erwachsene Fluginsekten.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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