Eine zehnjährige Beziehung, die es in sich hat

Neuenhaßlau
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War es Liebe auf den ersten Blick? Das kann man so eigentlich nicht sagen, aber im Laufe von zehn Jahren ist zwischen dem Gemischten Chor der Sängervereinigung Neuenhaßlau 1883 e. V. und dem Chorleiter Wolfgang Runkel eine außerordentliche Beziehung entstanden, die dazu beiträgt, dass beide Seiten mit großer Achtung voneinander sprechen.



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Der Verein, der in diesem Jahr 134 Jahre besteht  wurde zuvor von dem Chorleiter Thomas Löffler geleitet.  Nach einem erneuten Chorleiterwechsel erfolgte die Kontaktaufnahme zwischen der Sängervereinigung und Wolfgang Runkel vergleichbar mit der Geschichte der drei Heiligen Könige aus dem Morgenland: drei "Abgesandte" des Vorstands kamen zum Ende der Christmette um Mitternacht auf die Orgelempore um Wolfgang Runkel die Chorleitung anzubieten.

So kam es, dass im Jahr 2007 der neue Chorleiter seinen Dienst antrat. Natürlich war die erste Zeit von "gegenseitigem Kennenlernen" geprägt - der Chorleiter versuchte rauszufinden, was der Chor kann bzw. wie sehr der Chor gefordert werden kann. In 2011 gab es unter dem Titel "Rock - Pop- Schlager" den ersten Projektchor, mit dem der gemischte Chor bereits gut Zuwächse verbuchen konnte. Seitens des Vereins gab es im Jahr 2012 einen radikalen Wechsel: im Vorstand waren - bis auf den Kassierer - alles Positionen in Frauenhand! Im gleichen Jahr lief auch die Aktion "Chor sucht Männer" und auch die Zusammenarbeit mit dem Chorleiter trug ihre Früchte. Viele Menschen, die den Chor über Jahre gehört haben, stellten fest, dass es innerhalb weniger Jahre eine regelrechte Leistungsexplosion gegeben hatte. In den Jahren 2013 bis 2016 konnten zahlreiche neue Stücke, in diversen Projekten einstudiert werden, Diese entstammen immer einer gemeinsamen Entscheidung von Chor und Chorleiter. „Es gibt da eine Gratwanderung: den Chor fordern ohne ihn zu überfordern" meint Wolfgang Runkel.  Als Initialzündung wird von beiden Seiten ein Arrangement des Queen-Hits  „Bohemian Rhapsody" bezeichnet, ein Werk, das von wenigen Chören gesungen wird, weil es sehr anspruchsvolle Passagen und mehrere Tempowechsel beinhaltet. Aber da es ein großer Wunsch der Chormitglieder war, nahm man es in Angriff und präsentierte es eindrucksvoll und auf einem hohen Niveau.

Worin liegt das Geheimnis der gelungenen Zusammenarbeit? Die Hauptmotivation sieht Wolfgang Runkel darin, das "Gleichgesinnte" mit einem Riesenspaß an der Musik zusammentreffen und willig die viele Arbeit an Aussprache, Intonation und auch Rhythmus annehmen. Für 2017 ist das Projekt "Best of ..." geplant, in dem Stücke aus fünf Jahrhunderten, Klassiker von Brahms, Schumann bis in die Moderne  präsentiert werden.

An dieser Stelle soll nun einmal der musikalische Werdegang von Wolfgang Runkel "beleuchtet" werden - hier seine eindrucksvolle Vita: Wolfgang Runkel (geb. 1981) erhielt seine Ausbildung an der Musikhochschule Frankfurt/Main. Dem Schulmusik-Studium (Staatsexamen 2006) folgte ein Klavier-Aufbaustudium bei Andreas Meyer-Hermann (Diplom 2008), sowie, nach seiner Ernennung zum Kantor der Evangelischen Kirchengemeinde in Frankfurt Bergen-Enkheim 2013, ein berufsbegleitendes Kirchenmusik-Studium (Künstlerisches Orgelspiel: Martin Lücker, liturgisches Orgelspiel und Improvisation: Gerd Wachowski, theologische Fächer: Martin Bartsch), das er 2015 mit Auszeichnung abschließen konnte. I m Anschluss an seine Chorleitungs-Studien bei Winfried Toll war er für zwei Jahre Chorrepetitor beim Konzertchor der Stadt Wiesbaden und arbeitete als musikalischer Assistent und Dirigent mit Chören wie dem Vocalensemble Gelnhausen, der Johanniskantorei Frankfurt, der Frankfurter Singakademie, der Kantorei Wetzlar und der Frankfurter Kantorei.

2011 erhielt er am Schauspiel Frankfurt ein Engagement für die Komposition und Einstudierung der Chöre in Ibsens „Wildente“ (Regie: Karin Henkel). Es folgten Aufträge zur Einstudierung der Bühnenmusiken von Jörg Gollasch für „Hamlet, Prinz von Dänemark“ (Regie: Oliver Reese, 2011/2012) sowie von Ari Benjamin Meyers für „Dantons Tod“ (Regie: Ulrich Rasche), deren gesamte Vorstellungsserie er in den Spielzeiten 2014/2015 und 2015/2016 auch musikalisch leitete. Zuletzt studierte er in den Kammerspielen den von Diana Syrse komponierten Bühnenchor für die Uraufführung „Der alte Affe Angst“ (Regie: Ersan Mondtag) ein. Neben seiner langjährigen Tätigkeit als Pianist für die tourfähigen Kinderopern an der Oper Frankfurt (2006 – 2014) führten ihn Engagements als Organist, Pianist und Dirigent u.a. in die Alte Oper Frankfurt, zu den Weilburger Schlosskonzerten, zum Rheingau-Musik-Festival sowie in den Sendesaal des Hessischen Rundfunks. Seit 2013 erweitert er sein Spektrum durch Konzertprojekte im Bereich der Neuen Musik mit dem hr-Sinfonierorchester unter Dirigenten wie Paavo Järvi, Frank Strobel und Lucas Vis an Cembalo, Celesta, Glockenspiel, Hammond-Orgel und Synthesizer. Als Dirigent arbeitete er projektbezogen mit der Frankfurter Kapelle, der Sinfonietta Frankfurt sowie mit Mitgliedern des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters.

In der vergangenen Spielzeit 2016 sprang er für drei Vorstellungen der szenischen Fassung von Händels „Messiah“ als Continuo-Organist im Frankfurter Opern- und Museumsorchester ein.   Als Chordirigent leitet er seit 2007 die Sängervereinigung Neuenhaßlau sowie seit 2011 die Kantorei Bergen-Enkheim. 2016 wurde er zum Chordirektor der Internationalen Opernakademie Bad Orb berufen und erarbeitet als Gastdirigent aktuell mit der Kantorei St. Nicolai in Frankfurt die für Ende November geplante Deutsche Erstaufführung von Peteris Vasks „Da pacem, Domine“. Für 2017 sind Johannes Brahms' „Requiem“, Franz Lehárs „Lustige Witwe“ und Camille Saint-Saëns' „Oratorio de Noël“ unter den anstehenden Chorprojekten hervorzuheben.


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