Hasselroth: 14 Hektar für Vögel und Amphibien in der Kinzigaue

Niedermittlau
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Die Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA) beginnt in diesen Tagen mit einer der größten Umgestaltungsmaßnahmen in der Kinzigaue. „Die Genehmigungen sind eingeholt, die Ausschreibung ist abgeschlossen, die Baustelle eingemessen und auch das Bauschild hat schon seinen Platz gefunden“, berichtet Susanne Hufmann, Projektleiterin (GNA) schmunzelnd. Die Biologin spricht von einer der größten und umfangreichsten Umgestaltungsmaßnahmen seit Jahren, die in der Kinzigaue nun realisiert werden wird.



„Allein die Fläche von insgesamt 14 Hektar, die dem Wiesenvogelschutz und der in Zeiten von Dürre und Trockenheit stark beeinträchtigten Amphibienfauna zukünftig zur Verfügung steht, rechtfertigt diese Superlative. Dazu wird auf einer bisher sehr intensiv genutzten und drei Hektar großen Mähwiese in den nächsten Monaten ein ganz neues Kiebitzrefugium entstehen. Es schließt nahtlos an das bereits erfolgreich auf Hasselrother Gemeindeboden seit 2004 „step by step“ und zuletzt 2022 revitalisierte Feuchtgebiet Herrenbruch an und ergänzt dieses sinnvoll und folgerichtig.“

Nicht nur die Fläche und das Bauvolumen sind nennenswert. Auch die Vorbereitungs- und Planungszeit war überdurchschnittlich lang und aufwendig. „Dies ist aber bei so einem Vorhaben nicht anders zu erwarten.“ berichtet Hufmann. Denn viele Mitwirkende, darunter kommunale Vertreter wie Bürgermeister und Bauamtsleiter, Landwirte und Landnutzer, Jagdpächter, Umweltbeiräte sowie weitere Entscheidungsgremien müssen informiert und „an Bord geholt werden“. Manchmal sei Überzeugungsarbeit zu leisten und natürlich müssen und sollen alle Beteiligte einverstanden sein, um letztlich zuzustimmen. Dies ist auch eine grundlegende Bedingung des Fördermittelgebers, in diesem Fall des Landes Hessen. Mitfinanziert wird das Projekt zu 60 % durch die Bundesrepublik Deutschland. Dies geschieht im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK). Als Bewilligungsstelle für diese investiven Naturschutzmaßnahmen in der Agrarlandschaft fungiert das Regierungspräsidium Darmstadt.

Ist dies geschafft, ist für das Planungsteam der GNA der Zeitpunkt im Verfahren erreicht, an dem die behördlichen Genehmigungen eingeholt werden müssen. Dazu muss gemäß der Hessischen Bauordnung ein Bauantrag gestellt werden, im Zuge dessen auch weitere Behörden des Main-Kinzig-Kreises wie die Untere Naturschutzbehörde und die Untere Wasserbehörde das Vorhaben prüfen, mit Nebenbestimmungen versehen und – wenn alles gut geht – bewilligen.

Die Entwicklung des Feuchtgebietes in Niedermittlau hat nicht nur eine ökologische Aufwertung des gesamten Areals, sondern im speziellen die Förderung der Wasserralle, von Kiebitz, Bekassine, Laubfrosch, Erdkröte, Grasfrosch, Gelbbauchunke und anderen stark gefährdeten Auenarten zum Ziel. Dazu ist zunächst einmal die Entfernung von Grabengehölzen notwendig. Denn der sehr tiefe Graben, der für Kiebitzküken und andere Jungvögel zur Todesfalle werden kann, soll auf einer Länge von immerhin 380 Metern in ein Feuchtbiotop mit flachen Ufern umgewandelt werden. Auch die Grabenmündung in den inzwischen bachähnlichen Etzwiesengraben wird umgestaltet und vergrößert, ebenso die Fläche des bereits vorhandenen Schilfbiotops. Das Wassermanagement geschieht in Zukunft mit Hilfe eines Wehres, das während lang anhaltender Dürreperioden das Wasser in der Aue zurückhält, bei Hochwasser aber überströmt wird und damit einen Abfluss gewährleistet. Die wichtigsten Maßnahmen sind aber die im Grünland: Gemeint ist die Anlage eines durch einen Ringraben geschützten Kiebitzrefugiums, Rohbodenarealen auf der „Insel“ und eine Furt.

Denn die GNA wäre nicht die GNA, wenn nicht auch schon im Vorfeld an die zukünftige Nutzung und Pflege des Gebietes gedacht worden wäre. Geplant ist, dass die bereits im Herrenbruch erfolgreich durchgeführte extensive Beweidung durch Rinder der Rassen Charolais und Angus auf das umgebende Grünland ausgeweitet wird. Das wird ermöglicht durch eine Furt, die zur weiteren landwirtschaftlichen Bewirtschaftung – sei es als Weide oder auch als Mähwiese - bereits frühzeitig in die Planungen integriert wurde. „Mehr und ausführlichere Informationen zum Projektverlauf finden Interessierte ab sofort auf unserer Homepage www.gna-aue.de unter der Rubrik 'Bericht von der Baustelle'", schließt Hufmann ihren Bericht ab.

Zur Unterstützung ihrer Auenschutzprojekte für Kiebitz und Co. bittet die GNA um Spenden auf das Konto IBAN: DE 75 5066 3699 0001 0708 00 bei der Raiffeisenbank Rodenbach (BIC: GENODEF1RDB). Die gemeinnützige Naturschutzorganisation ist berechtigt, Spendenbescheinigungen zur Vorlage beim Finanzamt auszustellen. Mehr Informationen gibt es wie immer unter www.gna-aue.de.

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