Faxe M. Müller: Aufbruch in eine neue Bestattungskultur

Jossgrund
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Der Bildhauer Faxe M. Müller aus dem Jossgrund beschreitet mit seiner jüngsten Kreation, den „Lebenszeiturnen“, einen neuen Weg in der Bestattungskultur. „Last Home“ nennt er die Leuchtobjekte, die er für die Aufstellung in Wohnräumen konzipiert hat.

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Ihre Besonderheit: Ohne Beleuchtung lassen sie sich eines Tages als letzte Ruhestätte für den Besitzer oder einen Angehörigen verwenden.

Die „Last Home“-Skulpturen mit ihrer konkaven und konvexen Formgebung erinnern dank architektonischer Merkmale an Wohngebäude. Sie bestehen aus Stahlblech und erhalten als Zeichen der Vergänglichkeit eine natürliche rotbraune Patina aus Edelrost. Kontrastiert wird die Außenhaut durch eine weiße seidenmatte Fensterfolie, welche die Fensterdurchbrüche schließt. Bei eingeschalteter Beleuchtung erstrahlt durch diese Fenster warmes Licht. Die Kunstwerke lassen sich mit wenigen Handgriffen zu Urnen umfunktionieren: Entfernt man die auf der Bodenfläche montierte Beleuchtung, kann die Skulptur eine Standard-Aschekapsel beherbergen. „Die Lichtskulptur wird dadurch zum Haus, das einen neuen Bewohner aufnimmt“, kommentiert Bildhauer Faxe Müller.

Bestattungskultur im Umbruch

„In der westlichen Kultur war der Tod schon immer ein zentrales Thema, man denke an die zahlreichen Heiligendarstellungen oder auch die Kunst des memento mori  im Mittelalter bis hin zur Romantik“, so der Künstler. „Heute hingegen ist das Thema Tod weitgehend aus dem öffentlichen Diskurs verschwunden, es wurde in Alten- und Pflegeheime sowie auf Friedhöfe verbannt. Es wäre an der Zeit, sich wieder intensiver mit dem ewigen Kreislauf der Natur – und somit auch mit der Bedeutung der Natur als unser aller Lebensgrundlage – zu beschäftigen.“

„Unsere Bestattungskultur befindet sich in einem langsamen, aber steten Wandel. Man denke an den ‚Friedwald’, also die Bestattung zwischen Bäumen – ein uralter Brauch, der aber erst in neuerer Zeit wieder mehr Verbreitung gefunden hat“, so Müller. „In Deutschland besteht aber nach wie vor die Friedhofspflicht: Man darf, anders als etwa in den USA, die sterblichen Überreste seiner Angehörigen (noch) nicht mit nach Hause nehmen. Hier stehen zentrale Fragen im Raum: Wohin entwickelt sich unser Umgang mit dem Tod? Ist eine Bestattung bald nur noch eine App auf dem Smartphone?“

Gebrauchskunstobjekte

Nach Angaben von Aeternitas e.V. ist der Trend hin zur Feuerbestattung ungebrochen und dürfte mittlerweile etwa die Hälfte aller Bestattungen in Deutschland ausmachen. Gleichzeitig wächst der Wunsch vieler Menschen, zu Lebzeiten die Dinge vor dem eigenen Tod selbst zu regeln. An dieser Stelle setzen Müllers „Last Home“-Skulpturen an. Faxe Müller will die Urne als ästhetisch reizvolles, aber ansonsten ganz alltägliches Gebrauchskunstobjekt in das private Umfeld einbringen. Dazu gestaltet oder beschriftet er die Skulpturen nach individuellem Wunsch.

Im Sinne der Nachhaltigkeit sind die Leuchtobjekte mit energiesparenden warmweißen LEDs ausgestattet. Besonders geeignet sind sie für Urnenwände (Columbarium), aber auch für Erdbestattungen auf Friedhöfen. Zudem offeriert der Bildhauer Skulpturen zur direkten Befüllung mit Asche, also ohne integrierte Beleuchtung.

Die Objekte stoßen laut Faxe Müller auf interessierte Nachfragen, auch die Anfrage eines Museums nach einer dieser Skulpturen liege bereits vor. Weitere Informationen zu den „Last Home“-Skulpturen finden sich unter www.wunsch-urne.com


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