"Die Weidetierhalter stehen mit dem Rücken zur Wand"

Winfried Ottmann (1.v.l), Michael Reul (3.v.l) und CDU-Fraktionsmitglieder im Gespräch mit Landwirten rund um Frank Röder (4.v.l.).

Pfaffenhausen
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Vertreter der CDU-Kreistagsfraktion Main-Kinzig haben kürzlich Landwirt Frank Röder auf seinem „Ökohof Röder“ in Jossgrund-Pfaffenhausen besucht, um sich über die Schwierigkeiten zu informieren, die den Landwirten durch die zunehmende Wolfspopulation in der Region entstehen. Neben seinem Sohn Marvin haben auch die Landwirte Benjamin Rützel und Roland Kistner an dem Austausch teilgenommen.

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Die Christdemokraten nutzten den Termin zugleich, um mit den Landwirten über ihre Resolution zum Umgang mit dem Wolf zu sprechen, die im Kreistag von der Kreiskoalition eingebracht und beschlossen wurde. Frank Röder berichtete dabei von den Problemen, die der Wolf für seine Rinder- und Damwildhaltung mit sich bringt: "Wir Weidetierhalter stehen mit dem Rücken zur Wand. Nicht nur die ständige Sorge, dass Wölfe unsere Tiere angreifen, auch der enorme Aufwand, wolfssichere Zäune zu errichten und zu unterhalten, stellt uns vor große Herausforderungen. Wir können das nicht mehr stemmen.“

Die Weidetierhalter erhalten bei einem Wolfsriss nur dann eine Entschädigung, wenn sie nachweisen können, dass sie „wolfssichere Zäune“ eingesetzt haben, die allen Vorgaben des Landesamtes entsprechen. Den Irrsinn dieser Vorgaben verdeutlichte Frank Röder den Christdemokraten bei einem Rundgang über die Weide. So müsse über Kilometer hinweg ein Elektrozaun mit u.a. einem Draht auf exakt 20 cm Höhe über dem Boden gespannt sein, da schon kleinste Abweichungen von dieser Höhe dazuführten, dass der Zaun nicht mehr als wolfssicher eingestuft werde. „Bei jeder Mulde und jedem kleinen Hügel müssen wir den Zaun neu anpassen, um exakt auf diese 20 cm zu kommen. Außerdem muss der Zaun ganzjährig frei von Bewachsung gehalten werden. Wir sind aktuell nur noch damit beschäftigt die Zäune zu überprüfen und frei zu schneiden, so Frank Röder. Landwirt Benjamin Rützel ergänzte, dass dies kein heimischer Landwirt mehr leisten könne, da man schließlich auch noch Tiere habe, um die man sich kümmern müsse.

Stellenweise mussten sogar drei Zäune hintereinander aufgestellt werden, um die ausführlichen Vorgaben des Landesamtes und die Anforderungen an die Tierhaltung zu erfüllen. Das bereits angeschaffte mobile Zaunmaterial muss nun ausgetauscht werden, da es nicht mehr den neuen Vorgaben entspreche. Die Kosten für die „wolfssicheren“ Zäune bekommen die Landwirte nur zum Teil ersetzt und das auch erst nach mehreren Monaten. 

Aus Sicht der Christdemokraten ist dieser Bürokratiewahn ein Unding. „Unsere Landwirte leisten einen großen Beitrag dafür, dass unsere schützenswerte Kulturlandschaft erhalten bleibt. Sie arbeiten tagein, tagaus, sieben Tage die Woche, ohne auch nur ansatzweise gerecht entlohnt zu werden. Als Dank für ihre Arbeit werden Sie noch mit Auflagen und Vorgaben überschüttet. Das muss sich dringend ändern, sonst wird die Weidetierhaltung im Kreis und im ganzen Land aussterben“, betonte Landtagsabgeordneter Michael Reul und versprach dies auch weiterhin deutlich in Wiesbaden zu formulieren. Denn die Folgen für unsere Region wären dramatisch. Die Kulturlandschaft würde brach liegen, heimische Insekten- und Pflanzenarten würden aussterben und es würde keine regionalen Lebensmittel mehr geben. 

Der letzte Wolfsangriff fand bei Herrn Röder im August statt. 10 Tiere hat der Wolf in einer Nacht gerissen. „Es war ein grausamer Anblick, die Tiere waren übel zugerichtet. Ich konnte in den Wochen danach nachts nicht mehr schlafen, weil ich mir ständig Sorgen gemacht habe, ob der Wolf wieder zugeschlagen hat“, berichtete der Landwirt. Mittlerweile wurde der Wolfsriss auch mittels DNA-Proben durch das Landesamt bestätigt. Dies gelingt jedoch nicht immer. Durch Umwelteinwirkungen oder Nachfraß von Füchsen können die Proben fehlerhaft werden.
„Wir brauchen unbürokratischere Entschädigungsverfahren und eine Beweislastumkehr zugunsten der Weidetierhalter. Wenn ein Weidetier gerissen wurde und die Behörden einen Wolfsriss nicht hundertprozentig mittels DNA-Proben ausschließen können, müssen die Weidetierhalter entschädigt werden. Dafür haben wir uns mit der Resolution eingesetzt“, erklärte Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann (CDU). Außerdem waren sich die Teilnehmer des Austauschs einig, dass die Kosten für die wolfssicheren Zäune künftig vollständig und zeitnah von den Behörden ersetzt werden müssen.

Doch auch bezüglich der wachsenden Wolfspopulation selbst müsse man endlich tätig werden. „In den letzten Monaten haben wir eine besorgniserregende Zunahme von Wolfsangriffen auf Nutztiere in unserer Region erlebt. Auch wenn wir die Arterhaltung des Wolfes grundsätzlich anerkennen, müssen endlich rechtssichere Möglichkeiten geschaffen werden, um Problemwölfe schnell entnehmen zu können“, so Michael Reul.

Auf Kreisebene sind die Handlungsmöglichkeiten dabei jedoch sehr beschränkt. Der strenge Schutz des Wolfes ist durch EU-Recht und Bundesrecht festgeschrieben. Auch auf Landesebene bestehen Handlungsmöglichkeiten, um ein aktives Bestandsmanagement der Wolfspopulation zu betreiben. Daher haben sich die Christdemokraten und ihr Koalitionspartner mit einer Resolution an diese Ebenen gerichtet und sie nachdrücklich zum Handeln aufgefordert.

Die zentralen Forderungen der Resolution lauten:

  1. Die Aufforderung eine Neubewertung des Schutzstatus des Wolfes auf europäischer und internationaler Ebene zu prüfen.
  2. Die Umsetzung eines regional differenzierten Bestandsmanagements, um bestimmte Gebiete wolfsfrei zu halten.
  3. Die Anordnung einer Populationsstudie zum Wolf in Hessen.
  4. Die Etablierung eines Dialogforums „Weidetierhaltung/Wolf in Hessen“.
  5. Eine Optimierung des Wolfsmonitorings.
  6. Die Einführung einer Beweislastumkehr bei Verdachtsfällen von Wolfsrissen.
  7. Die aktive Entnahme einzelner Problemtiere, um Menschen und Weidetiere vor Übergriffen zu schützen.
  8. Die Aufnahme des Wolfs ins hessische Jagdgesetz.

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Winfried Ottmann (1.v.l), Michael Reul (3.v.l) und CDU-Fraktionsmitglieder im Gespräch mit Landwirten rund um Frank Röder (4.v.l.).


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