Lebendiges Wohnquartier statt gewerblicher Brachflächen

Eine Jury aus Fach- und Sachpreisrichter*innen ließ sich die Entwürfe der Architekten und Stadtplaner durch das projektsteuernde Büro Drees & Sommer erläutern und prämierte anschließend die drei stärksten Beiträge im städtebaulichen Realisierungswettbewerb. © Stadt Maintal

Dörnigheim
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Es waren vor allem Gewerbebetriebe, die sich in den 70er Jahren am Dörnigheimer Ortsrand ansiedelt haben.



Heute werden die meisten Flächen nicht mehr genutzt, befinden sich durch das Wachstum des Stadtteils aber in bester Lage. Mit der Entwicklung eines lebendigen Wohnquartiers soll das Potential dieser Konversionsflächen genutzt werden.

Geplant ist ein fußgänger- und radverkehrsfreundliches, sowie klimagerechtes Wohngebiet für alle Einkommensgruppen mit Dienstleistungsangeboten und öffentlichen Freiflächen. Ideen lieferte ein städtebaulicher Wettbewerb, an dem sich acht Architektur- und Stadtplanungsbüros beteiligten. Dieser Wettbewerb folgte den Richtlinien für Planungswettbewerbe (RPW 2013) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Diese legen den genauen Verfahrensablauf, bis hin zur Höhe des Preisgeldes, fest.

Maintal-Mitte bezeichnet ein rund neun Hektar großes Areal zwischen Bahntrasse, Berliner Straße, dem Neubaugebiet „Eichenheege“ und den Tennisplätzen, das sich durch seine zentrale Lage und die optimale Anbindung an Nahverkehrsangebote auszeichnet. Dort befinden sich unter anderem das sogenannte Rink- und Ambrosius-Gelände, die Flächen des Eigenbetriebs Betriebshof und der Feuerwehr Dörnigheim. Diese gehören zu ungefähr gleichen Teilen der Stadt Maintal, sowie Instone Real Estate und Rink. Anstelle der ehemaligen Gewerbeflächen soll hier ein urbanes Quartier mit unterschiedlichen Wohnformen, Orten für Begegnung und grüner Infrastruktur entstehen. So soll flächensparend neuer Wohnraum entwickelt werden, um den wachsenden Druck auf den Wohnungsmarkt mit stetig steigenden Mieten zu mildern.

Für eine optimale städtebauliche Entwicklung erfolgte auf Beschluss der Stadtverordneten die Ausschreibung eines städtebaulichen Wettbewerbs. „Ziel sollte sein, von mehreren Planungsbüros verschiedene Entwicklungsvarianten für ein lebendiges, klimaangepasstes, autoarmes Wohngebiet mit hoher Freiraumqualität zu erhalten. Dabei soll sich das neue Wohngebiet harmonisch in die Umgebung einfügen“, erläutert Bürgermeisterin Monika Böttcher als zuständige Stadtplanungsdezernentin. Daher enthielt die Ausschreibung klare Vorgaben zur städtebaulichen Struktur, sowie zu Grün- und Freiräumen, ebenso wie zu den Themen Mobilität, Lärm-, Klima- und Naturschutz. Mit der Entwicklung des Quartiers sollen zudem die erforderlichen Infrastruktur- und Gemeinbedarfseinrichtungen frühzeitig bereitgestellt werden. Dazu gehören Standorte für zwei Kitas, sowie ausreichend Flächen für Kinderspielplätze. Auch für Jugendliche sollen adäquate Aufenthaltsangebote entstehen.

Acht Fachpreisrichter*innen mit Architekt*innen und Stadtplaner*innen, sieben Sachpreisrichter*innen mit Bürgermeisterin Monika Böttcher, Jörg Wuff als Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung, Leo Hoffmann (FDP), Eva Maria Holter (SPD), Angela Lochmann (Grüne), Götz Winter (CDU) und Christian Wolf (WAM) als Vertreter*innen der Fraktionen, sowie weitere Sachverständige ohne Stimmrecht bewerteten kürzlich die anonymisierten Entwürfe. Dabei diskutierte die Jury unter der Leitung des renommierten Architekten und Städtebauers Prof. Dr. Franz Pesch einge­hend die Vor- und Nachteile der einzelnen Lösungsansätze.

Erst nach der gemeinsamen Abstimmung der Preisränge eins bis drei haben die Jurymitglieder erfahren, von welchen Architekturbüros die Entwürfe stammen. Sieger des Wettbewerbs ist der Entwurf von Planquadrat Elfers Geskes Krämer GmbH und der R&T Verkehrsplanung GmbH. Die Gewinner schlagen eine eigenständige Entwicklung der insgesamt vier Teilbereiche vor und sehen Geschosswohnungsbauten, Stadthäuser mit kleineren Appartements, gemeinschaftliche Sonderwohnformen und altersgerechtes Wohnen vor – insgesamt mit rund 800 Wohneinheiten.

Die Quartiersmitte – durch die Begrünung von den Planern als „Grüner Salon“ bezeichnet – bündelt gemeinschaftsorientiere Nutzungen wie Gastronomie, Mobilitätsberatung oder Raum für Co-Working und ist als Begegnungsraum gedacht. Gesundheitsbezogene Dienstleistungen und ein Gastronomieangebot verteilen sich über das gesamte Quartier. Auch zwei Kitas sind an zentralen Stellen vorgesehen. Eine Ringerschließung am Rand des Wohngebiets würde den motorisierten Verkehr zu den Stellplätzen in die beiden Quartiersgaragen leiten, ohne das Innere des Gebiets zu belasten, sodass hier Aufenthaltsqualität entsteht. „Der Entwurf hält die Balance zwischen einer Vielzahl an unterschiedlichen Gebäudeformen und städtischem Grün. Wohnungsnahe Freiräume und ein Grünzug, der sich harmonisch durch das Gebiet zieht, tragen zu einer angenehmen Wohnatmosphäre bei“, so Prof. Dr. Pesch. Für Instone trug „insbesondere die Gruppierung der Wohnbebauung um die Quartiersgarage zu einer sichtbaren Aufwertung des Quartiers bei“, so Ralf Werner, COO Nordrhein-Westfalen und Rhein-Main von Instone Real Estate.

Der Wettbewerbsbeitrag, der in der Bewertung durch die Jury auf Rang zwei kam, überzeugte durch seine klare Struktur mit einer Vielfalt an Wohnungstypen mit Mehrfamilien-, Reihen-, Einfamilien- und Kettenhäusern, einem Atriumhaus mit betreutem Wohnen, sozialen Einrichtungen und Praxen, sowie zwei Kitas. Ein Quartiershaus würde unterschiedliche Angebote für ein aktives Gemeinwesen enthalten. Auch hier wäre im Zentrum des Quartiers eine gemeinsame grüne Mitte als urbaner Park geplant. Eine Quartiersgarage würde als Mobilitäts-Hub weitere Mobilitätsangebote bereitstellen. Bei diesem Entwurf wurde allerdings Optimierungsbedarf hinsichtlich der Baukörpertiefen, der Quartiersgarage, dem Standort einer der beiden Kitas und der Kaltluftdurchströmung gesehen.

Beim Beitrag, der Platz drei belegte, hob die Jury positiv die Vielfalt an Bautypen hervor, merkte aber die etwas unruhige Anordnung der Kubaturen und Sonderformen negativ an. Zudem wurde die zurückhaltende Begrünung der Innenhöfe als Konsequenz aus den geplanten Tiefgaragen bemängelt, die aufgrund des hohen Grundwasserspiegels zudem ein unkalkulierbares Kostenrisiko darstellen.

Nach der Prämierung der eingereichten Entwürfe, erhalten die Plätze eins bis drei ein Preisgeld in Höhe von 42.000, 25.200 und 17.200 Euro. Die drei Beiträge sind im Rathaus in der Klosterhofstraße 4-6 in Hochstadt ab jetzt bis zum 27. Februar während der Öffnungszeiten der Verwaltung zu sehen sein. Der Siegerentwurf wird vom Architekturbüro Planquadrat in der öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Bau und Stadtentwicklung am Dienstag, 20. Februar, um 19 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses vorgestellt.

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Eine Jury aus Fach- und Sachpreisrichter*innen ließ sich die Entwürfe der Architekten und Stadtplaner durch das projektsteuernde Büro Drees & Sommer erläutern und prämierte anschließend die drei stärksten Beiträge im städtebaulichen Realisierungswettbewerb. © Stadt Maintal


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