Getötetes Ehepaar Klock: Mord oder wieder Freispruch?

Maintal
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Am 6. Juli 2014 wurden Harry und Sieglinde Klock auf der „Main-River-Ranch“ am Stadtrand von Maintal getötet. Als Täter überführt wurden Vater und Sohn, die das Gelände von dem Ehepaar angemietet hatten. Verurteilt wurden sie allerdings nicht: Notwehr und Nothilfe lautete die Entscheidung des 1. Großen Strafkammer am Landgericht Hanau, die mehrwöchige Verhandlung endete im August 2015 demzufolge mit Freisprüchen und lauten Tumulten im Gerichtssaal.



Jetzt muss der Prozess komplett neu aufgerollt werden: Der Bundesgerichtshof hat der Revision von Staatsanwaltschaft und Nebenklägern stattgeben und dabei unter anderem Mängel bei der Beweiswürdigung festgestellt. Seit Montag sitzen der inzwischen 63-jährige Vater und sein 33-jähriger Sohn somit erneut auf der Anklagebank.

„Ich wünsche eine sachliche Verhandlungsführung“, erklärte Richterin Susanne Wetzel zu Beginn, die nun als Vorsitzende der 2. Großen Strafkammer vor einem Mammutprozess steht. Neun Verhandlungstage sind zunächst bis Jahresende anberaumt, unklar ist noch, ob es wie im Sommer 2015 auch wieder einen Ortstermin in Maintal geben wird. Beim Prozessauftakt am Montag gab es allerdings keine Überraschungen: Die beiden Angeklagten ließen ihre Versionen des Tatablaufes vortragen, die das Gericht vor zwei Jahren nicht widerlegt sah und somit „in dubio pro reo“ entschied.

Unstreitig dürfte sein, dass das Ehepaar Klock am 6. Juli 2014 um die Mittagszeit auf die „Ranch“ kam, um rückständige Mietzahlungen einzufordern. Der 57-Jährige, von einem Tierarzt aus Langenselbold als Zuhälter- und Schlägertyp beschrieben, soll dabei mit einem Messer seine finanziellen Forderung unterstrichen haben, welches ihm der jüngere Angeklagte im Verlauf der Auseinandersetzung entrissen haben will. Anschließend will er damit mehrfach zugestochen haben, dabei aber von Sieglinde Klock bedrängt worden sein. In diesem Moment will sein Vater zu der Auseinandersetzung hinzugekommen sein und vergeblich versucht haben, die 57-Jährige, die mit einem Beil bewaffnet gewesen sein soll, von seinem Sohn wegzuziehen. Deshalb sei er in den Vorraum der kleinen Hütte auf dem Areal gegangen und habe aus einer Werkzeugkiste eine Schusswaffe geholt. Zweimal habe er geschossen, „nicht aufgesetzt“, las sein Verteidiger Thomas Scherzberg die identische Erklärung wie aus dem ersten Prozess vor.

Die Staatsanwaltschaft hatte die beiden Männer allerdings wegen Totschlag und Mord angeklagt: Demnach soll der 33-Jährige während der Rangelei mit mindestens 17 Mal in den Bauch- und Rückenbereich auf Harry Klock eingestochen und sein Vater mit der Pistole aus kurzer Distanz zweimal auf Sieglinde Klock geschossen haben, um eine Überführung seines Sohnes zu verhindern. Augenzeugen gab es keine, lediglich die großen Hunde der Eheleute sollen laut bellend dem Szenario beigewohnt haben.

Sieglinde Klock soll sofort tot gewesen sein, als er ihren Mann von seinem Sohn weggezogen habe, habe auch der nicht mehr gelebt, heißt es in der Erklärung des 63-Jährigen weiter. Dennoch habe sein Sohn wie ihm Wahn noch zig mal auf ihn eingestochen – Übertötung nennen das die Juristen. Aus Angst, dass ihnen niemand glauben würde, hätte sie danach die beiden Leichen zunächst unter einem Sandhaufen und später in einer Jauchegrube vergraben, ihr Auto auf einem Supermarktplatz abgestellt sowie Beil und Messer und auch Handys und Schlüsselbund der Klocks im Main versenkt.

Gefunden wurden die beiden Leichen erst am 14. Oktober 2014 auf der „Main-River-Ranch“ nach einem Hinweis des jüngeren Angeklagten, obwohl das Gelände mehrfach aufwendig abgesucht worden war. Angeblich hätten die Leichenspürhunde aufgrund des Ammoniak-Geruchs aus der Jauche-Grube nicht angeschlagen. Nicht der einzige unglückliche Ermittlungsverlauf in diesem Fall. Nach dem sich die beiden Angeklagten am ersten Verhandlungstag wie erwartet eingelassen haben, wird der Prozess am 20. November (9 Uhr, Gerichtsgebäude A, Saal A 215) im Landgericht Hanau fortgesetzt.


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