Eine „Bischofsmütze“ für die Streuobstwiese

Gemeinsames Engagement für Sortenvielfalt und Vitalität auf den heimischen Obstwiesen: Vertreter*innen des Pomologen-Vereins, des Arbeitskreises Streuobst, des NABU Maintal, des Landschaftspflegeverbands Main-Kinzig-Kreis und der Stadt Maintal setzen sich mit der Pflanzung einer „Bischofsmütze“ für die Rückkehr alter, regionaler Obstsorten ein. © Stadt Maintal

Maintal
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Es ist nicht irgendein Apfelbaum, der auf einer Obstwiese in Hochstadt gesetzt wurde.



Mit der Pflanzung einer „Bischofsmütze“ möchten der Pomologen-Verein, der Arbeitskreis Streuobst, der NABU Maintal, der Landschaftspflegeverband (LPV) Main-Kinzig-Kreis und die Stadt Maintal die Rückkehr alter, regionaler Obstsorten forcieren, um die Vielfalt und Vitalität der Streuobstwiesen zu erhalten. Mit der „Bischofsmütze“ wächst nun die Hessische Lokalsorte 2023 zwar nicht auf der namensgebenden Bischofsheimer, aber auf Maintaler Gemarkung und wird sich hoffentlich weiter verbreiten.

Der Pomologen-Verein setzt sich für den Erhalt der Obstsortenvielfalt ein. „Insbesondere alte Obstsorten bieten eine große Vielfalt an Geschmack und Verwendungsmöglichkeiten, sind oft widerstandsfähig und besser für Allergiker verträglich“, erläuterte Robert Scheibel von der Landesgruppe Hessen des Pomologen-Vereins. Dafür spüren Obstsortenkundler*innen verschollenen und seltenen Obstsorten nach. Wurde eine rare Sorte identifiziert, stellt sich die Frage, wie sie erhalten werden kann. Um hessische Lokal- und Regionalsorten vor dem Aussterben zu bewahren, hat die Landesgruppe Hessen des Pomologen-Vereins deshalb vor zwei Jahrzehnten die Aktion „Hessische Lokalsorte des Jahres“ ins Leben gerufen.

„Für diese Aktion werden zunächst von den gefundenen Altbäumen sogenannte Edelreiser geschnitten und für die Vermehrung an Baumschulen gegeben. Dann gilt es, die Sorte des Jahres in der Öffentlichkeit bekannt zu machen“, berichtete Scheibel. Dies geschieht mit Veröffentlichungen in Zeitungen und im Internet, mit Faltblättern, Broschüren und Postern, auf Sortenausstellungen und anderen Veranstaltungen.

Eine wichtige Rolle spielen die Kooperationspartner aus der jeweiligen Region. Im Falle der „Bischofsmütze“ sind dies die Baumschule Köhler in Bruchköbel und die Linsengerichter Baumschule, die Stadt Maintal, der Arbeitskreis Streuobst Maintal, der LPV Main-Kinzig-Kreis, die Kelterei Stier, der NABU Maintal und der OGV-Kreisverband Hanau. Sobald Obstwiesen- und Gartenbesitzer*innen eine ausreichende Zahl der gezogenen Bäume gepflanzt haben, ist der Erhalt der Sorte für die nächsten Jahrzehnte gesichert.

In Hochstadt ist ein Anfang gemacht. Dort ermöglichte Markus Möller, der dem AK Streuobst eng verbunden ist, die Pflanzung auf seiner Streuobstwiese. „Mit dem Pflanzen einer ,Bischofsmütze‘ tragen wir nicht nur zum Erhalt der Regionalsorte, sondern auch zur Verjüngung der Streuobstwiesen bei. Diese haben aufgrund der enormen Artenvielfalt eine hohe ökologische Bedeutung. Als Inseln der Biodiversität dienen sie vielen bedrohten oder gefährdeten Arten als Lebensraum“, erläuterte Annika Hensel vom LPV. Denn Streuobstwiesen sind nicht nur Heimat von vielen Insekten-, sondern auch von seltenen Vogelarten wie dem Steinkauz.

Bei einem Rundgang über die Hochstädter Streuobstwiesen stellte Hensel die besonderen Merkmale und den Bedeutungswandel dieser besonderen Kulturlandschaft vor. So sind Streuobstwiesen geprägt durch auf Hochstämmen wachsende alte Obstsorten und extensiv bewirtschaftetes Grünland. „Durch den Wandel im Obstbau hin zu Obstplantagen mit Spalierobst haben die Streuobstbestände und damit die Sortenvielfalt stark abgenommen. Die Neupflanzung hilft, diese landschaftsprägenden und auch der Naherholung dienenden Baumbestände zu erhalten“, so Hensel.

Die Bedeutung des Streuobstgürtels in Maintal und Bergen-Enkheim ist überregional anerkannt. So wurde die Stadt Maintal beim Wettbewerb „Streuobstkommune 2021“ des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain für ihre vorbildliche Naturschutzarbeit ausgezeichnet. „Die Streuobstwiesen sind ein Wahrzeichen Maintals und ein Erbe, das wir nicht nur unter dem Aspekt des Natur- und Artenschutzes erhalten müssen, sondern auch vor dem Hintergrund der identitätsstiftenden Bedeutung“, betonte Bürgermeisterin Monika Böttcher, die ebenfalls an der Baumpflanzung teilnahm. Sie würdigte das Engagement der unterschiedlichen Akteur*innen, die sich für Erhalt und Pflege der Streuobstwiesen einsetzen, damit diese besondere Kulturlandschaft für zukünftige Generationen und im Sinne der Biodiversität erhalten bleibt.

Die „Bischofsmütze“ ist eine Lokalsorte des Main-Kinzig-Kreises. In ihrem Heimatort Maintal-Bischofsheim sollen bereits um 1900 sehr alte Bäume (80- bis 90-jährig) gestanden haben. In der Deutschen Obstbauzeitung wurde der Apfel im Jahr 1912 beschrieben und abgebildet. Im Verbreitungsgebiet waren die Synonyme „Hanauer Streifling“ und „Hängerote“ geläufig. Die „Bischofsmütze“ fiel damals auf den Obstausstellungen des Rhein-Main-Gebietes besonders durch ihre gerippte Form und die schöne gestreifte Deckfarbe auf, und wurde als haltbarer Wirtschaftsapfel und „Marktsorte ersten Ranges“ empfohlen. Heute sind nur noch Einzelvorkommen in der Hanauer und Frankfurter Gegend, sowie bei Aschaffenburg und im nördlichen Odenwald bekannt.

Weitere Informationen zur Bischofsmütze sind in einem Faltblatt zu finden, das unter www.pomologen-verein.de/hessen heruntergeladen werden kann.

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