Seltener Zugvogel rastet bei Nidderau

Nidderau
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Die Überschwemmungen der letzten Wochen machen sich auch beim Vogelzug bemerkbar. So konnten Vogelschützer der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) einen in Deutschland selten zu beobachtenden Sichler, eine Ibis-Art, entdecken. Der Vogel besucht die Wiesen bei Nidderau, um Energie zu tanken.



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Der Stelzvogel hält sich seit dem 2. Januar im Raum Nidderau auf und ist in mehrfacher Hinsicht eine große Besonderheit: er ist seltener Brutvogel im Mittelmeerraum und verirrt sich grundsätzlich nur sehr selten in unsere Breiten. Daher gibt es aus Hessen insgesamt nur knapp 15 Nachweise. Und wenn es dann zu Beobachtungen kommt, gelingen diese, typisch für einen Mittelmeervogel, ganz überwiegend im Sommerhalbjahr – bisher gab es in Deutschland lediglich im Jahr 2014 weitere Meldungen aus dem Januar.

Damit setzt der Sichler eine ungewöhnliche Zusammenstellung von sonst zu dieser Jahreszeit seltenen Vogelarten in den Wintermonaten fort: ein überwinternder Seidenreiher, ebenfalls ein mediterraner Vogel, im Naturschutzgebiet (NSG) Reinheimer Teich östlich von Darmstadt, im Dezember noch rund 3.000 Kiebitze im gesamten Land und vielerorts Bachstelzen, Zilpzalpe und Hausrotschwänze. Vielleicht handelt es sich dabei aufgrund der äußerst milden Witterung auch schon um die ersten Heimzugerscheinungen, so wie bei bundesweit mehr als 40 nach Nordosten zurückziehenden Kranichtrupps am Neujahrstag.

Dass Sichler in den letzten Jahren mehrfach auch in Hessen gesehen wurden, hat seine Ursache übrigens in Spanien. Nach den letzten Brutmeldungen dort um 1940 wurden 1996 der Doñana-Nationalpark und das Ebrodelta erstmals von zusammen elf Paaren besiedelt. In beiden Gebieten entwickelten sich schnell große Brutkolonien. Nur gut zehn Jahre später brüteten allein im Doñana-Nationalpark 3643 Paare, 119 weitere im Ebrodelta und 15 an einer Stelle im Raum Valencia. Als Ursache für den raschen Bestandsanstieg ist vor allem wohl der sehr gute Bruterfolg zu nennen. Allein im Nationalpark Doñana flogen 1996 bis 2007 mehr als 12.750 Jungvögel aus. Von Spanien aus besiedelten Sichler auch Südfrankreich und Norditalien, herumstreifende Tiere gelangen dabei auch regelmäßig bis England und in die Benelux-Staaten. Ein Sichler, der am 30. März 2011 im NSG Bingenheimer Ried in der Wetterau beobachtet wurde, trug einen Farbring aus der Kolonie im spanischen Ebrodelta. Er zeigte, zu welchen Leistungen die Art in der Lage ist: er wurde nach dem Abzug aus der Wetterau zunächst bei Göttingen, dann in Brandenburg und zuletzt sogar an einer Fischteichanlage in Litauen beobachtet. Später flog er über die Niederlande zurück nach Spanien. Es ist davon auszugehen, dass auch der Vogel bei Nidderau bald wieder abzieht.

Foto: Sichler (Plegadis falcinellus) sucht Nahrung in den Auswiesen im westlichen MKK. (Foto: Wolfgang Ott)


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