Naturschutzgebiet „Röhrig“: Feuchtgebiet mit vielen seltenen Arten

Rodenbach
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Am 29. Dezember jährt sich die Ausweisung eines der bedeutendsten Naturschutzgebiete (NSG) im unteren Kinzigtal durch das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt zum vierzigsten Mal.



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Maßgeblichen Anteil daran hatte die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON). Das fast 50 Hektar große Naturschutzgebiet „Röhrig“ bei Rodenbach (Main-Kinzig-Kreis) blickt auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück.

Nachdem im Mittelalter der Erlenbruchwald der Kinzigaue gerodet und in Acker und Wiese umgewandelt wurde, entstand durch Überflutung eine Landschaft, die mit ihren unterschiedlichen Feuchtigkeitsverhältnissen einen abwechslungsreichen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzendarten bot: Kiebitz, Bekassine Graureiher und Weißstorch sowie heute oft seltene Amphibienarten  fühlten sich hier heimisch. Aber auch seltene Pflanzenarten wie Fieberklee, Breitblättriges Wollgras und Sonnentau fanden hier geeignete Bedingungen vor.

Durch Trockenlegung und die intensivere landwirtschaftliche Nutzung der Flächen im 20. Jahrhundert wurden diese Arten stark zurückgedrängt, so dass bereits 1936 kleinere Bereiche als flächenhaftes Naturdenkmal unter Schutz gestellt wurden - 1957 wurde etwa in einer Größe des heutigen NSG ein Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Dies konnte dennoch nicht verhindern, dass der Artenrückgang anhielt und beispielsweise der Weißstorch und der Große Brachvogel  verschwanden.

Erst als das RP Darmstadt 1976 die Flächen des „Röhrigs von Rodenbach“ mit strengen Verboten als NSG auswies, gelang es, diese Entwicklung zu stoppen und durch Pflegemaßnahmen teilweise umzukehren. Die Ausweisung wurde auf Antrag und Betreiben der HGON auf den Weg gebracht. Durch eine Überstauung von Flächen im Jahr 1983 und die Renaturierung von Gräben wurde dem Wasser als zentralem Element dieses Gebietes mehr Raum gegeben.

So konnte sich das Schilfröhricht wieder bilden und seltene Wiesen-Gesellschaften wie die nasse Variante der Wiesenknopf-Silauwiese konnten sich wieder entwickeln. Darüber hinaus wurden Flachwassertümpel angelegt und Gräben entschlammt. Das Regierungspräsidium Darmstadt koordiniert alle Maßnahmen im NSG und das Forstamt Hanau-Wolfgang betreut sie vor Ort. Die feuchten Bodenverhältnisse machten die Mahd und das Zurückdrängen des Erlenaufwuchses auf den feuchten Flächen erheblich aufwändiger. Aus diesem Grund wird das Gebiet seit 1999 durch einen örtlichen Landwirt mit Galloway Rindern beweidet, die erfolgreich ein Zuwachsen der Biotope und damit die Artenverarmung bei Tieren und Pflanzen verhindern.

Neben vielen Arten, die sich im Röhrig stabilisiert haben, ist auch der Weißstorch seit dem Jahr 2000 dort wieder heimisch. Die Rohrweihe ist regelmäßiger Brutvogel, ebenso wie Graureiher, Pirol und Kuckuck. Arten wie Kiebitz und Zwergschnepfe können in dem Gebiet zudem als Nahrungsgäste während der Zugzeiten beobachtet werden. Ferner wurden bei neuen Untersuchungen 41 Libellenarten erfasst, darunter die besonders geschützte Große Moosjungfer, die in Hessen extrem seltene Gefleckte Smaragdlibelle und einige wärmeliebende Arten, die eigentlich nur im Mittelmeerraum vorkommen. Das NSG Röhrig ist darüber hinaus ein wichtiger Standort für die Verbreitung des Laubfrosches im Main-Kinzig-Kreis.

Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid zeigte sich anlässlich des Jubiläums zufrieden: „Unsere vielfältigen Anstrengungen zur Wiederherstellung dieses wertvollen Naturraums haben sich gelohnt.“ Das RP Darmstadt als Obere Naturschutzbehörde in Südhessen sei bestrebt, im dicht besiedelten Rhein-Main-Gebiet die vorhandenen Naturschutzgebiete zu erhalten und weiter zu entwickeln. Im Röhrig von Rodenbach sei das bisher gemeinsam mit dem Forstamt Hanau-Wolfgang in vorbildlicher Weise gelungen.


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