Großes Interesse an Führung zur nachhaltigen Forstwirtschaft

Rodenbach
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Am Freitag, den 10.03.2017 veranstaltete das Forstamt Hanau-Wolfgang im Rodenbacher Staatswald eine Führung zum Thema „Nachhaltige Forstwirtschaft“.



Ist das Fällen von Bäumen nun gut oder schlecht? Wollen wir, dass vor unserer Haustür Holz genutzt wird? Diese und noch viele weitere Fragen stellten ca. 25 Bürgerinnen und Bürger, die sich für dieses Thema Zeit genommen hatten. Das Personal des Forstamts, der stellvertretenden Forstamtsleiter Stefan Brinkmann, der zuständige Revierleiter Michael Heilmann und Waldpädagogin Lucia Trabert, nahmen die Sorgen der Anwesenden sehr ernst.

Im Rodenbacher Staatswald sind in einem alten Eichenbestand an drei Stellen auf  Flächen in der Größe von bis zu einem  Fußballfeld die alten Eichen bis auf wenige Bäume gefällt worden, um sie als qualitativ hochwertiges Holz zu verkaufen. Nicht nur diese Maßnahme verstärkte bei den Bürgerinnen und Bürgern den Eindruck, dass in letzter Zeit immer mehr Holz aus dem Wald geholt wird. Auch die in den letzten Jahren durch die  vielen Stürme entstandenen Freiflächen, die vorerst wegen dem Wurzelfraß der Maikäferengerlinge erstmal nicht wiederbewaldet werden können, haben zu dieser Einschätzung beigetragen.  

„Ja“, bestätigte Forstmann Brinkmann, „dort, wo sich das gewohnte Waldbild verändert, ist es für die Anwohnerinnen und Anwohner immer schwer zu glauben, dass sich die Waldfläche nicht nur hessen- und bundesweit in den letzten Jahrzehnten vermehrt hat, sondern dass auch wirklich nicht mehr Holz genutzt wird als tatsächlich nachwächst“. Genau diese Sorge war der Anlass dafür, dass unbekannte Waldbesucher im Rodenbacher Wald Holzschilder mit der Aufschrift „Nachhaltige Forstwirtschaft???“ aufgehängt haben. „Hier müssen wir als Försterinnen und Förster besser informieren“ ist sich Brinkmann sicher. Und so wurde an der beschilderten Waldfläche die freitägliche Veranstaltung organisiert, die auf gute Resonanz stieß. Auf die Frage eines Teilnehmers, woher denn der Forst überhaupt wissen kann, dass nicht mehr Holz in Rodenbach aus dem Wald geholt wird als auch tatsächlich nachwächst, führten die anwesenden Förster aus, dass in der Forstwirtschaft ein ausgeklügeltes Inventursystem, die sogenannte Forsteinrichtung, existiert. Alle zehn Jahre wird im Detail überprüft, ob nachhaltig gewirtschaftet wurde. Im Anschluss wird für jeden einzelnen Waldbereich eine weitere Zehnjahresplanung unter dem Aspekt „nicht mehr Holzmasse entnehmen als auch in 10 Jahren nachwächst“ entwickelt.

Im besuchten Waldbereich wurden die Holzeinschläge nach 185 Jahren Waldpflege vorgenommen. Die Planung sieht nun vor, wieder Eiche aufzuforsten. Dabei werden im Schnitt 10.000 kleine Eichen pro Hektar von Hand gesetzt. Diese sind ca. 50 cm  groß und  1Jahr alt. „Die alten Eichen stehen hier nach Jahrzehnten der Pflege zur Nutzung an. Auf einer Fläche von zehn Hektar sind die Eichen alle gleich alt. Unsere Vorgänger haben vor knapp 190 Jahren auf der kompletten Fläche einen wirklichen Kahlschlag gemacht und dann zehn Hektar am Stück mit Eiche aufgeforstet“, hat Förster Heilmann in der alten Forsteinrichtung recherchiert. Eine wichtige Information für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen  war auch, dass es viele Insekten- und Pflanzenarten gibt, die nur auf solchen, zeitweilig kahlen Flächen leben und überleben können.

„Wir müssen in unseren Wäldern auch andere Funktionen, wie zum Beispiel die Artenschutzfunktion, erfüllen. Da steht der öffentliche Wald besonders im Fokus“ macht Brinkmann deutlich. Im Staatswald des Forstamt Hanau-Wolfgang mit knapp 4.000 Hektar Wald wurden aus Naturschutzgründen heraus bereits im Jahr 2013 rund 8 % der Waldflächen, somit circa 320 Hektar aus der forstlichen Nutzung genommen. Er legt Wert auf die Feststellung, dass die weiterhin bewirtschafteten Wälder nach dem FSC-Gütesiegel zertifiziert sind. „Wir werden regelmäßig auf die Einhaltung der FSC-Kriterien überprüft“. Aus diesem Grund wurde beispielsweise der Abstand der Maschinenwege im Wald, die sogenannten Rückewege, auf vielen Flächen vergrößert. Eine vollflächige Befahrung ist allerdings schon seit Jahrzehnten nicht mehr erlaubt. So bekräftigt auch Förster Heilmann: „Bodenschutz ist für uns ein ganz wesentlicher Aspekt unserer Waldbewirtschaftung.“

Die Förster zogen nach der Veranstaltung ein positives Resümee. Die gute Beteiligung zeigt doch, dass den Bürgerinnen und Bürgern ihr Wald nicht egal ist.


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