Schuhsalon mit modernen Schuhkreationen eröffnet

Niederrodenbach
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Wer zukünftig ins Altenzentrum in Rodenbach geht, wird nicht nur eine Pflegeeinrichtung betreten, er wird sich auch wie in einem Schuhsalon vorkommen.



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In den Fluren des mit 229 Pflegeplätzen ausgestatteten Hauses sind Schuhkreationen aller Art zu sehen. Das Besondere dabei: Die Schuhkreationen stammen von den Bewohnerinnen und Bewohnern des Altenzentrums. Berta Becker, Emma Ebert, Alice Fußwinkel, Christa Gerlach, Conny Nickel, Margaretha Biba, Georg Grüning und Hermann Kessler haben unter der Leitung von Dr. Monika Fingerhut, Preisträgerin des Kreises für Verdienste in Kunst- und Theaterpädagogik, und den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen Ursula Leblang und Charlotte Loder, die neue Designer-Schmiede „Eight Shoes of Grey“ mit Schuhen ausgestattet. Bei der Vernissage stellten die Bewohnerinnen und Bewohner ihre ungewöhnlichen Produkte der Öffentlichkeit vor. „Präsentiert werden „Schuhe mit Pfiff, mit Charme und einem exklusiven Gefühl“, so Dr. Fingerhut bei der Vorstellung.

Und in der Tat, die Modelle wie „der bunte Frühling“ mit seinen unerschöpflichen Farbnuancen, „der Rodenbacher Sonnenstrahl“, der luftig leicht und schlank am Fuß sitzt,  „der Sweat Heart“, der gegen Trübsal und Selbstverteidigung geeignet ist, oder „der königliche Auftritt“, der majestätisch, goldig, hochherrschaftlich Tür und Tor öffnet, ließen die Besucher der Vernissage in Verzückung geraten. Dass in dem einen oder anderen Fall der Schuh 1000 € kosten sollte, rief bei den Besuchern allerdings Schmunzeln hervor. Insbesondere das Modell „Blaues Wunder“, ein durch Knöpfe und Bänder doppelt gesicherter Fußballschuh, der Tore von alleine schießt, war nur mit dem Topzuschlag zu erhalten. Für 600 € war das Modell „Alle Jahre wieder“, der Wechselschuh für die kommenden Jahre, im Angebot. Und für 400 € boten die Künstler den „Um-die-Welt-Schlitter-Schuh“ an. Er soll schnell und wendig sein.

Besonders gefiel den Gästen der Vernissage das Modell „der letzte Trip“. Er ist im Alter gut zu gebrauchen. „Mit ihm haben sie wirklich warme Füße“, so die Künstlerin Alice Fußwinkel in ihrer Erläuterung.Letztlich blieben die Modelle unverkäuflich und werden nunmehr zur kreativen Innenausstattung des Pflegeheims gehören. Unter dem Motto „Wenn Schuhe erzählen könnten“ beschäftigten sich die Bewohnerinnen und Bewohner in den letzten eineinhalb Jahren jeden Donnerstag aber nicht nur mit alltäglichen wie außergewöhnlichen Schuhen, sondern  waren auch  interessanten Erinnerungen und Informationen auf der Spur, wie bei der Vernissage zu hören war.

Im Fokus natürlich der Beruf des Schusters oder -bekannter- der des Schlappemachers, wie Herrmann Kessler betonte. Ausgestattet mit seinem Fahrrad sei der Schlappemacher in den vierziger Jahren viermal pro Jahr ins Dorf gekommen. Herrmann Kessler stammt aus Freigericht. Aus alten Schuhen und Fahrradschläuchen habe er neue Sohlen hergestellt und die Schuhe repariert. Umfassend erläuterte Kessler die Funktion des „Riesters“. Kessler: „Er war ein Flicken aus Leder, mit dem bei Stiefeln schadhafte Stellen am Oberleder überdeckt oder beseitigt wurden.“

In Erinnerung schwelgte aber auch Margaretha Biba, die von der Notwendigkeit von Schlittschuhen für den Winter berichtete. Georg Grüning erinnerte sich an eine Urlaubsfahrt in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts und den Kauf von zu großen Wanderschuhen am Brenner, die er nur einmal getragen hat. Emma Ebert erinnerte sich an Badeschlappen im Reisegepäck, die Fußpilz verhinderten. „Und wen es nicht in die Welt hinausdrängt , sondern gemütlich zu Hause bleiben will,  für den sind Hausschuhe richtig“, so Alice Fußwinkel, die allerdings lieber solche aus Filz und Schafwolle bevorzugte, als die von ihrem Mann  in den Kriegsjahren zugeschickten Hausschuhe aus Schlangenleder.

Und weil mit Christa Gerlach eine der teilnehmenden Bewohnerinnen in den Nachkriegsjahren in der weltbekannten polnischen Schuhfabrik in Krapkowice gearbeitet hatte, erfuhren die Besucher der Vernissage auch noch etwas über diese große polnische Firma, die einst 5000 Menschen beschäftigt hatte, heute aber nur 50 Mitarbeiter zählt. Stolz funkelte es aus den Augen der Bewohnerin Christa Gerlach, als die ehrenamtliche Mitarbeiterin Ursula Leblang Erinnerungen an diese Schuhfabrik wach werden ließ. Der Rodenbacher Schuhsalon hatte somit zur Eröffnung eine emotionale, aber auch eine historische Dimension erlangt. Apropos Schuhsalon: „Mit dieser Ausstellung setzt das Altenzentrum Rodenbach eine Tradition fort“, so der neue Einrichtungsleiter Stephan Hemberger, „die im Jahre 2009 mit der „Zeitreise“ begonnen und vor rund einem Jahr mit den „Säulen der Erinnerung“ einen weiteren künstlerischen Höhepunkt hatte.“ Bewohnerinnen und Bewohner leisten unter der Leitung Dr. Fingerhut Außergewöhnliches.

Foto: Dr. Monika Fingerhut (Bildmitte) mit den Künstlern und ihren Werken sowie den Mitarbeiterinnen und Einrichtungsleiter Stephan Hemberger (Bild links).


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