Letzter Tango in Schlüchtern

Schlüchtern
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Wenn ihm da nicht abwechselnd heiß und kalt geworden ist: Zum ersten Mal in seiner noch jungen Amtszeit empfängt Schlüchterns Bürgermeister Matthias Möller einen Weltstar in der Bergwinkelstadt.



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Und die zweifelsohne als Frau wie als Sängerin höchst faszinierende Ute Lemper hat diebische Freude daran,  den ohne weibliche Begleitung erschienenen Möller in ein laszives Katz-und-Maus-Spiel zu verwickeln. Das Publikum in der ausverkauften Stadthalle verfolgt diesen Bühnenflirt mit Entzücken.

Die Lemper ist eine Sirene im schwarz schillernden, hautengen Abendkleid und offenbar hat sie es darauf angelegt, dass des Bürgermeisters Schiffchen heute an ihren Klippen zerschellt. Für 90 Minuten ertönt ihr Lockruf und weckt mehr als eine Ahnung  vom Glanz der großen weiten Welt – und von dem Universum, das Ute Lemper heißt.  Die geborene Münsteranerin Ute Gertrud Lemper ist Kosmopolitin. Sie füllt Konzerthallen rund um den Globus und lebt nach Stationen in Paris und London seit vielen Jahren in New York. Der Kuki-Verein, der seit einigen Jahren im Sommer ein hochkarätiges Kultur- und Filmfestival organisiert, hat sie nach Schlüchtern geholt. Die Lemper lässt ein kurzes Fremdeln mit der Provinz durchleuchten, doch eine nachmittägliche Rundfahrt im Elektroauto des smarten Stadtoberhaupts hat offenbar das Eis gebrochen.

Elegant und amüsant zugleich webt sie ihre kleinen Bürgermeister-Avancen in den schillernden Klangteppich ihres Programms. Mit „Last Tango in Berlin“ schlägt sie die Brücke zwischen Liedern aus den deutschen Kabaretts der 1920er und 30er Jahre, französischen Chansons und argentinischem Tango. Mit Astor Piazzolla startet sie und verwandelt sich Sekunden später in den „Blauen Engel“, der dem Bürgermeister zuraunt „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt.“ Ab dem ersten Vokal greift ihre Stimme Raum, führt durch schummrige Berliner Kaschemmen an die Seine und dann hinein in die Tangobars, in denen die Luft zwischen den Tanzenden zu brennen scheint. Rau und sexy klingt sie, dann wieder sehnsüchtig und sanft. Zweifellos eine große Stimme mit beeindruckenden Phrasierungen, die sich zwischen Gossendreck und hauchzarter Poesie bewegen. „Ich bin die fesche Lola, der Liebling der Saison“ – die singende Rotzgöre nimmt ihr das Publikum ebenso ab wie die großen Gefühle, die ihre Stimme mit Hilfe unsterblicher Chansons wie „Ne me quitte pas“ von Jacques Brel oder „Avec le temps“ von Léo Ferré beschwört.

Mit Victor Villena am Bandoneon und Vana Gierig am Flügel klappt die Kommunikation mindestens ebenso gut wie mit dem Bürgermeister. Die beiden Musiker sind der Wind in den Flügeln der Sängerin. Ute Lemper verkörpert, was sie singt. Und die vielleicht zartesten und zerbrechlichsten Stellen offenbart sie, als sie ein Lied aus einem litauischen Ghetto intoniert. Auf Jiddisch. Ein Moment, in dem viel Trauer mitschwingt, aber auch eine Ahnung jener Heiterkeit, die in der Hoffnung auf Freiheit liegt. Das Publikum dankt mit stehenden Ovationen für ein intensives Konzerterlebnis. Und Bürgermeister Matthias Möller bereitet sich auf den Höhepunkt des Abends vor: Last Tango in Schlüchtern.


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