Ein Königssohn aus Afghanistan

Schlüchtern
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Bravo-Rufe und stehende Ovationen: Das Kammerspiel „Antigone“ des Hofnarr-Theaters hat das Publikum bereits in zwei Aufführungen restlos begeistert.

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Am Freitag, 22. Juli, um 20 Uhr, wird das Stück zum vorerst letzten Mal im Kuki-Zelt Schlüchtern gezeigt. Das Besondere daran: Das Ensemble vereinigt Menschen unterschiedlichen Alters und ferner Herkunft.

Der 22-jährige So Wakilnasab ist vor Krieg und Unterdrückung aus seinem Heimatland Afghanistan geflohen und lebt zurzeit auf Hof Reith in Schlüchtern. Als das Hofnarr-Ensemble dort für die Flüchtlingsfamilien ein Märchen vorführte, kam es zu einer Begegnung mit dem jungen Mann. Romana und Rudolf Falk, Gründer des Hofnarr-Ensembles und durch die Theaterarbeit  in Schlüchtern und der Region bekannt, dachten sich gleichzeitig „Das wäre ein guter Hämon für unser Stück“. Und so freundete sich So Wakilnasab mit dem Gedanken an, sich der Schauspieltruppe aus dem Bergwinkel anzuschließen und für das gemeinsame Stück „Antigone“ die Rolle des Königssohns einzustudieren. Während die Zusammenarbeit mit dem insgesamt zwölfköpfigen Ensemble auf Anhieb gut klappte, stellte die Sprache eine größere Barriere dar. Aber auch hier wurde schnell eine Lösung gefunden: Die Liebesgeschichte – im Stück ein langer Dialog zwischen Antigone und Hämon – wurde beispielsweise in einen zärtlichen Tanz übersetzt, begleitet von zartem Saxophonspiel.

Die Musik für das Stück haben Julia Ballin und Luisa Melzig entwickelt. Die Schlüchternerin Ursula Häussermann, mit 74 das älteste Ensemblemitglied, erklärte sich außerdem dazu bereit, dem neuen Ensemble-Mitglied Sprachunterricht zu geben. „In meiner Rolle als Eurydike bin ich zwar ständig präsent, aber meist stumm“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. „So hatte ich genug Zeit, um mit So die Sprache zu üben.“ Die Auseinandersetzung mit dem Text hat dazu geführt, dass So Wakilnasab seine Deutschkenntnisse deutlich verbessert hat. Und er lacht immer noch über manche Worte, die in seinen Ohren seltsam klingen. Vor allem auf Hessisch. Denn im Stück spricht einer der Wächter, der von Hugo Huhn gespielt wir, Mundart – ein Kunstgriff, der beim Publikum gut ankommt und einen herrlichen Kontrast zum Stoff der Tragödie bildet.

Auch Regisseur Gerold Lotz hat intensiv mit dem Ensemble gearbeitet. „Sprache, Tempo, Ausdruck, Musik – wir haben mit allen diesen Elementen des Stücks gerungen, um das Bestmögliche zu erreichen“, erklärt er mit Blick auf die Probenarbeit, die im Winter vergangenen Jahres begonnen hatte. Viel Wert habe er auf Sprechübungen gelegt. „Modulation, Ausdruck, Deutlichkeit, Lautstärke“, damit fasst Lotz zusammen, was den Darstellern manche Schweißperle auf die Stirn trieb.  Doch nicht nur die Arbeit an der Technik stellte für das Ensemble, das sowohl aus geübten Amateurschauspielern, wie auch aus Debütanten besteht, eine Herausforderung dar.

„Die Auseinandersetzung mit dem Stoff ist hart“, betont Romana Falk, welche in der Titelrolle feine Nuancen zwischen wilder Entschlossenheit und absoluter Zerbrechlichkeit findet. Schließlich geht es in dem Stück auch ums Sterben – insbesondere um die Bereitschaft, für die eigenen Ideale in den Tod zu gehen. Eine kleine Besonderheit: Antigones Onkel, der machtbewusste König Kreon, ist im alltäglichen Leben Romana Falks Ehemann. In den gemeinsamen Szenen hat Rudolf Falk die Figur eines Königs entwickelt, der seinem Herrschaftsanspruch treu bleibt und dennoch Menschlichkeit zeigt. Obwohl er Antigone zum Tode verurteilt.

Und auch für Roman Lotz, mit 17 das jüngste Ensemblemitglied, ist die Theaterarbeit eine beeindruckende Erfahrung: Er muss in den Reihen der derben Wachleute seinen Mann stehen. „Antigone“, Freitag, 22. Juli, 20 Uhr, Kuki-Zelt, Kirchstraße 32 in Schlüchtern. Tickets unter www.kukikino.de , telefonisch unter (06661) 608-410, täglich von 10-12 Uhr, oder an der Abendkasse.

Fotos: Der 22-jährige So Wakilnasab spielt in der Inszenierung des Hofnarr-Theaters Hämon, den Verlobten Antigones (Romana Falk). Foto: Doris Niederreiter


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