An einem Ort produziert – in der gesamten Region vermarktet

Oberzell mit Ziegelhütte
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Die Kraft von Standbeinen kann man schon mal leicht unterschätzen. So ist das jedenfalls am Anfang beim finanziellen Standbein gewesen, das sich der landwirtschaftliche Betrieb der Hölzer und Jost GbR in Sinntal-Oberzell vor rund zehn Jahren geschaffen hat: Der Familienbetrieb produziert Eis aus der Milch, die die eigenen Kühe geben.



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„Als wir angefangen haben, hätten wir uns nie träumen lassen, was daraus wird“, gibt Heiko Hölzer heute zu. „Die Eisproduktion hilft uns in diesen Zeiten des niedrigen Milchpreises sehr.“ Mittlerweile wird „Hölzer’s Eis vom Bauernhof“ in weiten Teilen des Rhein-Main-Gebiets angeboten, darunter in Filialen großer Supermarktketten. Unter anderem dafür hat der Betrieb seine Kapazitäten nun deutlich erweitert.

Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler besuchte gemeinsam mit Kreislandwirt Bruno Wörner den Betrieb und unterhielt sich mit Heiko Hölzer und Kirstin Jost über die Chancen, die die Eis-Idee mit sich gebracht hat. Diese berichteten von einem einträglichen Geschäft, das gerade zu Beginn durch Förderprogramme für regionale Landwirtschaftsprodukte mitunterstützt wurde. So seien Kontakte zu Großabnehmern zustandegekommen. Um die Nachfrage zu stillen, konnten im Laufe der Zeit zusätzlich zu den Familienmitgliedern zwei Mitarbeiterinnen eingestellt werden.

„Der gute Absatz kommt nicht von ungefähr“, findet Simmler. „Die heimische Landwirtschaft hat einen klaren Glaubwürdigkeits-Vorteil gegenüber anderen Anbietern, die ihre Produkte als ‚regional‘ bewerben. Bei allen derzeitigen Schwierigkeiten auf dem Milchmarkt ist das auch die Grundlage für Optimismus, denn das Regionale wird für die Konsumenten bedeutender. Wenn die Produktion, Verarbeitung und Veredelung an einem Ort bleibt wie in Oberzell, bieten sich den Bauern neue Perspektiven.“

Eine regional weit verbreitete Süßspeise setzt allerdings eine komplexe Produktions- und Lieferkette voraus. Sie endet beim persönlichen Einräumen der Eisbecher in die Tiefkühltruhen der vielen Partnerbetriebe. Ganz zu Beginn dieser Kette steht jedoch das Milchvieh, von der Aufzucht der Jungtiere bis zur Pflege und den Melkvorgängen – ein echter Kraftakt für einen kleinen Familienbetrieb. Die Hölzer und Jost GbR hat daher technisch aufgerüstet. Ein Stallneubau außerhalb des Ortskerns erweiterte nicht nur die Kapazitäten, sondern entlastete durch moderne Technik auch all jene, die am Hofe mitarbeiten und angestellt sind.

Gemeinsam mit Heiko Hölzer und Kristin Jost schauten sich Simmler und Wörner den Stallneubau außerhalb des Orts an. Dieser bietet Platz für insgesamt 120 Rinder. Zwei Roboter kümmern sich um das Melken, ein weiterer stellt in regelmäßigen Abständen sicher, dass genügend Futter angereicht wird. Über Halsbänder gelangen Daten in einen Zentralcomputer, etwa zur Futtermenge an den Boxen, der Häufigkeit des Melkens und der Milchleistung jedes einzelnen Tieres. Ist eine Kuh am Ende eines Tages noch nicht im Melkroboter gewesen, wird sie „von Hand“ dorthin getrieben.

„In der Regel ist es so, dass alle Kühe von alleine in den Melkbereich gehen. Die anderen warten, bis sie dran sind. Manche gehen rein, obwohl sie schon gemolken worden sind und laufen einfach durch. Die Tiere sind ständig in Bewegung und doch ruhig“, sagt Hölzer. Der Stall verfügt über einen großen Gemeinschaftsraum, von dem aus man einen guten Überblick über die Boxen und die Tiere hat. Kindergartengruppen konnten von dieser Warte aus bereits die Tiere beobachten. Woher kommt die Milch? Wie wird daraus Butter? „Mit einer Gruppe haben wir hier schon mal eine halbe Stunde lang nur Milch geschüttelt und geschleudert, weil die Kinder es so interessant fanden, dass daraus dann leckere Butter fürs Brötchen wurde“, berichtet Kirstin Jost schmunzelnd. Und Eis gab es als Belohnung für die fleißigen jungen Besucher natürlich auch.

Susanne Simmler zeigte sich beeindruckt von der vielfältigen Vermarktung der Hofproduktion. „Die Eisproduktion, verbunden mit dem technischen Quantensprung in der Stallbewirtschaftung, ermöglichen der Familie Spiel- und Freiräume. In Oberzell lässt sich gut erkunden, was in der modernen Landwirtschaft möglich ist, gerade auch, um die Familienmitglieder auf dem Hof zu entlasten. Das alles gibt es aber natürlich nicht zum Nulltarif“, bemerkte Simmler und zollte der GbR ihre Anerkennung dafür, dass sie in den vergangenen Jahren kräftig investiert hat. „Das Regionale hat eine gute Chance, die Familien Hölzer und Jost haben sie ergriffen.“ Es sei beeindruckend, wie die Familie Hölzer den digitalen Wandel genutzt und mit ihrer Existenz als landwirtschaftliches Unternehmen kombiniert habe. „Und dies dann auch noch mit dem Besuch von Kindern, also den Konsumenten von morgen pädagogisch zu verbinden, verdient großen Respekt.“

Hintergrund: Landwirtschaft im Main-Kinzig-Kreis

In Abstimmung mit dem Kreisbauernverband und der Abteilung Landwirtschaft möchte die Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler am Bespiel einiger ausgewählter Betriebe der Region einen Blick ermöglichen auf die Rahmenbedingungen, die Sorgen und die Chancen der heutigen Bauernhöfe. Dabei soll auch die große Vielfalt in der modernen Landwirtschaft abgebildet werde. Aktuell gibt es im Main-Kinzig-Kreis noch gut 1.000 landwirtschaftliche Betriebe (ab 5 Hektar), die mit sehr unterschiedlichen Schwerpunkten und Konzepten arbeiten. Unabhängig der Saisonarbeiter werden hier rund 500 Beschäftigte (0,3%) registriert. Insgesamt werden 39 Prozent (54.000 Hektar) der Kreisfläche landwirtschaftlich genutzt. Etwa die Hälfte sind Ackerflächen, der andere Teil steht als Grünland (Weide) zur Verfügung. Die jüngste Zählung ergab etwa 32.000 Rinder (darunter 8.300 Milchkühe), etwa 12.000 Schweine und 10.000 Schafe.

Foto: Besuch im neugebauten Stall (von rechts): Amtsleiter Edgar Kreuzer, Heiko Hölzer, Kirstin Jost, Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler, Kreislandwirt Bruno Wörner, Karsten Dill (Abteilungsleiter Landwirtschaft) und Dr. Heiko Habermann (Geschäftsführer Kreisbauernverband Main-Kinzig).

Foto: Die Eisproduktion erfolgt direkt auf dem Gelände des Oberzeller Hofs.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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