Bauernarchitektur: Fotostrecke, Modelle, Installation im Hof

Steinau
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Der in Frankfurt am Main lebende Bildhauer Claus Bury ist bekannt für seine riesengroß dimensionierten und begehbaren architektonischen Skulpturen.



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Von 2003 bis 2011 bekleidete er eine Professur an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Seinen Arbeiten begegnet man überall in Deutschland im öffentlichen Raum. Seinen Fotografien, die eher zufällig auf Feldern und vor Bauwerken in aller Welt entstanden, sie sind nun im Museum Brüder Grimm-Haus in Steinau an der Straße zu sehen.

Inspiration für seine Skulpturen holt sich Bury bei seinen Reisen durch verschiedene Kontinente, bei denen er Zeugnisse der frühen Architekturgeschichte, Ruinen und Tempelanlagen, fotografiert und malt, unter anderem in Griechenland, in Ägypten oder in Mittelamerika. In der Zwiesprache mit der Vergangenheit durchdringt der archäologiebegeisterte Künstler das Wesen der aufgesuchten Orte. Bury wendet bei der Gestaltung seiner Skulpturen regelmäßig die Zahlensysteme des mittelalterlichen Mathematikers Leonardo Fibonacci (um 1170 bis nach 1240) an. Dies gilt auch für sein bisher größtes Werk, den Bitterfelder Bogen, eine Stahlskulptur, die als Aussichtsplattform dient.

Als vor rund zwanzig Jahren ein opulenter Bildband die architektonischen Skulpturen Claus Burys vorstellte, wurden mit kleinen Abbildungen im Vorwort Querverbindungen zu etruskischen Felsengräbern und den utopischen Entwürfen der beiden französischen Revolutionsarchitekten Claude-Nicolas Ledoux und Étienne-Louis Boullée gezogen, die dem Betrachter augenblicklich einleuchteten. Es fanden sich dort allerdings auch zwei Schwarzweißfotografien von gestapelten Strohballen, lakonisch bezeichnet: „Bauernarchitektur, 1983.“ Claus Bury hatte sie auf Feldern bei Limburg und Bruchköbel entdeckt und fotografiert. Wenig später nahm er die Bilder als Ausgangspunkt für eine großformatige Arbeit.

Bauernarchitektur heißt nun auch die Ausstellung, in der Claus Bury ausgewählte Fotos solcher Strohstapelungen zeigt. Aufgenommen hat er sie in den vergangenen dreißig Jahren an den unterschiedlichsten Punkten der Welt. Gezeigt werden sie im Museum Brüder Grimm-Haus Steinau, das ihn begeister, seit er, zusammen mit Museumsleiter Burkhard Kling, im Jahr 2011 den Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises erhalten hat. Was Bury für die Ausstellung (und ein Buch) da zusammengestellt hat, ist eine Art Katalog der Formen, die sich in der Vorratswirtschaft wie zwangsläufig ergeben, wenn Stroh gelagert wird. Dabei kann Bury trotz seiner bisweilen distanzierten, dokumentarischen Annäherungsweise eine gewisse Hochachtung vor den Bauern und ihren Schichtungen nicht verhehlen.

Es sind mitunter gigantische Blöcke, zusammengesetzt aus tausend Pressbündeln und mehr. Hier Walzen, dort Blöcke, so hoch gestapelt, dass die angelehnten Leitern nicht mehr bis oben hin reichen. Einige Ballen sind verpackt, andere von Dächern überspannt. Es gibt Würfel, Blöcke und Pyramiden. Manche sehen aus wie Maya-Tempel in Mexiko, andere wie antike Wallanlagen. Dort, wo erste Ballen schon herabgestürzt sind und sich Spalten auftun, denkt man wiederum unweigerlich an die romantischen Darstellungen von Burgruinen. Neben diesen Fotos zeigt Bury, um seine gedanklichen Welten deutlich zu machen, Modelle seiner architektonischen Skulpturen. Im Hof des Museums wird für die Zeit der Ausstellung eine Bauernarchitektur entstehen.

Claus Bury – Bauernarchitektur
Fotostrecke, Modelle, Installation im Hof
Ausstellung im Museum Brüder Grimm-Haus Steinau
04. Juni 2017 bis 09. Juli 2017
Eröffnung  04. Juni 11.00 Uhr
Einführende Worte spricht Freddy Langer


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