ProWächtersbach mahnt zur sachlichen Diskussion

Wächtersbach
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Zu Beginn der jüngsten Sitzung des Vereines ProWächtersbach e.V., der sich mit den Planungen der Bahn zur Schaffung einer Schnellfahrstrecke zwischen Frankfurt und Fulda auseinandersetzt, berichtete Stephan Siemon vom jüngsten Treffen der Arbeitsgruppe zum Raumordnungsverfahren.

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Er erläuterte, dass erneut verschiedene Trassenvarianten VIII vorgestellt wurden. Aus seiner Sicht wurden die Trassen, die nun entlang der heutigen Strecke entlang führen sollen, zur vertieften Prüfung recht spät ins Verfahren eingebracht, da der betrachtete Suchraum in den vergangenen Jahren aufgrund verschiedenster Parameter immer mehr abgeschmolzen wurde, was eben letztlich zu den “übrig gebliebenen” Trassen führte. Dennoch sei er sicher, dass alle eingereichten Vorschläge geprüft werden und somit die aktuell immer wieder in der öffentlichen Diskussion auftauchenden Vorwürfe, die Bahn untersuche diese neuen Vorschläge nicht ernsthaft genug, nicht gerechtfertigt seien.

Siemon erläuterte den Verlauf der Diskussion anhand von Dokumenten zu Überschwemmungsgebieten – hier sei beispielsweise Variante IV mit 2,6 Kilometern Streckenverlauf durch Überschwemmungsgebiete vorgestellt worden, die (aktuelle) Gorissen-Variante dagegen führe volle acht Kilometer durch Überschwemmungsgebiet. Zwar räumte Siemon ein, dass „sicher einzelne Leute auch Interessen im Spiel haben“. Dennoch wolle er eine Lanze brechen für die Bahn und die derzeitige Methodik. Neu sei im jüngsten Treffen – abgesehen von der Vorstellung der Methodik zur Bertachtung der erforderlichen Baustellen-Einrichtungsflächen - nichts gewesen. Die Erläuterungen hätten alle schon einmal zu einem früheren Zeitpunkt stattgefunden.

Christian Behrendt (Pro Bahn und Bus) verwies darauf, dass Redundanz im Dialogprozess auch etwas Gutes habe, da in den bislang dreieinhalbjährigen Prozess bis zuletzt noch neue Gruppen eingebunden wurden. Auch Behrendt betonte, die Bahn habe ein Interesse daran, eine – letztlich gerichtsfeste - Trasse für das zunächst anstehende Raumordnungsverfahren zu finden. „Da kann sich nicht einfach jeder was zusammen spinnen.“ Es gäbe eine objektivierbare Ebene, die wissenschaftlich zugänglich sei: Längen, Flächen, Emissions- und Immissionsstärken, Fahrzeiten. Wenn die Bahn hier schlampig arbeite, könne sie durch die Genehmigungsbehörde und später im Rahmen gerichtlicher Überprüfungen belangt werden. „Dass das Ergebnis dieser Methodik nicht jedem Bürger passt, mag verständlich sein, nutzt aber nichts.“ Es gäbe einen Rechtsrahmen, an dem sich die Bahn bei der Auswahl ihrer Vorzugsvariante orientieren müsse.

Bestürzt zeigten sich Behrendt und Siemon im Blick auf das Thema Sachlichkeit. Von den Politikern im Main-Kinzig-Kreis sei in jüngster Zeit “ein Kanon an Vorurteilen und Vorverurteilungen” ausgebreitet worden, der so nicht zu akzeptieren sei. Behrendt: „Da reden Leute über Sachen, über die sie sich ganz erkennbar nicht informiert haben.“

Die Vereinsvorsitzende Andrea Euler fragte mehrfach nach, ob Behrendt – als einer derjenigen, der eine Teiltrasse VIII ins Verfahren eingebracht hat – sich von der Bahn ungerecht behandelt fühle. Behrendt betonte, die „Varianten werden sowohl in der örtlichen Abwägung als auch in der Projektgesamtschau noch einmal zu diskutieren sein“, unfair behandelt fühle er sich jedoch derzeit nicht.

Breiten Raum nahm die Diskussion zum Thema Lärmschutz ein. Behrendt erläuterte den grundsätzlichen Unterschied zwischen freiwilliger Lärmsanierung an Bestandsstrecken und verpflichtender Lärmvorsorge an Neubaugleisen bzw. bei wesentlichen Änderungen der Bestandsinfrastruktur. Die jeweiligen Eckwerte unterscheiden sich um fünf Dezibel.

Fritz Feit berichtete aus dem Dialogforum: Aus seiner Sicht werden von der Bahn sogar Varianten geprüft, die selbst er als Laie als „Quatsch“ empfindet. Sorge bereitet ihm, dass die Trassenvarianten derzeit nur grob vorliegen und noch um 500 Meter in die ein oder andere Richtung „verschoben“ werden können. „Das ist nicht viel“, sagte er mit Blick unter anderem auf Neudorf und Weilers.

Dem stimmten sowohl Behrendt als auch Siemon zu: Die Nähe zu Ortsteilen seien heftig: Teilweise unter 250 Metern, wo gutachterlich 400 Meter erforderlich seien. Die Hoffnung besteht, dass deshalb Variante V negativ betrachtet werde. Dazu würden noch weitere Aspekte beitragen: Die Situation in Bad Soden mit der Trassenführung durch den Kurbereich etwa, oder auch die Frage, wo man in Wächtersbach „hinter dem Schloss“ eine Tunnelbohrmaschine unterbringen könne. Behrendt urteilte aus seiner Sicht: „Ich halte die Variante V für nicht umsetzbar.“

Wolfgang Seitz stellte die Frage in den Raum, ob angesichts der Schwierigkeiten, auf Bundesebene eine Koalition zusammen zu bekommen, vielleicht auch die Trassen-Entscheidung verschoben würde. Behrendt bezweifelte dies, aber erläuterte, dass aus seiner Sicht eine Verzögerung der Entscheidung möglich sei: Zum einen, weil der integrale Taktfahrplan, der Deutschland-Takt, noch gutachterlich untersucht werden müsse. Dieser werfe die Frage auf: Was brauche ich für ein Raum-Zeit-Gerüst für einen Fahrplan? Zunächst solle ein Fahrplan gemacht werden, erst danach die Infrastruktur bestimmt. Seit Kurzem gäbe es zu diesem Thema eine Bundesarbeitsgruppe, die einen langfristigen Zielfahrplan festlege. Es sei gut möglich, dass sich dieser Prozess bis ins nächste Jahr hinziehe und dazu beitrage, dass der gesamte Planungsprozess für die Trasse hier vor Ort sich dadurch ebenfalls noch einige Zeit verzögere. Auch, dass die Zugzahlenprognose 2030 noch nicht vorliege, trage zu einer Verzögerung bei: Folgerichtig wird die Bahn die “Vorzugsvariante” erst im neuen Jahr bekanntgeben.


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