Viele Tipps für Umgang mit Denkmälern und alten Gebäuden

Wächtersbach
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„Wenn man so ein altes Fachwerkhaus richtig pflegt, dann hält es praktisch ewig. Wenn man die falschen Materialien verwendet, dann kriegt man es aber auch relativ schnell kaputt.“

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Claus Bergmann von der Unteren Denkmalschutzbehörde des Main-Kinzig-Kreises hatte auch in seinem zweiten Vortrag in Wächtersbach, den er auf Einladung des Altstadtfördervereins Wächtersbach hielt, viele Tipps für den Umgang mit Denkmälern und alten Gebäuden parat. Bereitwillig beantwortete er im Gartensaal am Wächtersbacher Schloss auch gerne etliche Fragen aus dem Publikum.

Vereinsvorsitzende Enesa Aumüller dankte eingangs dem Referenten und wies zugleich auf kommende Veranstaltungen des Altstadtfördervereins hin. Während des Kunsthandwerkermarkts in der Altstadt am Himmelfahrtstag (Donnerstag, 10. Mai) wird es im Hof des Anwesens Untertor 11 (gegenüber Altstadtcafé) ab 11 Uhr Informationen und Vorführungen über hessischen Kratzputz geben. Und im Oktober will der Verein wieder bis zu vier Personen mit dem Altstadtpreis ehren. Dann stieg Bergmann in seinen Vortrag ein, den er mit zahlreichen Beispielfotos aus seiner praktischen Tätigkeit illustrierte. Der Schwerpunkt seines ersten Vortrags im vergangenen Jahr war der Keller gewesen, diesmal machte er „oben“ weiter. Und wie für den Keller gilt auch für altes Gebälk und Gemäuer: Zuviel Feuchtigkeit ist Gift. Die Altvorderen, so sagte der Denkmalschützer zu Beginn seines einstündigen Vortrags, hätten anders gebaut, als es heute die DIN-Normen vorsehen. Deswegen könne man nur davor warnen, auf eigene Faust Balken oder Mauern herauszunehmen. Wenn man in so ein Geflecht eingreife, solle man besser einen Statiker und einen Zimmermann holen, die etwas davon verstehen. „Es gibt in der Region gute Leute, die das können“, bekräftigte Bergmann.

Ein übler Schädling ist der Holzwurm. Ab zirka zwölf Prozent Feuchtigkeitsgehalt seien die Balken durch ihn gefährdet. Denn die Larven dieses Fluginsekts, die sich von dem Holz ernähren, bräuchten eine gewisse Feuchte. Bergmann warnte davor, giftige Holzschutzmittel wie etwa Xyladecor zur Bekämpfung einzusetzen, dann damit könne man Riesenschäden anrichten. „Versuchen Sie, die Feuchtigkeit in den Griff zu kriegen“, so stattdessen sein Rat. Notfalls könne man diesen Schädling auch mit Kohlendioxid-Einblasen oder Erhitzen auf 60 Grad Celsius bekämpfen. Oder man könne einen Fachmann auch eine Art Mikrowelle einsetzen lassen. Auf jeden Fall gelte zunächst: „Erstmal ordentlich den Schaden begutachten lassen.“ Ein weiteres Schadinsekt sei der Holz- oder Hausbock, der aber nur Nadelholz befalle und auch nicht das Kernholz. Manchmal müsse man auch hier eingreifen, zum Beispiel, wenn man es nur mit geringen Balkenquerschnitten zu tun habe. Wichtig sei auch in diesem Fall, die Feuchtigkeitsquelle abzustellen, zum Beispiel ein undichtes Dach oder eine undichte Regenrinne.

Claus Bergmann ging anschließend auf die Gefache der Fachwerkhäuser ein. Die seien in der Regel früher mit Lehm ausgefüllt worden oder mit einem Lehm-/Stroh-Gemisch. Hochgebrannte Ziegel oder Blähbetonsteine hätten im Vergleich zum Lehm den Nachteil, dass sie keine Feuchtigkeit aufnehmen. Lehm könne das und mache zudem die Bewegungen des Hauses ein Stück weit mit. „Am besten traditionell mit Lehm und Stroh bauen, weil es sich bewährt hat“, riet der Experte. Teilweise würden auch Holzverkleidungen verwendet, zum Beispiel Schindeln, um die Fassade zu schützen. Auch bei den Gefachen müsse man auf die Feuchtigkeit achten, denn sonst könne man sich Holz zerstörende Pilze einfangen, wobei der übelste der Hausschwamm sei, weil der auch Mauerwerk durchdringen könne.

Die Innendämmung, kam Bergmann auf ein weiteres Thema zu sprechen, sei bei einem Fachwerkhaus eine heikle Sache. Hinter ihr dürfe keine Feuchtigkeit kondensieren. Gegenüber Folien sei Schilf- oder auch Hanfmatten, die in Lehmputz eingebettet werden, der Vorzug zu geben. Der Königsweg sei aber eine Wandheizung mit Lehmverputz, was aber nur mit Außendämmung funktioniere. Dieses System sei diffusionsoffen, sodass eingedrungene Feuchtigkeit auch wieder hinaus gelangen könne. Ganz ähnlich funktioniere auch die Dachdämmung, wobei früher die Dächer gar nicht gedämmt worden seien. Die Außenfassade könne verschalt werden, mit Holz oder auch Schiefer, wobei letzteres nicht typisch für die heimische Region sei. Die Verschalung der Außenfassade sei bei einem denkmalgeschützten Haus unbedingt mit der Denkmalschutzbehörde abzusprechen. „Kein Eternit, möglichst kein schwarzer Schiefer, Lärche wäre ideal.“ Und wie streicht man die Balken und andere Holzteile? Auch hier riet der Experte wieder zur Methode der Altvorderen: Leinöl mit Farbpigmenten. Denn dieser Anstrich könne im Gegensatz zu Acryllack oder etwas Ähnlichem die Feuchtigkeit wieder herauslassen. Abschließend ging Claus Bergmann aufgrund einer Frage aus dem Publikum noch auf das Problem der aufsteigenden Feuchtigkeit ein. Idealerweise habe ein Fachwerkhaus einen Sockel von 60 bis 80 Zentimetern Höhe, über den die Feuchtigkeit entweichen könne. Im Vogelsberg bestehe dieser Sockel üblicherweise aus Sandstein oder Basalt, wobei sich diese Gesteinsarten hinsichtlich der Wasserdurchlässigkeit unterscheiden würden. Den Sockel solle man am besten nur mit Kalkmörtel verputzen. Und ein Königsweg sei es hier, zwischen dem Sockel und den darüber aufliegenden Schwellbalken eine geeignete Abdichtung einzubauen. Zum Schluss bot der Denkmalschützer an, dass er gerne zu einem dritten Vortrag aus dieser Reihe nach Wächtersbach kommen werde. Weitere Infos im Internet: www.altstadt-waechtersbach.de.

Foto: Vereinsvorsitzende Enesa Aumüller und Referent Claus Bergmann. (Fotonachweis: Altstadtförderverein Wächtersbach, Frank Schäfer).


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