Clemens und Peter Blaumeiser spielten beim Altstadtförderverein

Wächtersbach
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„Wir sind stolz darauf, dass wir unsere Musik immer Hand Made machen.“ Dies hob der Wächtersbacher Musiker Clemens Blaumeiser hervor, als zusammen mit seinem älteren Bruder Peter Blaumeister beim „Stammtisch mit Charakterköpfen“ des Altstadtfördervereins Wächtersbach im Gartensaal der Rentkammer aus seinem aufregenden Leben berichtete.

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Es ist ausgefüllt mit mehr als fünf Jahrzehnten zwischen Rock’n’Roll und Tanzmusik. Natürlich gaben die beiden Brüder auch einige musikalische Kostproben – Clemens am Keyboard und als Sänger, Peter an der E-Gitarre und als Sänger. Unterstützt wurden sie dabei vom Saxofonisten Lothar Hederer, der zu Blaumeisers aktueller Band „Ton in Ton“ gehört.

Die drei Musiker stimmten die Anwesenden mit Kurt Weills „Moritat von Mackie Messer“ und „I’m Walking“ von Fats Domino ein. Die Blaumeiser-Brüder schilderten dann, wie sie zur Musik gekommen seien. Mutter Ria Blaumeiser, die viele Schüler unterrichtete, in Wächtersbach die Gottesdienste an der Orgel begleitete und 30 Jahre lang im Kurorchester in Bad Soden spielte, und ein Onkel, der Höchster katholische Pfarrer Hans Platte, führten die beiden Brüder an die Musik heran, die sich seit ihrer Jugend aber auch für Elvis und die Beatles interessierten. In diese musikalische Richtung tendierte denn auch Peter Blaumeisers erste Band, „The Young Stars“. Darin spielte Peter den Bass. Die Band existierte von 1963 bis 1967. Ihren ersten Auftritt, erinnerte er sich, hatten sie in der „Blumenau“ in Aufenau – mit geringen technischen Mitteln, einem Equiment, das sie im Wächtersbacher Musikgeschäft Karl Kolb auf Raten abstotterten. „Ich spielte damals eine Framus-Bassgitarre“, erinnerte sich Peter Blaumeiser. Die Gage habe aus 28 D-Mark je Musiker bestanden.

„Die spielten die aktuellen Schlager inklusive Elvis.“ Eine weitere Station der „Young Boys“ war der Breitenbacher Hof, wo sonntags Teenager-Nachmittage stattfanden. „Das waren wohltuende Nachmittage für die Gäste und die Band.“ Mit ihnen traten die „Skiffle Rockers“ aus dem Hause Kolb auf. Die seien „einen Tick besser“ gewesen. Das Ende dieser Band kam, kurz nachdem Kurt Sauer, der Gitarrist, bei einem Autounfall tödlich verunglückte. An dieser Stelle spielten die drei Musiker im Gartensaal zwei Lieder aus jener Zeit: „Tutti Frutti“ und Ricky Nelsons „Hello, Mary Lou“.

Fast 20 Jahre existierte die Tanzkapelle „Swing Sextett“, bei der Peter und Clemens Blaumeister erstmals zusammenspielten – Clemens am Piano und Peter am Bass, beide auch als Sänger. „Im Januar 1970 hatten wir unseren Auftritt in Neudorf“, erinnerte sich Clemens Blaumeiser noch genau. Bis zum Jahr 1989 kam das Sextett, das oft auch als Septett spielte, auf rund 400 Auftritte, viele davon in der alten Wächtersbacher Stadthalle. Diese Kapelle spielte Tanzmusik, und sie bestritt auch die Zeltkerben der Familie Sperzel. Das sei schon sehr anstrengend gewesen, vier Tage nacheinander Musik machen. Höhepunkte waren die Auftritte bei den Jubiläen „400 Jahre Schloßbräu Wächtersbach“, „100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Wächtersbach“ und „750 Jahre Stadtrechte Wächtersbach“. „Wir spielten das ganze Repertoire von Rhythmen von Rock bis Polka“, schilderte Clemens Blaumeiser, insgesamt 500 Titel. Die ganz besondere Spezialität seien Titel von Billy Vaughn gewesen. Auch dazu gab es während des Stammtischs live eine Kostprobe zu hören. Und natürlich der Wächtersbacher Carneval-Verein, WCV, da waren sie seit 1973 Hofkapelle und bestritten sämtliche Fremdensitzungen.

Die beiden Blaumeiers wirkten an Schallplatten-Aufnahmen mit. Ein lokaler Hit wurde dabei die Single mit dem „Wächtersbacher Lied“ („Es ist so schön in Wächtersbach“) und dem „Schloßbräu-Schunkler“, voran auch die Schöppchensänger sowie Beate und Gerd Jongkind mitwirkten. Bei den Tonaufnahmen in einem südhessischen Studio, erinnerte sich Clemens Blaumeiser schmunzelnd, hatten sie Aufsehen erregt, als die die Lieder anstimmten, mit Flaschenbier in der Hand und selig schunkelnd… Aber auch diese Zeit mit dem „Swing Sextett“ ging vorbei. Seit 1991 traten die Blaumeisers als Duo und mit Ignaz Katzenberger als Trio auf. Unvergessen sei ihnen auch der Spielfilm „Lupo und der Muezzin“, der eine Satire auf kleinstädtische Verhältnisse mit klarem Bezug zu Wächtersbach darstellt. Für den Film, der hauptsächlich in Freudenberg gedreht wurde, spielten sie Musiksequenzen ein und traten als Komparsen in Erscheinung.

Später spielten die Blaumeisers bei „Ton in Ton“ und wirkten ehrenamtlich beim „Happy-Day“-Chor, beim Kirchenchor und etlichen Festen der Kirchen, der Wächtersbacher Schulen und des AWO-Seniorenheims mit. Sie waren aktive Sänger beim Männerchor Wächtersbach, und Clemens Blaumeiser ist bis heute beim Akkordeonorchester Wächtersbach aktiv. Alles in allem, so das Fazit der beiden Brüder, haben sie mit den Formationen „Swing Sextett“ und „Ton in Ton“ an die 1500 Auftritte absolviert. Als letzte musikalische Kostprobe stimmten die drei Musik im Gartensaal einen Walzer an, nämlich das besagte Lied „Es ist so schön in Wächtersbach“ – so mancher aus dem Publikum konnte mitsingen.

Die nächsten „Stammtische mit Charakterköpfen“ des Altstadtfördervereins finden am 11. Dezember (Gast ist Anja Kolb von „Medical Beauty di stellare“ aus Wächtersbach) und 15. Januar (mit Kerstin Rosenberg vom Ayurveda-Institut Obersotzbach) statt.

Das Foto zeigt (von links) Clemens und Peter Blaumeiser sowie Lothar Hederer. Foto: Altstadtförderverein/Schäfer


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