Einen Calypso mit dem Denkmal getanzt

Musik
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Der 15. November 2015 war für die Paul-Hindemith-Musikschule Hanau (PHM) ein ganz besonderer Tag.



denkmalcalypso.jpg

denkmalcalypso1.jpg

denkmalcalypso2.jpg

Nach vielen Jahren der Diskussion wurde das längst überfällige Ehrenmal für den großen Hanauer Komponisten Paul Hindemith auf dem Schulgelände der Pestalozzischule, seit 40 Jahren Heimat der PHM, an diesem Tag der Öffentlichkeit übergeben. Der Realisation vorangegangen war ein zweijähriger Findungsprozess mittels einer Jury im Rahmen des Hanauer Programms „Kunst und Kultur im öffentlichen Raum“ aus dem Jahr 2012. Den Zuschlag erhielt schließlich der Künstler Faxe M. Müller aus dem Jossgrund.

Müller war nun auch einer der Ehrengäste beim jüngsten „1. PHM-Denkmal-Konzert“, das nun dank mild gestimmter Wettergötter hat über die Bühne gehen können. „Bei der Umsetzung des Denkmals ging es uns um die Schaffung eines Kleinods, ja, sogar von etwas Intimen. So hat das Denkmal Rhythmus und Takt – es lebt, je nachdem, von welcher Seite man sich dem Kunstwerk nähert. Es ist in Größe und Proportion ideal in seinem Umraum integriert. Es ist ein Klangkörper, der die Paul-Hindemith-Musikschule als ein neues Identifikationsmerkmal begleitet“, sagte Schulleiter Jörn Pick, der sich auch maßgeblich für die Errichtung des Denkmals eingesetzt hatte, damals bei der Einweihung. Mit dem nun erstmalig durchgeführten Denkmal-Konzert konnten sich nun neben Faxe M. Müller auch zahlreiche Besucher selbst ein Bild von dem „Klangkörper“ machen, wurde das Denkmal direkt in das musikalische Geschehen eingebunden.

So hatten sich direkt vor dem Kunstwerk aus Stahl sowohl fortgeschrittene Schülerinnen und Schüler als auch Dozentinnen und Dozenten der PHM eingefunden, um mit Werken von Hindemith selbst aber auch dessen Zeitgenossen einen Einblick in die Musik des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts zu geben. Brillant interpretiert beispielsweise Hindemiths 3. Klaviersonate der PHM-Dozentin Yeo-Jin Park, die logistisch gesehen an einem elektrischen Klavier Platz nehmen musste, was dem sehr virtuosen Vortrag keinen Abbruch tat. Mit kraftvollen Blechklängen, in dem Fall die „Morgenmusik“ von Hindemith, wurde das Konzert von den Schülern Clemens Abraham, Lorenz Pick und dem Trompeten-Dozenten Frank Zeller eröffnet. Zarte Gitarrenklänge zum Kontrast wurden dann von dem „Duo Apppassionato“, Christina und Christian Gutgesell mit Erik Satie und Heitor Villa Lobos gereicht.

Ein weiterer Ohrenschmaus stellt die sehr einfühlsam ausgeführte „Kanonische Sonatine für zwei Flöten“ von Hindemith durch Lilli Lang und ihrer Lehrkraft Phillip Mellies dar. Einen gelungenen Kontrapunkt setzen die PHM-Schüler Ben Stuckert und Benjamin Kuttig am Saxophon mit einem französischen Volkslied. Französische Kunstmusik wird dann auch interpretiert von Emma Heinrich an der Querflöte, sehr umsichtig begleitet von Evelin Burko am Klavier sowie von Pauline Hornung an der Querflöte, die von ihrem Lehrer Waldemar J. Jarczyk an den Tasten unterstützt wird.

Auch das Denkmal selbst meldet sich zu Gehör mit der Komposition „denkMAL“ des PHM-Schlagzeugdozenten Gabor Kovacs. Das rhythmisch sehr lebendige Stück wird auf den Stahl-Stangen sehr konzentriert und genial umgesetzt mit wirbelnden Schlagzeugstöcken von den Solisten Julian Fuhr und David Quast. Jonas Schütz, ebenfalls Dozent für Schlagzeug an der PHM, hat sich eine vierstimmige Improvisation an der Cajon ausgedacht, hier sind Konstantin Kovacevic, Matthias Bahl, Leonard Pick und Jonas Schütz zu hören. Einen sehr rhythmischen Schlusspunkt setzt dann das PHM-Streicher-Ensemble unter der Leitung von Anne Paul mit dem eigens von ihr komponierten „Denkmal-Calypso“. Das Ensemble zeigt sich dabei von seiner besten Seite. Leicht federnd im Duktus umschmeichelt das Stück das Denkmal und geht zusätzlich noch eine gelungene Symbiose mit den Federwölkchen am Himmel ein.

Der große Applaus, der zu Recht insbesondere für die sehr munter aufspielenden PHM-Schülerinnen und – Schüler gilt, kommt von Herzen. So lässt auch die Zugabe nicht lange auf sich warten. Die Konzert-Premiere jedenfalls muss unbedingt als gelungen bezeichnet werden, wenngleich, und da sind sich alle Beteiligten einig, das Hindemith-Denkmal künftig noch mehr mit in das Programm einbezogen werden soll. „Wir möchten das Konzert in unregelmäßigen Abständen anbieten und werden zugleich das Konzept weiterentwickeln, findet sich hier neben der schönen äußeren Atmosphäre auch ein ungeahntes musikalisch-kreatives Experimentierfeld für unsere Schüler und Dozenten. Das passt auch insgesamt gut in unser Leitbild“, resümiert Pick, der sich zudem sehr zufrieden über das Engagement „seiner“ Schüler und Dozenten zeigt.

Foto: „denkMAL“ mit dem Hindemith-Denkmal: Julian Fuhr und David Quast führen höchst konzentriert das von Rhythmus-Stück ihres Schlagzeuglehrers Gabor Kovacs aus.
Foto: Ein perfektes Duo: Lilli Lang und Philipp Mellies ehren den Hanauer Komponisten Paul Hindemith mit der Aufführung der „Kanonischen Sonatine für zwei Flöten“.
Foto: Einen Calypso für das Denkmal: Anne Paul leitet das PHM-Streicherensemble mit Unterstützung von Yeo-Jin Park am Klavier und Jonas Schütz am Denkmal. Fotos: Privat


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

online werben

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

vogler banner

Anzeige

vogler banner

Anzeige

Online Banner 300x250px MoPo 2