Tastenritter und junge Rockstars

Traditionellerweise eröffnen die Wiener Symphoniker ihr Neujahrskonzert mit den Klängen von „Freude schöner Götterfunken.“ Auch im Steinheimer Marstall bildete die Beethoven-Melodie den Auftakt zu einem musikalischen Feuerwerk der Extraklasse. Am Klavier saß der fünfjährige Timmy und trug das Stück gemeinsam mit Jack Sarhan vor, der im syrischen Nationalorchester die erste Geige gespielt hat und seit zwei Jahren Dozent im Haus der Musik ist. Beim Neujahrskonzert in Steinheim zeigte eine ganze Reihe Pianisten ihr Können, unter anderem der zehnjährige Julian Rass, der erst kürzlich mehr als 300 Zuschauer beim Neujahrskonzert der Langenselbolder Sängerlust mit einer Sonatine von Mozart begeistert hatte.

Viele der jungen Talente sind dabei, wenn der Verein im Sommer seine Partnerschule in Rom besucht. Bei der Fahrt kommt auch der Transporter zum Einsatz, den die Fraport AG dem Haus der Musik Ende 2017 gespendet hat. In Steinheim bedankte sich der Vorsitzende der Bildungseinrichtung, Michael Schnadt, noch einmal für die großzügige Unterstützung.

Musikbegeisterte Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammen zu bringen ist eines der Hauptanliegen des Vereins, der seit dem Aus der Adolf-Schwab-Musikschule in Steinheim deren Angebot weiterführt und dies deutlich erweitert hat. „Die Netzwerke, die Michael Schnadt knüpft, etwa mit jungen Musikern in unserer türkischen Partnerstadt Nilüfer, sind etwas, das es so zuvor in unserer Stadt nicht gegeben hat. Dass in Hanau mit der Paul-Hindemith-Musikschule und dem Haus der Musik zwei Einrichtungen existieren, die sich gegenseitig ergänzen, ist eine großartige Situation“, meinte der Leiter der städtischen Fachabteilung Kultur, Martin Hoppe, der sich unter die Zuhörer gemischt hatte und sich durchaus beeindruckt von den jungen Talenten zeigte.

Auch der Steinheimer Ortsvorsteher Klaus Romeis lobte in seinem Grußwort die Arbeit des Vereins, die zahlreichen Kindern und Jugendlichen den Weg zur Musik geebnet habe. „Talentförderung ist hier kein leeres Wort, das zeigt dieses gelungene Konzert in schöner Weise“, meinte Romeis, nachdem er den Schülern erklärt hatte, was ein Ortsvorsteher so macht.

Anschließend gehörte die Bühne wieder den Nachwuchsmusikern. Dozent Jack Sarhan stellte zwei seiner Violin-Schülerinnen vor. Dabei beeindruckte die neunjährige Sophie mit einem Medley aus unterschiedlichen passenden Stücken zum Jahreswechsel. Dozent Oliver Lach kündigte ein Gitarren-Trio an. Die Schüler im Alter von 13 bis 14 Jahren präsentierten vier Stücke aus dem spanischen und lateinamerikanischen Raum. Lach selbst unterrichtet an der Steinheimer Niederlassung des Vereins. Der 42-Jährige hat im vergangenen Jahr ein Konzert in der alten Steinheimer Pfarrkirche mit dem Titel „Faszination Gitarre“ veranstaltet und kündigte beim Neujahrsempfang eine Neuauflage an.

Neuigkeiten gibt es auch aus der Hirzenhainer Zweigstelle zu vermelden. So informierten Marek Haesler und Alexander Dimov von der Musik-Station Nidda, dass ihre Talentschmiede künftig mit dem Haus der Musik zusammenarbeitet, um junge Musiker und Bands auf eine Pop- oder Rock-Karriere vorzubereiten.

Rockige Klänge gab es jedoch bereits beim Neujahrskonzert in Steinheim zu hören. So stellte Annelie Schwarz, die seit einem Jahr beim Verein Schlagzeug unterrichtet, einige ihrer Schüler vor, die im Marstall für ordentliche Lautstärke sorgten. Etwas Besonderes hatte auch Klarinetten-Dozent Markus Hoßner im Gepäck. Gemeinsam mit zwei seiner Schülerinnen präsentierte er unter anderem ein Air eines unbekannten Komponisten aus dem 18. Jahrhundert. Dabei begleitete er die Jugendlichen am Tambourin. Hoßner studierte unter anderem Klarinette am Dr. Hoch’s Konservatorium in Frankfurt und spielte bereits als Aushilfe bei Projekten des Ensembles Modern und des Sinfonieorchesters des Bayrischen Rundfunks.

Zum Finale wartete der Verein noch mit einer Überraschung auf. Zur großen Konzertreise ins Allgäu 2016 hat Dozent Andreas Benke von der Ronneburger Niederlassung eine vereinseigene Schülerband ins Leben gerufen. In Steinheim überzeugten die vier „Projektile“ mit dem Billy-Idol-Hit „White Wedding“. Wie Benke erläuterte, verdankt der Rock-Star seinen Namen einem Klassenbucheintrag. Dort hatte sein Lehrer den Begriff „idle“ vermerkt, der so viel wie „träge“ bedeutet. Ganz und gar nicht träge waren die Zuhörer beim Neujahrskonzert, die den jungen Talenten nach einem zweieinhalbstündigen Hörgenuss lautstark Applaus spendeten.

Der Hanauer Musikschulverein Haus der Musik betreut mittlerweile mehr als 300 Schüler in seinen Niederlassungen in Steinheim, Klein-Auheim, Ronneburg, Hammersbach, Langenselbold und Hirzenhain.

Foto: Wollen ihre Zusammenarbeit ausbauen (von links): Vereinsgründer Michael Schnadt, Gitarrendozent Oliver Lach mit Marek Haesler und Alexander Dimov von der Musikstation Nidda. Im Vordergrund das Gitarren-Trio.

Foto: “Freude schöner Götterfunken”: Der fünfjährige Timmy eröffnet das Konzert mit Konzertmeister Jack Sarhahn (an der Violine) und Einrichtungsleiter Michael Schnadt.

Foto: Markus Hoßner und seine Klarinetten Schülerinnen hatten ein seltenes Stück aus dem 18.Jahrundert im Gepäck.

Foto: Die neunjährige Elisaweta lernt beim Haus der Musik Schlagzeug.

Foto: Echte Rockstars: Die “Projektile” überzeugen mit dem Billy-Idol-Hit “Ehite Wedding”.