Virtuose Einblicke in die nordische Seele

Musik
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„Im Land der Elche, Fjorde und Trolle“: So lautete der Titel des jüngst stattgefundenen Konzert-Menüs der Paul-Hindemith-Musikschule Hanau (PHM) im Hofgut Hörstein.



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Polternde Trolle oder gar röhrende Elche waren nun nicht zu erleben. Vielmehr wurde an dem von PHM-Dozentinnen und –Dozenten sowie Gästen gestalteten Konzert eine Brücke zur wunderbaren Musik Skandinaviens geschlagen, die völlig neue Hörwelten erschließen und der von den ausgesuchten Speisen und Weinen aus der Hofgut-Küche ein passendes Fundament gebaut werden konnte.  

Zu hören gab es in der stimmigen Raum-Atmosphäre des Hofguts vor allem Werke des Norwegers Edvard Grieg und des Finnen Jean Sibelius. Das renommierte Musiker-Ehepaar Susanne Schaeffer (Mezzosopran) und Professor Burkhard Schaeffer (Klavier) aus Mainz, das sich auf nationaler und internationaler Ebene in zahlreichen Liederabenden einen Namen gemacht hat, eröffnete in geradezu fulminanter Weise den skandinavischen Abend mit den Liedern op.48 von Grieg nach Texten von Heine, Uhland und Goethe. Susanne Schaeffer, einstmals auch Schülerin der PHM, setzt sich zugleich mit hoher Präsenz und lupenreiner Intonation ganz souverän in Szene. Eingebettet in einer sehr subtil-kantablen wie auch fein angewandten Agogik auf den Punkt gebrachten Begleitung durch Burkhard Schaeffer kann Susanne Schaeffer vor allem durch ihr differenziertes Stimm-Volumen, das vom zartesten Piano bis hin zum opulenten Forte reicht, begeistern.

Stellen schon die Grieg-Lieder einen Genuss für die Ohren dar, setzt Schaeffer ihrem Vortrag zweier selten zu hörenden Sibelius-Lieder, vorgetragen in schwedischer Sprache, die Krone auf. Traumhaft interpretiert im wahrsten Sinne des Wortes das „Var det en dröm“, elegant dahinfließend aber auch zupackend zugleich, bilden Schaeffer und Schaeffer eine perfekte Symbiose von Gesang und Instrument.

Die Kulturpreisträgerin des Main-Kinzig-Kreises und zugleich auch PHM-Dozentin für Klavier, Yeo-Jin Park, interpretiert - nach „Rind skandinavischer Art“ und einer wonnigen Domina - Griegs Klavier-Sonate op. 7 in e-Moll. Hochkonzentriert aus dem Kopf präsentiert sie die vier in ihrem Gestus so unterschiedlichen Sätze in einer überzeugenden wie mitreißenden Gestaltung. Griegs einzige Klaviersonate, gesegnet mit einer schier überbordenden Fülle an harmonischen wie thematischen Einfällen, die stellenweise auch der norwegischen Volksmusik entlehnt sind, wird dank des sowohl zupackenden als auch sehr strukturierten Spiels von Park äußerst plastisch (be)-greifbar, ja in fast schon sezierender Art und Weise vor Ohren geführt. Perlend-fließend die Läufe, mit Vehemenz genommen die teils wuchtigen Akkordpassagen und dahinschmelzend die lyrischen Passagen, wie sie sich vor allem im zweiten Satz offenbaren.

Zeigt also schon der Mittelteil des Konzert-Menüs, dass Grieg nicht nur auf seine „Peer Gynt Suite“ mit ihrer berühmten „Morgenstimmung“ zu reduzieren ist, so darf diese freilich in einem skandinavisch geprägten Programm nicht fehlen. Ebenfalls Kulturpreisträger des Main-Kinzig-Kreises und PHM-Dozent für Querflöte bringt Philipp Mellies in solider Begleitung von Marlene Jacobs am Flügel jene Morgenstimmung zu Gehör, die Grieg selbst als „Kuhmist“ und „Norwegertum“ abgetan hat. Zuvor aber stimmt das Duo die Nocturne aus „Belshazzar’s Feast“ des Zigarrenliebhabers Sibelius an, bevor dann die Suite op.33 der Schwedin Laura Netzel zu Gehör kommt. Mellies präsentiert eine feine Melange aus Virtuosität und brillanter Technik. Auch „Solveigs Song“ wird so in seiner dahingehauchten Zartheit und dennoch kristallinen Tonentfaltung, sehr umsichtig von Jacobs am Flügel untermauert, zu einem Hörgenuss.

Neben diesen Genüssen gibt es natürlich auch feinste Gaumenfreuden, die durch die ausgesuchten Weine des Hofguts verstärkt werden. Aber auch das Auge isst bekanntlich mit und so hat PHM-Schulleiter Jörn Pick, der gewohnt charmant durch den Abend führt, eine waschechte Finnin mitgebracht. Anna Syrjänen-Heinrich hat zur Freude des Publikums eine finnische Tracht im Gepäck, die sie im zarten Alter von 14 Jahren selbst angefertigt hat. „Sauna, SISU – eine nur den Finnen nachgesagte Eigenschaft der Ausdauer und Beharrlichkeit - und Sibelius“: Das sind die Grundpfeiler der finnischen Seele, führt Syrjänen-Heinrich aus. Und so belohnt das am Ende begeisterte Publikum alle Künstler für die virtuosen Einblicke in eine Welt, die weit mehr als Elche, Trolle und Fjorde zu bieten hat.

Foto: Freuen sich am Ende über einen gelungenen Konzertabend der Paul-Hindemith-Musikschule Hanau im Hofgut Hörstein: Burkhard und Susanne Schaeffer, Yeo-Jin Park, Marlene Jacobs und Philipp Mellies (von links), die ihr Publikum mit Werken nordischer Komponisten verzauberten. Foto: PHM

Foto: Voller Stimm-Einsatz: Die Mezzosopranistin Susanne Schaeffer (Hintergrund) zieht mit einem voluminösen Vortrag das Publikum im Hofgut Hörstein in ihren Bann.


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