Den Traum des Vaters verwirklicht

Musik
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

„Es ist das Klavier der Armen, das bei Dorfbällen die Röcke fliegen und die Herzen der Mädchen in den Herzen ihrer Verehrer höher schlagen ließ“, heißt es in Lydie Auvrays Akkordeon-Stück „Java en-on“.



Die Grande Dame des Akkordeons ist mit ihrem Instrument buchstäblich verwachsen: Mit ihm lebt, liebt und erzählt sie. Auch am Samstag, 30. Juli, im Kuki-Zelt Schlüchtern.  Im Gespräch mit unserer Zeitung macht die Wahl-Kölnerin, die aus der Normandie stammt, neugierig auf ihre „Musetteries Tour 2016“.

Frau Auvray, welche Melodie haben Sie gerade im Kopf?
Lydie Auvray: "Lustigerweise  denke ich an ein Lied, das ich für meinen Vater gemacht habe. ‚Pour Toi – Für Dich‘. Er hat mich zum Akkordeon gebracht, und sein großer Traum vom Musik machen hat sich in mir erfüllt. Er hatte eine harte Kindheit und musste schon mit 11 anfangen zu arbeiten. Da war leider keine Zeit für Spaß und Musik. Trotzdem konnte man ihn schon von weitem hören, denn er pfiff den ganzen Tag in seiner Werkstatt. Er fragte mich dann auch, ob ich Lust hätte, Akkordeon zu lernen. Für meine Eltern war das kein Problem, dass ich Musikerin werden wollte. Sie waren sehr stolz und sehr happy."

Was fasziniert Sie am Akkordeon?
Lydie Auvray (mit einem Laut der Begeisterung): "Ahhhh – so viel! Das Besondere am Instrument ist der Balg, er ist die Seele des Akkordeons. Er haucht der Musik Leben ein, er kann alles, von ganz leise und traurig bis laut, rhythmisch und fröhlich. Wenn man das richtig macht, ist es ein Wunder! Ich bin da sehr extrem – manchmal ist mein Arm gar nicht lang genug, so sehr ziehe ich das Instrument auseinander. Wissen Sie, das Akkordeon hat Töne, die Menschen ins Innere treffen. Besonders Kinder sind da sehr empfänglich. Aber auch Erwachsene. Ich habe mal auf der Beerdigung einer guten Freundin gespielt. Die Männer haben sich lange wacker gehalten, aber als das Akkordeon erklang, haben alle angefangen zu heulen. Aber es geht auch lustig: Bei der Musetteries-Tour sagen mir die Leute oft, dass es sie kaum auf den Sitzen hält. Zum Beispiel bei der Java – dem Tanz der kleinen Leute."

Hat Ihre Heimat, die Normandie, Ihren Musikstil beeinflusst?
Lydie Auvray: "Nicht speziell die Normandie, aber Frankreich natürlich. Ich liebe die großen Chansonniers und Chansonnièren wie Édith Piaf, Jacques Brel oder Serge Gainsbourg. Dennoch hatte ich in der Pubertät eine Krise mit dem Akkordeon. Es galt als uncool und kitschig. Da bin ich auf die Gitarre umgestiegen und habe Chansons von Maxime le Forestier gespielt. Erst später bin ich wieder zum Akkordeon gekommen und habe entdeckt, wie vielseitig es ist. Dass man damit den Blues und alles andere spielen kann. Diese neuen, diese anderen Seiten wollte ich dem Publikum unbedingt zeigen und diese Vielfalt  fühlbar machen."

Sie haben im Verlauf ihrer fast vierzigjährigen Bühnenkarriere mit vielen Künstlern zusammengearbeitet, unter anderem mit dem bekannten Liedermacher Hannes Wader. Wie war das?
Lydie Auvray: "Es begann alles mit Klaus Hoffmann. Mit diesem bekannten Sänger und Liedermacher habe ich 1979 musiziert, und da hat mich Hannes Wader gehört. Dann habe ich mit ihm an seiner Platte ,Es ist an der Zeit‘ gearbeitet und bin mit ihm auf Tournee gegangen.  In den 1980ern war er mein absoluter Gott. Nun sind wir schon jahrelang gute Freunde. Wenn mir einer damals gesagt hätte, dass ich ihm eines Tages meine Liedtexte schicken und er sie auch noch toll finden würde – ich hätte es niemals geglaubt. Er hat mich bei seinen Konzerten ein Stück allein spielen lassen. Das war ein wichtiges Trittbrett für mich. Als ich Hannes Wader zu meinem 40-jährigen Bühnenjubiläum nächstes Jahr eingeladen habe, sagte ich ihm, wie wichtig er für meine Karriere war. Er hat einfach gesagt: ,Lydie, Du hast Talent. Und Talent setzt sich immer durch.‘"

Ihr jüngstes Album heißt Musetteries. Welches Verhältnis haben sie zur Musette, dem französischen Volkstanz?
Lydie Auvray: "Mich verbindet eine Hassliebe mit der Musette. Die alte Musette ist herrlich, ursprünglich, authentisch und echt. Und dann ist das passiert, was immer passiert, wenn etwas Erfolg hat. Musik wird kommerziell und kippt ins Geschmacklose.  Das war auch das Problem, das ich in meiner Pubertät mit Musette hatte. In den 1960er Jahren haben Akkordeonisten blöde gegrinst und billige Unterhaltungsmusik gespielt. Insofern ist mein Album auch Rehabilitation für eine wunderbare, zu Herzen gehende Musik. Ich habe sie entstaubt und zeige ihre Möglichkeiten – zum Beispiel in Verbindung mit Swing oder auch afrikanischen Rhythmen. Diese Platte ist ein Herzstück für mich, es ist viel von mir hineingeflossen."

Worauf kann sich das Publikum im Kuki-Zelt freuen?
Lydie Auvray: "Auf ein kurzweiliges Konzert mit viel Leidenschaft und Herz. Rührend und lustig zugleich. Durch meine fabelhaften Mitmusiker Markus Tiedemann und Eckes Malz entstehen wunderbare musikalische Dialoge mit Gitarre und Klavier. Aber natürlich wird das Akkordeon auch solo zum Einsatz kommen. Meistens haben die Leute viel Spaß."

Das Lydie-Auvray-Trio gastiert am Samstag, 30. Juli, 20 Uhr, im Zelt auf dem Gelände in der Kirchstraße 32 in Schlüchtern.

Hier klicken für Tickets


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

online werben

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

vogler banner

Anzeige

vogler banner

Anzeige

Online Banner 300x250px MoPo 2