Schülertickets für alle und bessere Lehrerversorgung

Politik
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Die bildungspolitischen Sprecher der SPD-Landtags- und Kreistagsfraktion, Christoph Degen und Uta Böckel, folgten der Einladung der im Main-Kinzig-Kreis neu gegründeten Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) nach Gelnhausen.



Die Mitglieder kennen die hessische Bildungspolitik aus unterschiedlichen Perspektiven: Ihr gehören neben Schülerinnen und Schülern, Doktoranden, Pädagoginnen und Pädagogen aus den Bereichen Kindergarten und Schule auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in außerschulischen Bildungseinrichtungen an. Das Vorstandsteam um Julia Czech und Bejan Yakin freuen sich über diese bereichernde Zusammensetzung.

Christoph Degen berichtet vom eklatant hohen Unterrichtsausfall in Hessen, über den es laut CDU-geführtem Kultusministerium keine Statistik gebe. „Es kann nicht sein, dass in sämtlichen Schulen Statistiken die Anzahl von Steckdosen geführt werden muss, der Unterrichtsausfall aber nicht erhoben wird.“, so Christoph Degen. Die Mitglieder des Arbeitskreises sind sich einig: Nur fest an die Schulen angebundene Vertretungsreserven könnten zuverlässigen Unterricht an Schulen gewährleisten. Sollten Lehrkräfte nicht für Vertretungsunterricht benötigt werden, könnten diese als Co-Lehrkraft ihre Kolleginnen und Kollegen im Unterricht unterstützen. Vielleicht, so ein weiterer Diskussionspunkt, sollte man darüber nachdenken, ob die aktuell diskutierte Petition eines Schülers aus Brandenburg über den Vermerk von Fachunterrichtsausfall im Schüler-Zeugnis aktiv zu unterstützen ist.

Die Belastungen der Lehrkräfte sind erneut Thema der Diskussion „Inklusion und Integration bringen Lehrkräfte an und über ihre Belastungsgrenze. Es ist das Mindeste, wenn auch Grundschullehrer nach A13 bezahlt werden.“, fordert das Neuberger AfB-Mitglied Jörn Schachtner und lobt das Bundesland Schleswig-Holstein für die geplante einheitliche Bezahlung aller Lehrkräfte. „A13 für alle!“, eine seit längerem existierende Forderung der Lehrergewerkschaft GEW, wird von der SPD Hessen ins Landtagswahlprogramm aufgenommen.

Julia Czech berichtet von neuen Möglichkeiten, die das neue Schülerticket Hessen für Kinder und Jugendliche bietet. Neben wesentlich kostengünstigeren Ausflügen und vor allem dem ökologischen Aspekt, umweltfreundlich unterwegs zu sein, gebe es allerdings Ungerechtigkeiten: Schülerinnen und Schüler, die nach § 161 Hessisches Schulgesetz keinen Anspruch auf ein Schülerticket haben - also zu nahe an ihrer Schule wohnen - müssen 365€ bezahlen, um hessenweit den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Bei Schulausflügen oder am Wochenende zahlen diese Kinder und Jugendliche deutlich mehr als ihre Mitschüler. Viele Familien können sich diese 365€ pro Kind nicht leisten. Einige Schüler berichten bereits davon, sich ausgegrenzt zu fühlen, wenn ihre Mitschüler nach Frankfurt oder Fulda fahren und sie dieses Geld nicht aufbringen können. Anstatt nach dem Gießkannenprinzip allen Landesbediensteten, ob beruflich einsetzbar oder nicht, ein Landesticket zu bezahlen, hätte man das Schülerticket für alle umsetzen müssen.“, so Czech.

Kreis- und Kommunalpolitikerin Uta Böckel gibt zu bedenken, dass der Kreis als Schulträger die Schülerbeförderungskosten zu tragen hat und diese über die Schulumlage an die Kommunen weitergegeben würden. Die Schülertickets würden keinesfalls ausschließlich vom Land finanziert, wie das oftmals vermutet würde.

Ein weiteres großes Anliegen der AfB ist die Aufwertung politischer Bildung. „Es kann nicht sein“, so Amelie Greschner aus Hanau, „dass der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier einerseits Rechtsstaatsklassen für Flüchtlinge fordert, gleichzeitig die Unterrichtsstunden für eben diese in den Intensivklassen kürzt und die politisch-demokratische Bildung für alle Schülerinnen und Schüler oftmals ein fachfremd unterrichtetes ‚Randfach‘ ist. Angesichts des Zulaufs zu demokratiefeindlichen Parteien müsse politische Bildung in Schulen dringend aufgewertet werden.“

Stefan Wagner aus Steinau berichtet abschließend vom Treffen der AfB Hessen zum bildungspolitischen Programm der SPD zur Landtagswahl und fordert zu Rückmeldungen auf. Uta Böckel berichtet, dass die SPD-Kreistagsfraktion mit Freude die Neugründung des Arbeitskreises für Bildung aufgenommen habe und lädt zur Zusammenarbeit ein. Beim nächsten internen Treffen wird die AfB unter anderem bessere Rahmenbedingungen für Digitalisierung an Schulen diskutieren.

Foto (von links): Die AfB-Mitglieder Stefan Wagner, Amelie Greschner, Florian Greschner, Jens Kaupa, Christoph Degen, Julia Czech, Bejan Yakin, Uta Böckel und Jörn Schachtner.


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