Bald drei Wochen Kur für alle ab 50 Jahren?

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„Die Ambulante Vorsorge ist ein wichtiger Teil des deutschen Gesundheitssystems“, erklärt der Vorsitzende des Hessischen Heilbäderverbandes, Ralf Gutheil, auf dem 20. Hessischen Kurtag in Bad Orb. Und weiter: „Doch sie muss dringend an die Bedürfnisse der modernen Gesellschaft angepasst werden. Nur so kann sie den Menschen fit für den Alltag machen, damit sie aktiv und engagiert an der Arbeitswelt teilhaben können. Mit seinem Positionspapier 'Zukunft ist gesund' zeigt der Hessische Heilbäderverband auf, welche Änderungen nötig sind, um die Ambulante Vorsorge zu einem modernen Konzept zu entwickeln.



So sollen aus Ambulanten Vorsorgeleistungen nach § 23 SGV V Ambulante Präventionsleistungen werden: "Dies bedeutet, dass die Konzentration auf ein Krankheitsbild entfällt und grundsätzliche Präventionsleistungen angewendet werden können. Auch die Zuzahlung der Krankenkasse soll eine Pflichtleistung der Krankenkassen und mindestens 30 Euro täglich betragen. Ab 2025 soll die Zuzahlung dann anhand des Lebenshaltungsindexes jährlich angepasst werden."

Im Zentrum des Innovationskatalogs des Hessischen Heilbäderverbandes stehe die Forderung, dass die Ambulante Präventionsleistung durch die Krankenkassen automatisch genehmigt werden, wenn der Antragsteller das 50. Lebensjahr erreicht habe: "Warum? Weil das die Zielsetzung der Ambulanten Präventionsleistung ist. Es geht darum, den aktiven Menschen in seinen besten Jahren zu stärken und dafür Sorge zu tragen, dass er Teil der Arbeitswelt bleibt und an der Gesellschaft teilhaben kann. Natürlich ist die Aufenthaltsdauer von 21 Tagen, die individuell auf den Patienten ausrichtet werden soll, für jeden Arbeitgeber eine Herausforderung. Aber was ist eine dreiwöchige Auszeit, gegen einen wochen- oder monatelangen Ausfall? Ein Schwerpunkt muss zukünftig auch auf die Covid-Nachsorge gelegt werden. Hier müssen Behandlungsmethoden für die Nachsorge entwickelt und evaluiert." Zudem müsse das Krankheitsbild Post Covid / Long Covid als Indikation für stationäre und ambulante Behandlungen aufgenommen werden, um so Abrechnungsmöglichkeiten für die behandelnden Ärzte und Kliniken zu ermöglichen.

„Gesundheit ist des Menschen höchstes Gut,“ macht Almut Boller, Geschäftsführerin des Hessischen Heilbäderverbandes deutlich. „Die Heilbäder und Kurorte in Hessen sind gute Partner, wenn es darum geht, den Menschen stark für den Alltag zu machen. Um für die moderne Gesellschaft passende Angebote zu schnüren, muss der Paragraf § 23 SGB V reformiert werden.“

Über Nacht zu lebendigen Orten

„Genau 2.569.759 Menschen haben 2023 in den Heilbädern und Kurorten übernachtet“, freut sich Ralf Gutheil. „Wir werden alles daransetzen, dass noch mehr Menschen in unsere Orte kommen, damit sie ihre Energiedepots wieder aufladen können. Denn unsere gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist es, den Menschen ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben bis in das hohe Alter zu ermöglichen.“ Die Heilbäder und Kurorte in Hessen seien ein wichtiges Strebewerk im deutschen Gesundheitssystem und unverzichtbar für den 1. Gesundheitsmarkt. 90 Prozent aller stationären Präventions- und Rehabilitationskliniken in Hessen seien in den Gesundheitsstandorten zu Hause und müssten der Krankenhausreform zu Trotz dringend erhalten bleiben. „Heilbäder und Kurorte wirken… gerade in den ländlichen Räumen in Hessen,“ erläutert Boller. „Die prädikatisierten Orte sind Kristallisationskerne in den Regionen und stellen die Versorgung sicher. Gleichzeitig stärken jede Übernachtung und jeder Tagesbesuch vor Ort Hotellerie, Gastronomie, Einzelhandel und die damit verbundenen Branchen.“ Daraus würden Effekte entstehen, die sich unter anderen an den Arbeitsplätzen ablesen lassen.

"40.000 Menschen arbeiten hier - allein in der Gesundheitswirtschaft. Dazu profitieren mehrere 10.000 Menschen von der Aufgabenvielfalt im Tourismus. Wir sind sehr stolz auf unsere Gastgeber - vom Campingplatz über die Hotel- und Tagungszentren bis hin zu den Kliniken,“ betont Gutheil und lässt keinen Zweifel daran, dass die prädikatisierten Orte aller Herausforderungen zum Trotz ihren qualitätsvollen Standard weiter ausbauen wollen. Deshalb würden sie sich auf die kurörtliche Infrastruktur und besonders auf die Sicherung der Kapazitäten konzentrieren, die durch die Gastgeber und die Kliniken angeboten werden: "Denn steigen die Übernachtungszahlen, entsteht Wertschöpfung, die sich quasi über Nacht in lebendige Orte verwandelt."

Gesund investieren

"Die Gesundheit der Menschen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, für die die Heilbäder und Kurorte die Verantwortung übernehmen", erläutert Ralf Gutheil. "Die Gesundheitsangebote und Erholungsräume schützen Gäste, Bürgerinnen und Bürger und machen sie stark, um die Herausforderungen der Zeit zu bestehen. Ziel muss es sein, den Menschen möglichst lange ein eigenständiges Leben zu geben. Dafür bieten die Heilbäder und Kurorte in Hessen all ihre Kräfte auf. Dabei finden sie auch Partner in Wirtschaft, wie das Beispiel Bad Orb zeigt. Hier entsteht mit dem Unternehmen Engelbert Strauss der Alea Park, ein botanisches Paradies mit Attraktionen und innovativen Erholungs- und Gesundheitsangeboten. Und die Entwicklung geht weiter – auch in anderen Heilbädern und Kurorten. In Bad Nauheim begeistert seit Dezember 2023 die Sprudelhof-Therme. Geschickt in die historische Stadtarchitektur eingebunden ist die neue Therme mit der reichen Sole und der einzigartigen Sauna im Waitzschen Turm ein Anziehungspunkt in der Region. Willingen im Sauerland lockt zum Gang über eine der längsten Hängebrücken in Deutschland. Gleich anschließend steht der Besuch des Lagunenbades auf dem Programm, das in Kürze eröffnet wird. Auf ins wohlige, warme Wasser heißt es auch in Bad Zwesten. Mit viel Kreativität, Engagement und Mut ist mit dem Löwenbad ein perfekter Ort entstanden, der dazu einlädt, sich zu erholen und zu entspannen. In Bad Camberg steht im neu eröffneten Badehaus der Bad Camberger Lehm wieder im Mittelpunkt. Erste Konzepte für ihre Entwicklung legen Kassel-Bad Wilhelmshöhe und Neukirchen vor. Hessens größtes Heilbad, Bad Wildungen, setzt auf die Heilquellen und Trinkkur und zeigt ihren besonderen Wert in Stadtrundgängen und natürlich entlang des Quellenpfades", so Gutheil weiter.

Die neuen hessischen Kurwochen

Gutheil abschließend: "Die Innovationen in den Heilbädern und Kurorten in Hessen gehen einher mit der Entwicklung der Marke DIE KUR. Erstmalig in ihrer 2000-jährigen Geschichte haben es Bäderspezialisten gewagt und die Marke definiert. Daraus ist ein Konzept mit dem Handwerkszeug für einen ganzheitlichen und natürlichen Lebensstil entstanden. Individuell zu geschnitten und so aufbereitet, dass es sich gut in den Alltag integrieren lässt, entsteht ein persönlicher Kompass für den eigenen Weg. Von Spezialisten entwickelte Coaching-Programme helfen dabei, die alten Angewohnheiten beiseitezuschieben, neue Muster zu erlernen und vor allem einzuüben. Dabei lässt es sich aus dem Vollem schöpfen. Denn das moderne Knowhow und die lange Tradition der Heilbäder und Kurorte in Hessen sind Wissensspeicher der ganzheitlichen Gesundheit. Ein wahrer Experte in Sachen Veränderungsfähigkeit ist die Natur. Mit ihr zu leben, heißt täglich neue Kräfte zu schöpfen. Staatlich anerkannt und regelmäßig überprüft gehören die ausgezeichneten Wasser mit ihren einzigartigen Mineralisierungen deshalb ebenso zum Konzept der Heilbäder und Kurorte in Hessen wie Heilklima, Moor und die 5 Säulen der Kneipp-Therapie. Kurärzte und Coaches zeigen die Anwendungsmöglichkeiten und stellen die Verbindung zum Alltag her. In praktischen Übungen wird das Wissen gefestigt, so dass es sich gut und gerne mit nach Hause nehmen lässt. Die Heilbäder und Kurorte in Hessen wissen um die Sehnsucht der Menschen, der Natur so nah wie möglich zu sein. Deshalb öffnen sie Erholungsräume, geben ihnen Ruhe in allzu hektischen Zeiten und lassen sie Teil der natürlichen Metamorphose werden. Mit ihren Heilmitteln, der medizinisch-therapeutischen Kompetenz und der herausragenden Infrastruktur sind die Heilbäder und Kurorte in Hessen Orte, in denen die Zukunft schon heute wohnt."


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