Streit wegen Kinder-Notdienst: Bald über 10.000 Unterschriften?

Politik
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Über 10.000 Bürgerinnen und Bürger sollen bis zum Wochenende mit ihrer Unterschrift die Forderung nach einem kinderärztlichen Bereitschaftsdienst an den Main-Kinzig-Kliniken in Gelnhausen unterstützen. Bis zum Mittwoch hatten sich online bereits über 6.000 an der von Landrat Erich Pipa (SPD) gestarteten Petition auf der Homepage des Main-Kinzig-Kreises (www.mkk.de) beteiligt, nachdem bekannt wurde, dass die Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KV) bei der Neuorganisation das ärztlichen Angebotes für Kinder und Jugendliche außerhalb der normalen Sprechzeiten im Main-Kinzig-Kreis keinen Standort vorgesehen hat. Auf das neuerliche Gesprächsangebot von Pipa haben die Chefs der KV allerdings bis heute weiterhin nicht reagiert.



Der Landrat erhöht daher noch einmal den Druck: Am Mittwoch wurde er vom Hessischen Rundfunk im Gelnhäuser Krankenhaus interviewt, zudem geht ein drittes Schreiben an den Hessischen Sozialminister Stefan Grüttner (CDU) raus. „Kommt her, wir wollen eine Lösung und wir haben auch gute Argumente“, bietet er den KV-Vorsitzenden einen Kompromiss an, bei dem beide Seite ihr Gesicht wahren könnten. Wie der genau aussieht, will er im Detail noch nicht verraten, klar ist aber: Der kinderärztliche Bereitschaftsdienst soll in die Kindernotaufnahme der Klinik in Gelnhausen integriert werden, die im Umfeld praktizierenden 22 Kinderärzte würden dort ihren Notdienst verrichten und nicht wie von der KV geplant in Offenbach.

Was ihn besonders ärgert: Auf seine Briefe an die KV erhält er nie eine Antwort, über die neuen Pläne wurden weder die niedergelassenen Kinderärzte noch die Kliniken informiert. „Warum weigert sich die Kassenärztliche Vereinigung, sich bei dieser Diskussion öffentlich zu positionieren? Es drängt sich mir der Verdacht auf, dass die KV dieses Thema aussitzen und durchdrücken will“, setzt er nun darauf, mit der gestarteten Bürgerbewegung diesem Ziel gegenzusteuern. Teilgenommen haben bislang nicht nur Bürger aus Gelnhausen, Linsengericht oder Gründau, auch aus Büdingen, Hanau, Bruchköbel oder sogar Ortenberg gibt es Unterstützung.

Beim Streit mit der KV spielt natürlich auch Geld eine Rolle: Mit einem kinderärztlichen Bereitschaftsdienst in Gelnhausen könnte die ambulante Behandlung der jährlich 9.000 Kinder und Jugendlichen in Gelnhausen mit der KV abgerechnet werden. „Das tut uns bisher wirtschaftlich weh, aber wir ziehen das durch: Die Eltern sollen weiterhin zu uns kommen“, will Pipa dieses Angebot auch ohne ein Einlenken der KV-Verantwortlichen beibehalten und somit lange Anfahrtswege nach Offenbach verhindern.

„Die KV hat einen klaren politischen Auftrag und außerdem ist es einfach ungerecht“, verweist Klinikchef Dieter Bartsch, dass an neun der zwölf hessischen Kinderkliniken ein Bereitschaftsdienst vorgesehen ist. Neben Gelnhausen seien nur Rüsselsheim und Hanau unberücksichtigt geblieben. „Der Magistrat der Stadt Hanau hat am Montag einen gleichlautenden Text verabschiedet wie der Kreistag in der vergangenen Woche“, hat sich Pipa auch von dort inzwischen politische Unterstützung geholt. Und er wiederholt, dass das Verhalten der KV bei der Bevölkerung Politik- und Staatsverdrossenheit fördere, woraufhin er in einer Pressemitteilung bereits als Antwort erhielt, er sollte sich nach dem starken Abschneiden der AfD im Main-Kinzig-Kreis besser um politische Angelegenheiten kümmern.

Der Landrat setzt allerdings weiterhin auf die Unterstützung aus der Bevölkerung. „Die wohnortnahe, medizinische Versorgung muss im bevölkerungsstärksten Landkreis Hessens ohne Wenn und Aber erhalten bleiben“, sagt denn auch Ole Schön, Vorstandsmitglied der Barbarossakinder, dem Förderverein der Kinderklinik Gelnhausen. Er rechnet mit einer Steigerung des Bedarfs nach kinderärztlicher Notfallversorgung durch einen weiteren Anstieg der Bevölkerung. Unterstützung könnte auch aus Wiesbaden kommen: Klinik-Chef Bartsch hat in dieser Woche mit Fachleuten im hessischen Sozialministerium diskutiert und eine klare Botschaft mitgebracht: Dort sei man der Meinung, dass alle Kliniken in den kinderärztlichen Bereitschaftsdienst eingebunden werden sollten und so ein Angebot auch in den größten Kreis in Hessen gehöre.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

online werben

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

vogler banner

Anzeige

vogler banner

Anzeige

Online Banner 300x250px MoPo 2