Mietpreis von 6 Euro pro Quadratmeter als Richtwert

Dazu hat der Kreisausschuss jetzt eine entsprechende Vorlage an den Kreistag auf den Weg gebracht. Das Konzept bietet nicht nur konkrete Hinweise zur Umsetzung, sondern es sollen auch Fördermittel von über sieben Millionen Euro bereit gestellt werden. Damit kann unter dem Strich ein Mietpreis von sechs Euro pro Quadratmeter erreicht werden. Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum ist unbestritten, wie jetzt auch eine Bedarfsanalyse für das Rhein-Main-Gebiet bestätigt. Landrat Erich Pipa hatte bereits im vergangenen Sommer ein Wohnraumversorgungskonzept des Instituts Wohnen und Umwelt (IWU) für den Main-Kinzig-Kreis vorgestellt. Darin wurde ein Nachholbedarf beim Wohnungsbau insbesondere in den vergleichsweise kleineren Kommunen im Hanauer Raum sowie bis nach Gelnhausen nachgewiesen. Insgesamt fehlen bis 2030 mehr als 10.000 bezahlbare Wohnungen.

Gemeinsam mit den Städten und Gemeinden soll nun gegengesteuert werden. Richtwert für die geplanten Wohnungen ist zunächst ein kalkulierter Mietpreis von unter sieben Euro pro Quadratmeter. Nach Gesprächen mit mehreren Unternehmern aus dem Main-Kinzig-Kreis konnte Landrat Pipa bestätigen, dass diese Zielvorgabe realistisch und umsetzbar ist. Nun wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen juristisch überprüft und ein strukturiertes Verfahren bis hin zu passenden Mustervorlagen formuliert.

Der Umfang des Projektes erfordert ein europaweiteres Ausschreibungsverfahren. Gesucht werden Anbieter, die sowohl die geforderte Obergrenze des Mietpreises langfristig zusagen und zudem das Belegungsrecht der jeweiligen Kommune überlassen. Den Zuschlag erhält der Kandidat, der sämtliche Bedingungen erfüllt und zudem den besten Preis für das betreffende Grundstück anbietet. Dieser Bauplatz wird über einen Erbbaurechtsvertrag zur Verfügung gestellt. „Auf diese Weise erreichen wir im Wettbewerb eine gute und tragfähige Lösung, um den benötigten preiswerten Wohnraum zu schaffen“, sagt Pipa. Bereits mehrere Kommunen hätten ein konkretes Interesse signalisiert, diesen Weg einzuschlagen. Im Gegenzug will Main-Kinzig-Kreis entsprechende Initiativen mit Zuschüssen von bis zu 28.000 Euro pro Wohneinheit fördern, um damit den Mietpreis auf rund sechs Euro pro Quadratmeter zu reduzieren. Die vorgenannten Zuschüsse können in einem Umfang von rd. 7,7 Mio. Euro durch Mehreinnahmen im Haushalt 2016 finanziert werden.

Diese gemeinsamen Anstrengungen seien nötig, um den dringenden Bedarf zu decken. Denn insbesondere für Menschen mit geringen Einkommen habe der Markt in den vergangenen Jahren zu wenig getan. Die Studie des Main-Kinzig-Kreises hat zudem belegt, dass ohne öffentlich geförderte Projekte diese Lücke nicht zu schließen ist. „Der klassische soziale Wohnungsbau ist hier nicht das erfolgreiche Heilmittel, weil die Voraussetzungen an der Realität vorbeigehen“, begründet Pipa seinen eigenen Weg. Denn bereits ein junger Verwaltungsangestellter mit einem Einkommen von gerade einmal 1.200 Euro liege über der gesetzlichen Einstiegsgrenze.

Daher entwickelte der Landrat ein anderes Modell, bei dem die jeweilige Kommune ein Grundstück in Erbpacht für geeignete Bewerber bereitstellt. Dafür erhalten die Städte und Gemeinden das Belegungsrecht für die entstandenen Wohnungen. Eine weitere Bedingung ist der ermittelte Mietpreis von unter sieben Euro pro Quadratmeter. Wie Pipa weiter erläutert, sollen die künftigen Wohnungen vorrangig an junge Familien, ältere Bürgerinnen und Bürger sowie Singles zur Verfügung stehen. Für die Umsetzung haben sich bereits mehrere seriöse Partner gefunden, die nach aktuellem Standard attraktiven Wohnraum anbieten wollen. Mit der Vorlage für die Sitzung des Kreistages am 3. Juni werden nun die Rahmenbedingungen in konkrete und rechtssichere Bahnen gelenkt.