Leikert über Tauber und Sexismus: „Macht Euch mal locker“

Politik
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Erst die „Operation Kaninchenjagd“, jetzt ein zweifelhafter Mailverkehr über die Frauen-Union: Die CDU Main-Kinzig kommt nicht zur Ruhe und erneut steht der ehemalige Kreisvorsitzende und jetzige Generalsekretär der Bundespartei, Dr. Peter Tauber aus Gelnhausen, im Mittelpunkt. Während der Bundestagsabgeordnete jede Beteiligung an dem Mobbing-Papier aus der heimischen Parteizentrale abstreitet (Zitat: „Wer etwas anderes behauptet, der lügt“), ist ein Dementi diesmal zwecklos. In dem Mailaustausch innerhalb der CDU taucht sein Absender eindeutig auf. Seine Aufforderung, nach den Vorwürfen in der Berliner CDU über Sexismus in den eigenen Parteireihen offen zu diskutieren, erscheint so allerdings in einem ganz neuen Licht.



„Weiteres Problem: Frauen-Union“, lautet die Betreffzeile der Mail, die Tauber Ende Februar 2012 abgeschickt hat. Die Adressaten waren der jetzige Kreisvorsitzende Johannes Heger, der Landtagsabgeordnete Michael Reul, der damalige Fraktionsgeschäftsführer Markus Jung und sein aktueller Nachfolger Tobias Weisbecker sowie Taubers damaliger Büroleiter in Berlin, Max Schad, der sich unlängst erfolglos um das Bürgermeisteramt in Großkrotzenburg beworben hatte und jetzt das Bundestagsbüro von Dr. Katja Leikert leitet. Anlass für die Mail war eine Führungsvakanz bei der Frauen-Union, die damalige Vorsitzende Doris Rau aus Hammersbach war nach internen Querelen mitten in der Wahlperiode zurückgetreten.

Auf der Suche nach einer Nachfolgerin meldete sich Tauber folgendermaßen bei seinen Parteifreunden: „Hallo Jungs, wir haben ein neues Problem: die Frauen-Union. Es gibt derzeit niemanden, der den Vorsitz übernehmen will. Die Frage ist: Ist das verzichtbar? Auf jeden Fall sollten wir das nicht an die große Glocke hängen. Sollten wir neben den offenen Kandidatenfragen mal drüber reden.“ Als Erster antwortet Markus Jung: „Verzichtbar sind die allemal, wir sollten es uns aber trotzdem nicht leisten! Was ist denn mit Srita Heide. Die ist doch so pseudoengagiert…“ Dann bringt Max Schad seine aktuelle Chefin Katja Leikert ins Spiel: „Wäre ein guter Einstieg für sie. Die würd vllt. auch mal was auf die Reihe bekommen. Es besteht dann natürlich die Gefahr, dass sie in der Schlangengrube so schnell totgebissen wird, dass sie die Lust für alles andere verliert. Rein optisch wäre sie ein Gewinn, mal ein frisches neues Gesicht (…).“ Tauber schien der Vorschlag zu gefallen: „Super! Kläre das mit Katja. (…).“ Ob damit der gesamte Mailverkehr jetzt an die Öffentlichkeit gelangt ist, ist nicht bekannt.

In der angesprochenen „Schlangengrube“, gemeint ist natürlich die Frauen-Union in der CDU Main-Kinzig, hatte man sich allerdings bereits Gedanken über eine neue Spitzenfrau gemacht. Steffi Gerk aus Langenselbold war als Vorsitzende auserkoren worden. Dass eine Kandidatur von Leikert ebenfalls im Raum stand, war allerdings längst durchgesickert, daher hält sich bis heute hartnäckig folgende Geschichte: Am Abend vor der Wahl im Mai 2013 soll Gerk ihre vermeintliche Mitbewerberin persönlich gefragt haben, ob sie antreten werde – und Leikert dies verneint habe. 24 Stunden später trat die Bruchköbelerin an und gewann. 29 CDU-Frauen stimmten für sie, nur 16 für Gerk, die daraufhin wütend mit ihren Mitstreiterinnen aus Langenselbold die Versammlung verließ. „Für mich zählen Werte wie Offenheit und Ehrlichkeit noch“, wird sie anschließend in der Presse zitiert.

Katja Leikert ist nicht nur inzwischen Bundestagsabgeordnete, sondern auch immer noch Vorsitzende der Frauen-Union. Mit dem jetzt veröffentlichten Mailverkehr hat sie anscheinend keine Probleme. „Wie süß geschrieben - ist das jetzt auch sexistisch gegenüber Journalisten?“, kommentiert sie auf ihrer Facebook-Seite einen Artikel aus der Süddeutschen Zeitung über eben jenes Thema. Und dann stellt sie sich öffentlich hinter Peter Tauber, in dessen Bundestagsbüro sie als Praktikantin ihre politische Karriere begann: „Liebe Leute, um was geht's gerade? Der Peter Tauber hat sich mit mir so viel echte Leidenschaft für Frauenpolitik eingehandelt und er arbeitet immer noch mit mir zusammen. Gerade aktuell diese Woche unterstützt er meine Anträge zur flächendeckenden Nachmittagsbetreuung an Grundschulen (wovon Frauen am meisten profitieren) und zur HPV-Impfung bei uns im Kreis. Und nun? Macht Euch mal locker! Das hat mit Sexismus nichts zu tun - das wüsste ich aber als selbst ernannte ‚Frauenbeauftragte‘ der CDU Main-Kinzig.“ Später kontert sie noch den Vorwurfe eines Kommentators, sie sei 2013 mit Taubers Gnaden in den Bundestag eingeschleust worden: „Wie wird man denn in den Bundestag ‚eingeschleust‘? Lassen Sie mich das wissen, dann spare ich mir den ganzen Zirkus mit der Wahl. Da recherchieren Sie mal besser wie alles genau war, bevor Sie drauf hauen. Wenn die CDU sich öffnet für Quereinsteiger, dann ist es nicht recht. Wenn die CDU nur aus den JU-Reihen rekrutiert, dann ist es Geklüngel. Aber Sie können gerne pauschal abschätzig und missbilligend sein. Das ist Ihre freie Wahl“, klingt das zumindest deutlich offener als so manch anderes PolitikerInnen-Statement.

Auch die designierte CDU-Landratskandidatin Srita Heide, in der Mail immerhin als „pseudoengagiert“ bezeichnet, scheint sich nicht verunsichern zu lassen: Von dem Mailverkehr habe sie nichts gewusst, Tauber habe ihr immer Themen und damit auch Chancen gegeben. Und mit Markus Jung, der diese Aussage getroffen hatte, arbeite sie inhaltlich und fachlich sehr gut zusammen. „Das ist meine Erfahrung aus der Praxis“, wollte sie nicht mehr dazu sagen. Und Peter Tauber? Der ließ über sein Büro folgendes mitteilen: „„Die Situation in der Frauen Union war damals verfahren. Ich bin von Mitgliedern gebeten worden, jemanden für den Vorsitz vorzuschlagen. Wir waren gemeinsam der Meinung, dass Katja Leikert ein starker und überzeugender Vorschlag ist. Zu Recht, denn sie hat die Frauen Union wieder geeint und gibt mit ihr wichtige inhaltliche Impulse. Alles weitere werden wir am Freitag im Kreisverband besprechen.“ Der inzwischen mit Spannung erwartete Nominierungsparteitag der CDU Main-Kinzig für die Landratswahl Anfang 2017 beginnt am Freitagabend in der Mehrzweckhalle in Bruchköbel-Niederissigheim um 18 Uhr.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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