Kriminalstatistik: Polizeipräsident spricht von Erfolgsgeschichte

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Als "hervorragend" bezeichnete Polizeipräsident Roland Ullmann das Ergebnis der polizeilichen Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Südosthessen für das Jahr 2016 bezeichnet: Das Straftatenaufkommen habe mit 47.369 registrierten Delikten ein Allzeittief erreicht und sei gegenüber dem Vorjahr um 3,6 Prozent gesunken. Gleichzeitig sei die Aufklärungsquote um 2,5 Prozentpunkte auf den Rekordwert von nunmehr 61,5 Prozent gestiegen.



"Damit setzte sich die Erfolgsgeschichte des Polizeipräsidiums Südosthessen ungeachtet der großen Herausforderungen im vergangenen Jahr fort“, skizzierte er die beiden wesentlichen Kennzahlen im Rahmen der Veröffentlichung der Kriminalstatistik 2016.

„Wesentlicher als der Jahresvergleich ist mir jedoch die Betrachtung über einen längeren Zeitraum - erst hieraus lässt sich eine Entwicklung der Kriminalität lesen. So registrierten wir im Jahre 2004 noch 64.221 Straftaten – also fast 17.000 mehr als aktuell“, führte Ullmann weiter aus. „Diese Entwicklung ist mir besonders wichtig, denn grundsätzlich steht jede Straftat auch für ein Opfer. Vor 12 Jahren registrierten wir täglich 176 Straftaten – aktuell sind es 129 pro Tag und somit täglich 47 Opfer weniger. Gleichzeitig konnten wir die Aufklärungsquote binnen dieser 12 Jahre von 45,4 Prozent im Jahre 2004 auf gegenwärtige 61,5 Prozent heben – eine Steigerung von 16,1 Prozentpunkten. Mehr als 3 von 5 Straftaten wurden geklärt.“

Die Häufigkeitszahl (Fälle pro 100.000 Einwohner) liege im Hessendurchschnitt bei 6.672. Für das Polizeipräsidium Südosthessen betrage die Häufigkeitszahl 5.364 (Vorjahr: 5.646). Somit liege die hiesige Region abermals deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Dies sei ein weiterer Beleg dafür, dass die Menschen hier in einer sicheren Region leben.

Regionale Entwicklung
Der Rückgang der Fallzahlen ist in den einzelnen regionalen Bereichen des Polizeipräsidiums Südosthessen durchgängig festzustellen, allerdings mit unterschiedlich starker Ausprägung. Ähnliches gilt für die Aufklärungsquote; auch sie stieg - ebenfalls unterschiedlich stark ausgeprägt - in allen Regionen. Tiefstwerte und Rekordmarken beziehen sich jeweils auf das Polizeipräsidium Südosthessen seit dessen Bestand im Jahre 2001.

Stadt Hanau:
- Abnahme der Fallzahlen um -130 Delikte (1,6%) auf 7.910 Delikte (und damit auf den drittgeringsten Wert).
- Erneute Verbesserung der Aufklärungsquote von 64,2% auf den Rekordwert von 65,2% (plus 1 Prozentpunkt; Vergleich 2006: 54,8%).

Main-Kinzig-Kreis (ohne Hanau):
- Abnahme der Kriminalitätsbelastung auf den tiefsten Stand von 11.041 Delikten, somit eine Senkung um -171 Delikte (-1,5%).
- Anstieg der Aufklärungsquote auf den Rekordwert von 61,0% (deutliche Steigerung um 5,3%-Punkte auf erstmals über 60%; Vergleich 2006: 49,0%).

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Analyse der wesentlichen Deliktsbereiche
„Die Massenkriminalität, also einfache und mittelschwere Straftaten, stellt nach wie vor den Großteil am Gesamtaufkommen der Kriminalität im Zuständigkeitsbereich unseres Polizeipräsidiums dar. Hierunter werden beispielsweise Sachbeschädigungen, Diebstahls- und Betrugsdelikte subsumiert, die nach wie vor rund drei Viertel der Gesamtkriminalität ausmachen“, erläuterte Klaus Blaesing, der Leiter der Kriminaldirektion. Der Anteil der schweren Kriminalitätsformen, namentlich Tötungs-, Rohheits- und Sexualdelikte, schlug im Betrachtungszeitraum lediglich mit 11,4% zu Buche (ebenso wie vor 10 Jahren).

Qualifizierte Aussagen zur Kriminalitätsbelastung lassen sich allerdings erst durch eine Langzeitbetrachtung der Entwicklung treffen. Hierbei sind deutliche Verschiebungen in den einzelnen Deliktsfeldern zu erkennen: Vor 20 Jahren flossen Vermögens- und Fälschungsdelikte mit einem Anteil von 8,7% am Gesamtaufkommen der Kriminalität in der Region in die Statistik ein, nunmehr stellen sie einen Anteil von 24,3% dar – dies bedeutet annähernd eine Verdreifachung. Der Anteil der Diebstahlsdelikte sank in diesem Zeitraum von 68,3% auf 37,7%, der Anteil der schweren Diebstähle sogar von 44,1% auf 19,7%. Der Anteil von Verstößen gegen „Strafrechtliche Nebengesetze“, insbesondere gegen ausländerrechtliche Vorschriften und das Betäubungsmittelgesetz, hat sich mehr als verdoppelt (von 4,9% im Jahr 1996 auf aktuell 11,4%).

Gewaltkriminalität
Unter dem Begriff Gewaltkriminalität werden schwere Kriminalitätsformen (wie etwa Tötungsdelikte, Raubstraftaten, Geiselnahmen und Sexualdelikte) aber auch Deliktsformen aus dem Bereich der Körperverletzung (die hierbei den Bärenanteil ausmacht) erfasst. Diese Straftaten, die das Sicherheitsgefühl der Bürger in besonderem Maße berühren, konnten in den vergangenen Jahren deutlich vermindert werden. Wurden 2005 noch weit über 2.000 Taten registriert, so sank deren Zahl im dritten Jahr nacheinander nunmehr auf die tiefste je beim Polizepräsidium Südosthessen registrierte Marke von 1.427 Fällen. Zudem stieg die Aufklärungsquote in diesem Bereich bereits zum vierten Mal nacheinander und liegt nun auf dem Allzeithoch von 79,0% (Vorjahr: 77,3%).Für das Jahr 2016 wurden 41 Tötungsdelikte erfasst, wovon 30 im Versuchsstadium stecken blieben; das sind insgesamt vier Delikte mehr als im Vorjahr. Alle Taten konnten geklärt werden (Aufklärungsquote 100%).

Fallbeispiele
Für viel Aufsehen sorgte eine Tat, die sich Anfang 2016 in Dreieich ereignete: Zunächst Unbekannte hatten mehrere Schüsse auf eine Flüchtlingsunterkunft abgegeben. Hierbei wurde ein Bewohner am Bein verletzt. Schnell machten Gerüchte die Runde, dass es sich um eine Tat mit fremdenfeindlichem Hintergrund gehandelt habe. Zur Klärung des versuchten Tötungsdeliktes wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die in der Spitze mit annähernd 30 Beamten die Ermittlungen führte. Durch deren Recherchen konnte ein politischer Hintergrund ausgeschlossen und vielmehr ein persönliches Motiv erkannt werden. In Tatverdacht gerieten drei Männer, gegen die Untersuchungshaftbefehle erlassen und später auch vollstreckt wurden. Anfang des Jahres 2017 wurde beim Landgericht in Darmstadt der Prozess gegen das Trio eröffnet. Bis zur Erhebung der Anklage wurden im Rahmen der Ermittlungen rund 300 Fahrzeuge und deren Halter sowie weitere 150 Personen überprüft, 83 Zeugen und insgesamt 6 Personen als Beschuldigte förmlich vernommen, 20 Durchsuchungsbeschlüsse beantragt und vollstreckt sowie die dabei aufgefundenen Beweismittel sichergestellt und ausgewertet. Insgesamt versahen die Ermittler der AG 22.000 Mannstunden.

Ähnliche Beachtung fand ein Tötungsdelikt, das sich Anfang 2016 in Hanau ereignete: Eine Auseinandersetzung zwischen einem Ehepaar und den beiden Brüdern der Frau eskalierte, die 20-Jährige kam durch Stichverletzungen zu Tode, der Ehemann erlitt leichte Verletzungen. In Verdacht gerieten die beiden Brüder der Getöteten, die sofort nach der Tat geflohen waren. Kurz darauf wurden die 21 und 26 Jahre alten Männer in Frankfurt durch eine Spezialeinheit festgenommen. Wie der inzwischen abgeschlossene Prozess ergab, handelte es sich um einen sogenannten Ehrenmord – die Getötete soll ein außereheliches Verhältnis unterhalten haben. Der jüngere Bruder wurde als Haupttäter zu einer Freiheitsstrafe von elf Jahren verurteilt. Der Ältere erhielt eine Freiheitsstrafe, die zur Bewährung ausgesetzt wurde.

In 2016 wurden zwei klassische Banküberfälle (Vorjahr: 1) registriert, von denen einer aufgeklärt wurde. Hinzu kamen drei Überfälle auf Postfilialen (Vorjahr: 0), von denen ebenfalls einer geklärt wurde. Aufgrund der immer umfangreicheren Sicherungseinrichtungen der Geldinstitute hat sich der Schwerpunkt der bewaffneten Raubüberfälle auf kleinere Spielhallen und Tankstellen verlagert. Im Betrachtungszeitraum sank die Zahl der Überfälle auf solche Einrichtungen jedoch deutlich von ehedem 56 auf nunmehr 40 Fälle. Die Aufklärungsquote konnte um 10,4 Prozentpunkte gesteigert werden und liegt bei 55,0% (Vorjahr: 44,6%). Mehr als die Hälfte der Gewaltstraftaten entfallen allerdings auf den Straßenraub sowie gefährliche und schwere Körperverletzungsdelikte auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen, deren Entwicklung nachfolgend genauer betrachtet wird.

Straßenraub
Schon das dritte Mal in Folge erfuhr der Straßenraub im Zuständigkeitsbereich der Behörde einen starken Rückgang. Die Zahlen sanken binnen Jahresfrist deutlich um -55 Fälle von 229 auf 174 (-24,0%) und damit erstmals unter die 200er-Marke – dies ist die niedrigste Zahl seit Bestehen des Polizeipräsidiums. Vor 10 Jahren wurden noch 431 dieser Delikte gezählt, im Jahr 2004 waren es sogar 477; somit konnte der Straßenraub in seinem Aufkommen weit mehr als halbiert werden. Die Aufklärungsquote sank auf nunmehr 45,4% (-3,1 Prozentpunkte).

Stadt Hanau
In Hanau sank die Zahl der Straßenraubdelikte erneut: Diesmal um sieben Fälle (-15,6%) auf nunmehr 38 und damit abermals auf einen historischen Tiefststand. In den Jahren 2003 (82 Fälle) und 2005 (88 Fälle) lag das Aufkommen des Straßenraubs in Hanau noch mehr als doppelt so hoch. Die Aufklärungsquote sank von ehedem 51,1% deutlich auf nun 31,6%.

Main-Kinzig-Kreis (ohne Hanau)
Einen Fall mehr gab es im übrigen Main-Kinzig-Kreis zu verzeichnen. Statt 37 Delikten wurden 38 Fälle registriert (2,7%). Allerdings stieg die Aufklärungsquote um +22,7 Prozentpunkte auf den zweithöchsten Wert von 60,5% (Vorjahr: 37,8%).

Fallbeispiel
Anfang September überfielen zwei Männer einen Juwelier in Hanau. Sie griffen im Laden die Inhaberin an, drückten sie in eine Ecke und versuchten sie zu fesseln, während sie die Frau mit einer Schusswaffe bedrohten. Nachdem die Täter vergeblich versuchten, mit einem Hammer eine Glasvitrine zu zerschlagen, die Inhaberin erhebliche Gegenwehr leistete und deren Tochter laut um Hilfe schrie, flohen die beiden Männer. Zeugen verfolgten das Duo und verständigten die Polizei, die in Tatortnähe zwei 21 und 32 Jahre alte Litauer festnahm, die im dringenden Tatverdacht stehen und sich derzeit in Untersuchungshaft befinden.

Gefährliche und schwere Körperverletzungen auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen
Schon seit neun Jahren in Folge verzeichnet das PP SOH in seinem Zuständigkeitsbereich bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungsdelikten auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen eine Abnahme. Mit 493 Delikten wurden -17 (-3,3%) dieser Straftaten weniger als im Vorjahr (510) gezählt. Das ist der tiefste Wert seit dem Jahre 2003. Die AQ konnte leicht um 0,7 Prozentpunkte gesteigert werden und liegt nun bei 78,9%.

Stadt Hanau
Eine Steigerung von 10 Delikten ist in der Stadt Hanau zu registrieren. 80 Delikte bedeuten ein Mehr von 14,3%. Im Mittel der vergangenen 10 Jahre lag die Zahl bei 81 Delikten. Die AQ fiel auf 73,8% (Vorjahr: 78,6%).

Main-Kinzig-Kreis (ohne Hanau)
Gestiegen sind auch die Fallzahlen im Main-Kinzig-Kreis: Mit aktuell 127 Delikten um ein Plus von 25 Fällen (24,5%). Die AQ sank um -2,3 Prozentpunkte auf 73,2%.

Einbrüche in Geschäftsräume (Dienst-, Büro, Fabrikations- und Lagerräume)
Deutlich gesunken sind Einbrüche in Geschäfte: 772 Delikte bedeuten einen Rückgang um 110 Fälle (-12,5%) auf den Tiefstwert des PP SOH. 26,6% stehen für eine Rekord-Aufklärungsquote (Vorjahr: 23,1%).

Stadt Hanau
Leicht angestiegen sind die Geschäftseinbrüche in Hanau. Mit 109 Fällen wurden 5 mehr (4,8%) registriert als vor Jahresfrist. Die Aufklärungsquote konnte gegenüber dem Vorjahr (21,2%) nochmals gesteigert werden und liegt nun mit 22,9 Prozent beim besten Wert seit 2003.

Main-Kinzig-Kreis (ohne Hanau)
Im Main-Kinzig-Kreis gab es erneut einen Rückgang an Geschäftseinbrüchen; mit 234 Fällen wurden -8 weniger (-3,3%) als im Vorjahr und die wenigsten seit 2003 registriert. Die AQ stieg um 6,3%-Punkte und liegt jetzt bei 16,2% (Vorjahr: 9,9%).

Wohnungseinbrüche (Diebstahl unter erschwerten Umständen in/aus Wohnungen)
Einbrüche in die eigenen vier Wände beeinträchtigen das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung in hohem Maße. Deren tendenzieller Anstieg in den vergangenen Jahren (bundes- als auch landesweit) veranlasste die Sicherheitsbehörden zu besonders intensiven Maßnahmen sowohl in der präventiven als auch in der repressiven polizeilichen Arbeit. Diese bereits in den letzten Jahren durchgeführten vielfältigen Maßnahmen führten im Zuständigkeitsbereich des PP SOH bereits seit dem Jahre 2012 zu einem Fallzahlenrückgang, unterbrochen von einem Anstieg im Jahre 2015. Im aktuellen Betrachtungszeitraum sanken die Wohnungseinbrüche wieder. Mit einem deutlichen Rückgang von -280 Delikten (-14,1%) summierten sich die Fallzahlen beim „WED“ auf 1.704 Straftaten – dies ist das geringste Aufkommen seit dem Jahre 2009. Es bleibt festzustellen, dass der Anteil der versuchten Wohnungseinbrüche mit 44,2% (gleichbleibend wie Vorjahr) nach wie vor sehr hoch ist. Die AQ ist gesunken und liegt nun bei 19,5% (Vorjahr 25,2%) und damit nur knapp unter dem Durchschnitt in Hessen (21,1%). Die Abnahme der Fallzahlen erfolgte in allen Regionen, die Entwicklung der AQ zeigte sich uneinheitlich.

Stadt Hanau
Um spürbare 21,4 Prozent sind die Wohnungseinbrüche in der Stadt Hanau gesunken. Von ehedem 280 reduzierte sich deren Aufkommen auf nunmehr 220 Fälle. Die AQ erfuhr Einbußen und liegt bei 20,0% (Vorjahr: 40,4%).

Main-Kinzig-Kreis (ohne Hanau)
Auch im Main-Kinzig-Kreis gingen WED zurück: 481 Fälle (Vorjahr: 552) bedeuten einen Rückgang um -12,9% (-71 Fälle). Die AQ sank neuerlich von 13,4% auf jetzt 9,8%. „Maßgeblich für diesen Rückgang der Einbrüche in Wohnungen und Geschäfte sind auch - neben unseren umfangreichen Kontrollmaßnahmen - die Präventionsangebote, die durch die Bürgerinnen und Bürger sehr gut angenommen wurden“, so Alexander König, der Leiter der Abteilung Einsatz. „Der bei den Wohnungseinbrüchen nach wie vor hohe Versuchsanteil von 44,2 Prozent ist ein Indiz dafür, dass die Bürgerinnen und Bürger ihr Heim gut sichern und die Täter nur in etwa jedem 2. Fall ihr Ziel erreichen. Wir werden der Bevölkerung weiterhin anbieten, unsere Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen, um sich aufzeigen zu lassen, wie sich - manchmal schon mit geringem Aufwand - die eigenen vier Wände besser sichern lassen. Denn ich bin nach wie vor überzeugt, dass die beste Art Kriminalität zu bekämpfen ist, sie gar nicht erst entstehen zu lassen – und genau das ist der Gedanke der Kriminalprävention! Daher haben unsere Kriminalpolizeilichen Berater auch im Jahr 2016 wieder an mehrtägigen Messen und Gewerbeausstellungen (z.B. „Bauen-Wohnen-Renovieren“ sowie „Offenbacher Woche“ mit „Tag der offenen Tür“ in Offenbach; Wächtersbacher Messe) teilgenommen. Wir haben das Präventionsmobil in unseren Kommunen zum Einsatz gebracht und 222 Vor-Ort-Beratungen durchgeführt“, so der Leitende Polizeidirektor. „Hinzu kamen 770 individuelle Objektberatungen und 1.716 Verhaltensempfehlungen zu aktuellen Kriminalitätsphänomenen (u.a. Taschen- / Trickdiebstahl, Fahrraddiebstahl, Raub, räuberische Erpressung etc.) – alle unsere Angebote werden gut angenommen. In diesem Kontext ist auch die „Wiederbelebung“ des Projekts „Wachsamer Nachbar“ mit einer Auftaktveranstaltung unter Beteiligung des Polizeipräsidenten und des Bürgermeisters in der Stadt Neu-Isenburg zu erwähnen. Gerade das mit Sorge zu betrachtende Phänomen des Wohnungseinbruchsdiebstahls war ein Kernbereich der polizeilichen Beratungstätigkeit. Nicht zuletzt deswegen sind über die Jahre immer mehr Einbrecher bereits im Versuchsstadium gescheitert. Lag der Versuchsanteil bei Wohnungseinbrüchen im Jahr 2001 (Gründung des PP SOH) noch bei 29,2 Prozent, so gingen 2016 Einbrecher bereits in 44,2 Prozent der Fälle leer aus.“

Das Polizeipräsidium Südosthessen unterstützte auch im vergangenen Jahr die landesweiten Programme zur Eindämmung der Einbruchsdelikte. Beispielhaft seien hier die Kampagnen „EMPACT“ oder „Dunkle Jahreszeit“ genannt. Zudem beteiligte sich das PP SOH im Bereich der Polizeidirektion Main-Kinzig weiterhin am Computerprogramm „KLB operativ“, das aus den polizeilichen Datenbeständen räumliche und zeitliche Schwerpunkte ableitet und bestimmte Verhaltensmuster der Täter erkennt. Es soll helfen, Einbruchziele zu prognostizieren und Täter durch den zielgerichteten Einsatz polizeilicher Kräfte im direkten Tatumfeld dingfest zu machen. Aus diesen Einsätzen, die zwischen Ende Oktober und Mitte Januar erfolgten, erwuchsen 596 Personenkontrollen, die zu 5 Festnahmen führten – in 4 Fällen wegen des Verdachts des Einbruchdiebstahls, in einem Fall wurde ein Haftbefehl vollstreckt. „Unsere Kolleginnen und Kollegen, teilweise unterstützt durch zugewiesene Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei, kontrollierten im Rahmen dieser WED-Aktionen insgesamt 5.344 Personen. Hierunter befanden sich 559 Personen, die als örtliche Tatverdächtige schon in Erscheinung getreten waren. Bei 52 Personen handelte es sich um überörtliche Tatverdächtige. Insgesamt nahmen wir im Rahmen dieser Kontrollen 105 Personen fest und stellten Waffen, Diebesgut und Betäubungsmittel sicher. Es wurden 51 Strafanzeigen wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetzt und 13 wegen Verstößen gegen das Waffengesetz gefertigt. Als „Nebenprodukt“ ergaben sich 28 Anzeigen wegen Fahrens unter Einfluss von Alkohol oder Drogen.“

Neben Kontrollmaßnahmen setzt der Leitende Polizeidirektor aber auch weiterhin auf die Mithilfe der Bevölkerung und appelliert daher: „Melden Sie sich umgehend bei der Polizei, wenn Sie etwas Verdächtiges beobachten! Ihre Hinweise helfen uns regelmäßig, Straftaten aufzuklären oder gar zu verhindern. Scheuen Sie sich nicht, den Notruf 110 zu wählen!“

Fallbeispiel
Mit Jahresbeginn 2016 stiegen die Fälle von Wohnungseinbrüchen im Bereich der Offenbacher Innenstadt. Intensive Kontrollen sowie Zeugenhinweise führten bald zu Ermittlungen gegen eine Gruppe von sieben Personen im Alter zwischen 15 und 22 Jahren. Als Kopf der Bande fungierte ein 16-Jähriger, der über eine deutlich höhere kriminelle Energie als seine „Mitstreiter“ verfügte. Nach umfangreichen polizeilichen Maßnahmen waren der Gruppe 43 Straftaten, insbesondere Einbrüche in Wohnungen und Geschäfte, zuzuordnen. Besagter 16-Jähriger schloss sich alsbald einer neuen Gruppierung an, die mit einem gesteigerten Gewaltpotenzial agierte. So stand diese Gruppe unter anderem im Verdacht, mit fünf Mann im Mai die Bewohner eines Penthouses überfallen zu haben. Sofort nach Öffnung der Haustür wurden die Geschädigten angegriffen und mit Pfefferspray attackiert. Nach einem weiteren Raub auf einen Supermarkt, bei dem die Kassiererin angegriffen wurde, nahm die Polizei schließlich die Tatverdächtigen fest. Neben diesen beiden Raubtaten sollen sie noch über 30 Einbrüche in Wohnungen und Geschäfte verübt haben.

Autoaufbrüche (Diebstahl unter erschwerten Umständen in/aus Kfz)
Die Zahl der Autoaufbrüche steigt seit dem historischen Tiefststand im Jahr 2012 tendenziell an. Mit 1.763 Autoaufbrüchen waren 248 Fälle (16,4%) mehr aufzunehmen als im Vorjahr (1.515); allerdings immer noch 5.380 Fälle weniger als im Jahr 2002, als noch 7.143 Fälle zu registrieren waren! Vor allem mehrere Serien, verteilt über das gesamte Dienstgebiet, führten zum Anstieg; im Fokus hatten die Täter dabei zumeist hochwertige fest eingebaute Navigationsgeräte, zunehmend aber auch teure Werkzeuge aus Firmenfahrzeugen von vorwiegend Monteuren und Handwerksbetrieben. Die AQ sank um 6,5%-Punkte auf 28,2 Prozent.

Stadt Hanau
In Hanau schlugen Automarder 216 Mal zu – dies bedeutet 45 (26,3%) Autoaufbrüche mehr als im Vorjahr (171). Die Aufklärungsquote konnte hier jedoch geradezu sensationell gesteigert werden. Sie nahm um 35,5%-Punkte zu und liegt nun bei 47,2% (Vorjahr: 11,7%).

Main-Kinzig-Kreis (ohne Hanau)
Ein nur geringer Fallzahlenanstieg ist im Main-Kinzig-Kreis zu konstatieren. Mit 259 Fällen ereigneten sich 6 mehr (2,4%) als im Jahr zuvor. Die Aufklärungsquote stieg von ehedem 4,0% auf aktuell 12,0%. „Die Entwicklung des „Diebstahls unter erschwerenden Umständen in und aus Kraftfahrzeugen“ betrachten wir mit großer Aufmerksamkeit. Zwar sind wir mit aktuell 1.763 Delikten weit entfernt von den Zahlen nach der Jahrtausendwende, als wir noch über 7.000 Delikte jährlich registrierten, dennoch können wir mit dem aktuellen Anstieg nicht zufrieden sein“, so König. „Immer öfter werden aus den Fahrzeugen hochwertige Werkzeuge gestohlen. In mehreren Serien waren Fahrzeuge des handwerklichen Gewerbes (Spengler, Elektroinstallateure oder Klempner) betroffen, aus denen Spezialwerkzeuge oder Maschinen - teilweise im Wert von über 10.000 Euro - entwendet wurden. Nach wie vor stehen aber auch Wertgegenstände wie Laptops oder Handtaschen, die sichtbar in den Fahrzeugen abgelegt wurden, bei den Automardern hoch im Kurs. Daher mein Appell an alle Autofahrer: Lassen Sie keine Wertgegenstände sichtbar im geparkten Fahrzeug zurück – dies schafft Anreize für die Täter. Denken Sie immer daran: Das Auto ist kein Safe! Räumen Sie es aus, bevor es andere für Sie tun!“

Fallbeispiele
Im Bereich des Freizeitbades Obertshausen kam es (noch im Jahr 2015 beginnend) zu einer Häufung von Autoaufbrüchen auf dem dortigen Parkplatz. Charakteristisch war, dass an den Fahrzeugen keine Aufbruchspuren festzustellen waren und die Frequenz der Taten anstieg. Beute waren stets im Auto zurückgelassene Wertgegenstände wie Handtaschen und Handys. Alsbald geriet ein Mann in Verdacht, gegen den sich im Weiteren die Ermittlungen richteten. Diese ergaben, dass nach gleichem Modus operandi auch im Bereich der Polizeipräsidien Frankfurt und Südhessen Autos ausgeräumt wurden. Mittlerweile wird wegen rund 100 Einbrüchen – nur aus dem Jahr 2016 datierend – gegen den Mann ermittelt. Hinzu kommt eine Vielzahl von Delikten durch das Abheben von Geld mittels gestohlener EC-Karten.

Geringeren Ermittlungsaufwandes bedurfte es zur Überführung eines 37-jährigen Kroaten, der im Juni 2016 in Bad Orb in Fahrzeuge eingebrochen ist – er wurde auf frischer Tat und nach kurzer Flucht festgenommen. In dessen Auto fanden die Beamten hochwertige Werkzeuge und Baumaschinen im Wert von etwa 30.000 Euro, die aus aufgebrochenen Kleintransportern gestohlen worden waren. Der Mann musste in Untersuchungshaft. Zwischenzeitlich ist bereits die Hauptverhandlung erfolgt: Er wurde wegen der Einbrüche zu einer Haftstrafe verurteilt, die unter Anrechnung der U-Haft bereits verbüßt ist.

Fahrraddiebstahl
Bereits im zweiten Jahr nacheinander ging der Fahrraddiebstahl zurück: Insgesamt 2.578 Fälle bedeuten ein Minus von 162 Delikten (-5,9%). „Etwa ein Siebtel der Taten wäre wohl vermeidbar gewesen, wenn die Fahrradbesitzer ihr Velo gegen Diebstahl gesichert hätten, denn in 381 Fällen waren die gestohlenen Fahrräder unverschlossen“, erklärte König. „Daher muss ich an die Besitzer appellieren: Sichern Sie Ihr Fahrrad gegen Diebstahl!“ Die Aufklärungsquote stieg von 6,8% auf aktuell 11,6%.

Stadt Hanau
Mit einem neuerlichen Rückgang um diesmal -14 Delikte (-5,1%) sank das Aufkommen in der Stadt Hanau auf 261 Fälle – dies ist der zweitgeringste Wert. Die Aufklärungsquote verschlechterte sich auf 8,8% (Vorjahr 14,2).

Main-Kinzig-Kreis (ohne Hanau)
Auch im übrigen Main-Kinzig-Kreis ist ein Rückgang der Fahrraddiebstähle zu registrieren: Es wurden 39 Fahrräder (-9,9%) weniger gestohlen als im Vorjahr (395), so dass nun 356 Fälle zu Buche schlagen – dies ist für den Main-Kinzig-Kreis ein Rekordergebnis. Mehr als ein Viertel der gestohlenen Fahrräder (91) war nicht verschlossen. Die Aufklärungsquote sank auf 7,0% (Vorjahr: 8,4%).

Sachbeschädigungen
4.275 Sachbeschädigungen stehen für den tiefsten Wert, der jemals beim Polizeipräsidium Südosthessen in diesem Deliktsfeld registriert wurde. Gegenüber dem Vorjahr (4.432 Delikte) sank das Fallzahlenaufkommen um -157 Delikte (-3,5%). Trotz dieses Rückgangs bleibt die Sachbeschädigung nach wie vor das fallzahlenstärkste Einzeldelikt im Bereich des PP SOH. Der Anteil an der Gesamtkriminalität im Bereich des Polizeipräsidiums Südosthessen beträgt unverändert 9,0%. Die Sachbeschädigungen an Kraftfahrzeugen stellen mit 2.146 Fällen (Vorjahr 2.039) den Hauptanteil in diesem Deliktsbereich dar – sie stiegen um 107 Fälle (5,2%). Die Aufklärungsquote konnte nochmals gesteigert werden und liegt aktuell bei 20,7% (Vorjahr: 20,0%).

Stadt Hanau
Gegen den Trend zeigt sich die Lage in der Stadt Hanau: Mit 716 Fällen (Vorjahr 625) ist ein Anstieg um 91 Fälle (14,6%) zu verzeichnen. Insbesondere die Sachbeschädigungen an Kfz stiegen an und schlugen mit 293 Delikten (plus 49 Fälle) zu Buche. Die Aufklärungsquote konnte um 3,2 Prozentpunkte gesteigert werden und liegt nun bei 23,2% (Vorjahr: 20,0%).

Main-Kinzig-Kreis (ohne Hanau)
Auf den historischen Tiefstwert von 1.123 Delikten (Vorjahr 1.257) sanken die Sachbeschädigungen im Main-Kinzig-Kreis. Dies bedeutet einen Rückgang um -134 Fälle (-10,7%). Die AQ stieg auf 21,1 Prozent (Vorjahr 18,9%). (Grafik 13.4)

Internetkriminalität
Ein Anstieg wurde im Bereich der Straftaten, die unter dem Begriff „Internetkriminalität“ erfasst werden, registriert. Mit 2.886 Fällen wurde ein Plus von 502 (21,1%) dieser Delikte gezählt. Insbesondere eine Serie im Main-Kinzig-Kreis mit etwa 730 Delikten (Verkauf gefälschter Kunstwerke über das Internet) trug zu diesem Anstieg bei. Hiervon konnten 2.730 Fälle geklärt werden, so dass die Aufklärungsquote auf den Rekordwert von 94,6% stieg (Vorjahr 89,3%). „Nicht nur die Zahl der Straftaten, die im Jahr 2016 in unserem Zuständigkeitsbereich über das Tatmittel Internet verübt wurden, erfuhr einen Anstieg, sondern auch deren Anteil am Gesamtaufkommen aller Straftaten ist auf 6,1 Prozent (Vorjahr 4,9%) gestiegen. Nach wie vor nehmen hierbei die Betrugsdelikte im Internet weiterhin eine herausragende Stellung ein: 2.261 Betrugsfälle sind der Internetkriminalität zuzurechnen. Geklärt wurden 2.126 Fälle, was eine Aufklärungsquote von 94,0% (Vorjahr: 88,5%) ergibt – ein Rekordergebnis“, erläuterte Kriminaldirektor Blaesing.

„Gerade in diesem Deliktsbereich dürfte das Dunkelfeld besonders groß sein, denn in der Statistik sind natürlich nur die uns bekannt gewordenen Straftaten erfasst. Auch weise ich ausdrücklich darauf hin, dass all jene Straftaten, bei denen sich im Rahmen der Ermittlungen eindeutige Hinweise ergeben, dass die Tat im Ausland begangen wurde, nicht in die Statistik einfließen. Straftäter werden auch zukünftig im virtuellen Raum nach Opfern Ausschau halten. Daher dürfen unsere Experten beim Internetkommissariat sowie die Beamten der Fachdienststellen weiterhin in ihren Bemühungen nicht nachlassen, die Bürgerinnen und Bürger auf die Gefahren im Netz hinzuweisen, um der stetig steigenden Zahl der Internetnutzer den größtmöglichen Schutz vor Straftaten zu bieten. Zuletzt informierten unsere Kollegen beispielsweise im Rahmen des „Safer Internet Day“ zusammen mit anderen Fachleuten in Punkto Sicherheit im Netz. Wenn die „Maschen“ der Täter den Internetnutzern bekannt sind, werden wir auch in diesem Deliktsbereich wieder sinkende Zahlen erwarten dürfen. Deshalb sei hier nochmals kurz vor den „Klassikern“ gewarnt: Beispielhaft sei die Versendung von E-Mails genannt, in denen die Täter die Bankzugangsdaten ihrer Opfer ergaunern wollen oder an Überweisungen von Vorschüssen interessiert sind. In vielen Fällen werden den Angeschriebenen hohe Beteiligungen für die Hilfe beim Transfer großer Geldsummen angeboten.Weiterhin im Umlauf ist auch die Nutzung einer Schadsoftware, die einen Computer lahm legen kann. Dazu benutzen die Täter sogenannte Ransomware, ein Computerprogramm, mit dem Ganoven aus der Ferne auf fremde Computer zugreifen und deren Zugang blockieren, um anschließend ein „Lösegeld“ für die Entschlüsselung oder Entsperrung zu fordern. Diese „Infektion“ erfolgt zumeist durch präparierte E-Mail-Anhänge oder manipulierte Webseiten.“

Betrugsdelikte
Erneut angestiegen sind die Betrugsdelikte: 9.841 (Vorjahr: 9.237) dieser Straftaten wurden im Jahr 2016 statistisch erfasst. Dies bedeutet einen Anstieg um 604 Delikte (6,5%). Erfreulich: Die Aufklärungsquote konnte bereits zum vierten Mal in Folge gesteigert werden und befindet sich auf einem historischen Hoch von 90,1% (Vorjahr: 88,6%). „Mehr als ein Fünftel aller in unserem Dienstbezirk begangenen Straftaten fallen inzwischen in den Bereich Betrugsdelikte“, so Blaesing. „Die schon gewohnt hohe Aufklärungsquote konnte erneut gesteigert werden und beläuft sich nun auf dem Rekordwert von 90,1%. Allerdings sind auch die Fallzahlen um 604 Delikte angestiegen. Ein Grund für den Fallzahlenzuwachs ist insbesondere der Anstieg beim Warenbetrug mit einem Plus von 586 (60,0%) auf nunmehr 1.562 Fälle sowie beim Anlagebetrug mit einem Plus von 365 Fällen (58,2%) auf nunmehr 992 Delikte. Ursächlich hierfür ist ein bereits im Jahre 2015 begonnenes Großverfahren, das hauptsächlich Kreis und Stadt Offenbach betraf und auch im Folgejahr Auswirkungen auf die Statistik hatte. Da die Beschuldigten dieses Großverfahrens bekannt sind, konnte im Bereich des Anlagebetrugs die Traumaufklärung von 100 Prozent erreicht werden.
Einen Rückgang hingegen gab es beim Erschleichen von Leistungen - landläufig besser bekannt als „Schwarzfahren“. Mit aktuell 2.443 Fällen wurde eine Abnahme von -307 Fällen (-11,2%) registriert. Da es sich um ein klassisches Kontrolldelikt handelt, das vorwiegend durch die Bundespolizei geahndet wird, ist die Aufklärungsquote mit 98,9% (Vorjahr 99,8%) nach wie vor sehr hoch."

Stadt Hanau
Der Anstieg in der Brüder-Grimm-Stadt fiel mit einem Zuwachs von 4,2% moderat aus. In Zahlen bedeutet dies 76 Fälle mehr auf nun insgesamt 1.891 Delikte (Vorjahr 1.815). Entgegen des Trends stieg hier die Zahl des Kontrolldelikts „Schwarzfahren“ um 47 Fälle (6,7%) auf 749 Delikte. Die AQ blieb mit sehr hohen 90,9 Prozent nahezu unverändert (Vorjahr 91,0%).

Main-Kinzig-Kreis (ohne Hanau)
Der Trend der ansteigenden Betrugszahlen zeigte sich auch im Main-Kinzig-Kreis: Mit einem Mehr von 379 (6,7%) stieg das Aufkommen auf insgesamt 2.370 Betrugsdelikte. Hierfür ist der Anstieg des Warenbetrugs mit einem Zuwachs von 557 (148,9%) auf aktuell 931 Fälle (Vorjahr 374) auszumachen; insbesondere eine Serie mit etwa 730 Delikten (Verkauf gefälschter Kunstwerke über das Internet) führte zu dem Anstieg. Auf Rekordergebnis kletterte die Aufklärungsquote, die nun bei 91,3% (Vorjahr 87,3%) liegt. „Die Zinsen befinden sich schon seit langer Zeit in einem Tief, so dass Sparer häufig vergeblich nach profitablen und gleichzeitig sicheren Geldanlagemöglichkeiten suchen. Wer derzeit nach lukrativen Geldanlagemöglichkeiten sucht, begibt sich nicht selten in die Gefahr hochspekulativer oder gar betrügerischer Geschäfte“, warnt Blaesing und benennt einige Vorsichtsmaßnahmen: „Fallen Sie nicht auf unbekannte Anrufer rein, die Ihnen eine hochinteressante und lukrative Geldanlagemöglichkeit vorstellen wollen! Legen Sie im Zweifelsfall auf! Lassen Sie sich auch nicht von Freunden und Bekannten zu Dingen überreden, die Sie selbst nicht oder nur unzureichend verstehen! Vertrauen Sie niemals alleine Hochglanzprospekten mit ungewöhnlich hohen Gewinnversprechen! Informieren Sie sich bei Ihrer Hausbank oder einer Verbraucherberatungsstelle! Je höher die versprochenen Zinsen, desto höher ist das Risiko eines Totalverlustes!“

Fallbeispiel
Bereits im Jahr 2015 konnte eine achtköpfige Arbeitsgruppe der Kriminalpolizei in enger Zusammenarbeit mit der Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftsstrafsachen in Frankfurt am Main zwei Männer aus dem Kreis Offenbach wegen des dringenden Verdachts des bandenmäßig begangenen Kapitalanlagebetruges ermitteln. Auswertungen von rund 2.000 Aktenordnern ergaben, dass die beiden Angeklagten seit 2009 von ihrer Geschäftszentrale aus über eine Vertriebsorganisation Geldanlagen in Immobilien und Firmendarlehen mit einem Gesamtvolumen von über 35 Millionen Euro verkauften, die dann zu einem großen Teil für die Kosten der Firma und private Zwecke verbraucht wurden. Gewinne in gleicher Höhe wurden zwar versprochen - aber nie realisiert. Allein für das Jahr 2016 flossen aus diesem Ermittlungsverfahren 864 Fälle in die aktuelle Statistik ein. Die Hauptverhandlung begann im Jahre 2016 und dauert noch immer an.

Jugendkriminalität
„Mit dem Rückgang der Fallzahlen sank trotz der erhöhten Aufklärungsquote die Anzahl der Tatverdächtigen“, erläuterte Polizeipräsident Roland Ullmann. „Mit 20.761 Personen registrierten wir 904 Tatverdächtige weniger; dies entspricht einem Rückgang von 4,2%. Die Abnahme der Tatverdächtigen über 30 Jahre fiel mit 2,1 Prozent relativ moderat aus, deutlich höher jedoch in den jüngeren Altersgruppen: Insgesamt ist die Zahl der Straftäter bis 21 Jahre, deren Delinquenz unter dem Begriff Jugendkriminalität erfasst wird, gesunken. Mit 4.255 Tatverdächtigen unter 21 Jahren zählten wir 355 Personen weniger als im Vorjahr (4.610), prozentual ein Minus von 7,7%. Der Anteil der heranwachsenden Kriminellen (18 bis 21 Jahre) lag im Jahr 2016 mit 2.049 Tatverdächtigen bei 9,9% (Vorjahr: 2.231 Tatverdächtige, Anteil 10,3%). Innerhalb dieser Gruppe bedeutet dies einen Rückgang von 8,2% (182 Personen). 2016 wurden 1.827 jugendliche Tatverdächtige (14 bis 18 Jahre) registriert, die damit einen Anteil von 8,8% aller Tatverdächtigen ausmachen. Im Jahr zuvor lag deren Anteil mit 1.973 noch bei 9,1%. Damit sank deren Zahl um 146 Personen, was einer Abnahme um 7,4% entspricht. Der Anteil von Kindern (Tatverdächtige unter 14 Jahren) nimmt in der Tendenz seit Jahren ab – so auch 2016: Mit 379 tatverdächtigen Kindern wurden 27 weniger registriert als im Vorjahr, eine Abnahme um 6,7%. Der Anteil der Kinder am Gesamtaufkommen der Tatverdächtigen sank auf 1,8%. Noch vor zehn Jahren lag der Anteil der unter 21 Jahre alten Tatverdächtigen bei 24 Prozent. In der Tendenz sank deren Anteil am Gesamtaufkommen der Tatverdächtigen kontinuierlich, aktuell liegt er bei 20,5 Prozent“, so Ullmann.

„Doch womit lässt sich diese Entwicklung begründen? Sicher trägt der demografische Wandel zu diesem Ergebnis bei. Doch auch unsere gezielte Präventionsarbeit, mit der wir eine dauerhafte Reduzierung der Jugenddelinquenz anstreben, zahlt sich aus. Gesicherte kriminologische Erkenntnisse belegen, dass sich bei einem geringen Prozentsatz junger Menschen, der häufig aus einem erheblich problembelasteten sozialen und familiären Umfeld stammt, zunächst nur episodenhaft auftretende kriminelle Verhaltensmuster verfestigen und bei einer zu spät einsetzenden Intervention in dauerhaftes kriminelles Handeln umwandeln. Daher ist ein wesentliches Ziel, bei der Bekämpfung von Jugendkriminalität - in enger Abstimmung zwischen Polizei, Staatsanwaltschaft, Jugendamt, Jugendhilfe und Jugendgerichtshilfe - individuell abgestimmte Maßnahmenkonzepte täterorientierter Prävention, Intervention und Repression durchzuführen. Als bewährtes Konzept mit dieser Zielrichtung hat sich „BASU21“ (Besonders auffällige Straftäter unter 21) beim Polizeipräsidium Südosthessen etabliert“, so Ullmann.

Mit Stand vom 9. Februar 2017 befinden sich insgesamt 23 junge Männer (Vorjahr: 22) und 7 junge Frauen (Vorjahr: 3) im Programm BASU21 des PP SOH. Für Stadt und Kreis Offenbach sind 15 männliche Personen (Vorjahr: 13) und eine weibliche Person (wie im Vorjahr) sowie für den Main-Kinzig-Kreis 8 junge Männer (Vorjahr: 9) und 6 junge Frauen (Vorjahr: 2) erfasst, die von den Beamten der Kommissariate 35 betreut werden. Die Ermittler dieser „K35“ pflegen in enger Abstimmung mit den Staatsanwaltschaften Kontakte zu Jugendämtern, Sozial- und Ausländerbehörden oder Schulen sowie zu den Familien der jungen Täter, um qualifizierte Erkenntnisse in die Ermittlungen einbringen und Prognosen im Hinblick auf die weitere kriminelle Karriere der Beschuldigten stellen zu können. In rund der Hälfte der Fälle gelingt eine Wiedereingliederung – die Jugendlichen treten strafrechtlich nicht mehr in Erscheinung.

„Wir werden unsere Anstrengungen, Jugendliche vor einem Abgleiten in die dauerhafte Delinquenz zu bewahren, mit den bestehenden Projekten fortsetzen und uns darüber hinaus auch neuen Konzepten nicht verschließen“, so Ullmann. „Ich freue mich daher sehr, dass unsere Anregung zur Einrichtung eines Hauses des Jugendrechts in Offenbach von der Stadt und der Staatsanwaltschaft unterstützt wurde und wir inzwischen gemeinsam an der Umsetzung dieses Projekts arbeiten.“

Täterorientierte Ermittlungen und Bandenkriminalität
Regelmäßig wird das Gros der Straftaten von nur wenigen Tätern begangen – den Mehrfach- und Intensivtätern begegnet die Polizei mit nachhaltiger Repressionsarbeit. Deliktsübergreifend widmet sich die Polizei diesen „MIT“ in den beiden täterorientiert ausgerichteten Regionalkommissariaten K 35 für Stadt und Kreis Offenbach sowie für Hanau und den übrigen Main-Kinzig-Kreis. Mit Datum 9. Februar 2017 waren im Bereich der regionalen Kriminalinspektion (RKI) Offenbach 86 (Vorjahr: 87) Personen im MIT-Programm erfasst: 84 (Vorjahr: 85) Männer und 2 (wie im Vorjahr) Frauen; davon befinden sich derzeit 15 (Vorjahr: 16) Personen in Haft. Das K 35 der RKI Main-Kinzig befasst sich im MIT-Programm mit 56 (Vorjahr: 57) Personen – ausschließlich Männer. Davon sind 16 (Vorjahr: 17) aktuell inhaftiert; wie im Jahr zuvor wurde eine Person durch Tragen einer Fußfessel von der Haft verschont. „Bei diesen derzeit 142 Personen (Vorjahr 144) ist stets eine Fluktuation zu verzeichnen: Einige der MITler verbüßen Haftstrafen und machen sie in dieser Zeit zu „passiven Kunden“, andere scheinen geläutert und beenden ihre zweifelhafte Karriere – wieder andere stoßen neu hinzu. Jedoch immer werden die Mehrfach- und Intensivtäter von den Beamten der Kommissariate 35 aufmerksam betreut“, wie der Polizeipräsident versicherte.

Im September 2016 richtete das Polizeipräsidium Südosthessen ein eigenständiges Bandenkommissariat mit der Bezeichnung Zentralkommissariat 32 (ZK 32) ein, das damit die „Ermittlungsgruppe (EG) Banden“ ablöste und seither präsidiumsweit zuständig ist. Unter dem Motto „global denken und lokal handeln“ werden durch die Mitarbeiter zweier Sachgebiete insbesondere Bandenverfahren gegen internationale, reisende Täter im Eigentumsbereich sowie in einem zweiten Sachgebiet Bandenverfahren im Phänomenbereich „Enkeltrick-Betrug“ bearbeitet. Die Fachdienststelle verfügt über beste nationale und internationale Vernetzungen, wodurch der regelmäßige Informationsaustausch und eine gute Zusammenarbeit zur Bekämpfung professionell strukturierter Tätergruppierungen gewährleistet sind. Seit seiner Einrichtung bearbeitete das ZK 32 bereits mehrere Dutzende Delikte des Enkeltrick-Betrugs, die durch international und arbeitsteilig agierende Tätergruppierungen begangen wurden.

Weiterhin konnten Ermittlungen gegen eine aus Rumänien stammende Gruppierung erfolgreich abgeschlossen werden. Hierbei wurden insgesamt 27 Fälle des Trickdiebstahls, Wohnungseinbruchsdiebstahls, Diebstahls und entsprechender Verwertungstaten mittels entwendeter EC-Karten (Computerbetrug) geklärt. Der Haupttäter befindet sich aufgrund der engen und kooperativen Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft München in dortiger Untersuchungshaft. Darüber hinaus wurden bisher zwei weitere Ermittlungsverfahren gegen international agierende Gruppierungen bearbeitet, in denen insgesamt 17 Fälle des Wohnungseinbruchsdiebstahls sowie weitere Fälle der Hehlerei, des Verstoßes gegen das Aufenthaltsgesetz und der Urkundenfälschung geklärt werden konnten.

Opferbezogene Prävention
Die umfangreichen Präventionsbemühungen der letzten Jahre wurden auch im Jahr 2016 fortgesetzt, um im Sinne einer nachhaltigen Wirkung die Straftaten weiter zu reduzieren und das Sicherheitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger dauerhaft zu stärken. Im Bereich der opferbezogenen Prävention wurden die bewährten Projekte fortgeführt. Dazu gehört der Bereich des Trickbetruges sowie der Trick- und Taschendiebstähle, wo immer wieder Ganoven versuchen, ihre - zumeist älteren - Opfer um ihr Geld zu bringen. Umso wichtiger ist die Aufklärung vor solchen Gefahren, denn das Wissen um die Tricks der Betrüger kann davor schützen, Opfer einer solchen Straftat zu werden. Um all die Maschen der Ganoven publik zu machen, berät die Polizei über die Medien oder direkt auf Messen und Veranstaltungen. Zunehmend bildet die Polizei aber auch Multiplikatoren aus, beispielsweise über das bewährte Projekt „Sicherheitsberater für Seniorinnen und Senioren“, das bereits 25 ausgebildete Teilnehmer unterstützen. Diese betreiben beispielsweise einen Infostand am Rodgauer Seniorentag oder die Vortragsreihen im Seniorentreff Nordend in Offenbach. Ein unverändert gutes Instrument zur Information der Bevölkerung sind hierbei auch die Bürgeralarmsysteme in Offenbach und Hanau. Für Kinder und Jugendliche werden weiterhin die Präventionsangebote wie LEON-Hilfeinseln (auf bereits über 1.000 Anlaufstellen in den Kommunen ausgebaut) und Prävention im Team (inzwischen an 16 Schulen in Stadt und Kreis Offenbach sowie im Main-Kinzig-Kreis installiert) angeboten. Reaktiviert wurde das Projekt „Bus- und Bahnbegleiter“ im Kreis Offenbach. Die Unterstützung von und Teilnahme an der Initiative „Trau Dich!“ zum Schutz vor Kindesmissbrauch sowie der Kampagne „Hart am Limit – HaLt“ und der Jugendfilmtage (jeweils zur Eindämmung des Alkoholmissbrauchs und dessen Folgen) durch die Regionale Geschäftsstelle Netzwerk gegen Gewalt sind weitere Bausteine zur Stärkung des Kinder- und Jugendschutzes.

Andere Präventionsangebote richten sich an Hausbesitzer mit einem breiten Angebot der Einbruchsprävention (wie bereits geschildert). Weitere Felder der Prävention seien nur Stichpunktartig genannt, wie beispielsweise die landesweite Kampagne „Gewalt-Sehen-Helfen“, Projekte im Bereich Cybercrime, auf dem Gebiet der Jugenddelinquenz, dem Extremismus und der Gewaltkriminalität. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Erarbeitung von Konzepten und deren Umsetzung im Rahmen der „Vertrauensbildenden Maßnahmen in der Erst- und Zweitaufnahme“ von Flüchtlingen. In 30 mehrsprachig gestalteten Vorträgen konnten durch die Migrationsbeauftragten unter Einbindung der örtlichen Dienststellenleitungen und kommunaler Verantwortungsträger etwa 1.100 Asylbewerber über unser demokratisches Wertesystem, die Rolle der Polizei in der Gesellschaft und die Folgen strafbaren Verhaltens informiert und aufgeklärt werden. Eine Initiative mit durchweg positiver Resonanz und einem deutlichen Vertrauensgewinn zur Polizei, der sich im Rahmen von Interventionsgesprächen konfliktminimierend auswirkte.

Die Fortführung des Multiplikatorenprojektes „Arbeitskreis Sicherheit für Alle“ zur Vermittlung des polizeilichen Präventionsangebotes (u.a. in den Themenfeldern Gewalt, Sucht und Cybercrime) für Migrantenselbstorganisationen und Moscheevereine mit der Zertifizierung von 25 sogenannten Präventionsbotschaftern im März 2016 rundeten die Schwerpunktmaßnahmen der Migrationsbeauftragten ab. Die Initiierung von Präventionsprojekten zur Bekämpfung des „religiös“ geprägten Extremismus bildete einen weiteren „Hotspot“. Gemeinsam mit den verantwortlichen Entscheidungsträgern konnten über die Lenkungsgruppen der Präventionsräte im Kreis Offenbach das Projekt „Pro Prävention – Contra Extremismus“ und in der Stadt Offenbach das mit Bundesmitteln geförderte Projekt „Demokratie leben!“ eingerichtet werden. Die Lenkungsgruppe des Präventionsrates der Stadt Hanau unterstützte die Einrichtung eines „Ämternetzwerkes“ unter Einbindung des hiesigen Staatsschutzkommissariates, um unter Beachtung der rechtlichen Rahmenbedingungen auf erkennbare Gefahren aus dem salafistischen Spektrum zeitnah und angemessen reagieren zu können. Einen herzlichen Dank richtet die Polizei an dieser Stelle an die vielen Unterstützer, Netzwerk- und Kooperationspartner, die der Philosophie der Prävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe mit ihrem Engagement und ihrer Unermüdlichkeit Ausdruck verleihen und ihre Polizei bei den täglichen Herausforderungen unterstützen.“

Kriminalität im Kontext der Zuwanderung
In weiten Teilen der Bevölkerung bestand Besorgnis, dass mit der Aufnahme der Flüchtlinge in Hessen eine wesentliche Zunahme von Kriminalität einhergehen könne. Obwohl über das Jahr gesehen ca. 13.000 Flüchtlinge im Zuständigkeitsbereich des PP SOH zugewiesen waren, machen die registrierten Gesamtzahlen jedoch deutlich, dass diese Sorge unbegründet war. Um die Kriminalitätsentwicklung der durch Flüchtlinge begangenen Straftaten analysieren zu können, wurden durch das Hessische Landeskriminalamt Erfassungskriterien geschaffen, die eine Betrachtung nunmehr zulassen. Demnach sind die durch Flüchtlinge im Jahr 2016 begangenen Straftaten um 8,0% gestiegen - von ehedem 1.727 auf aktuell 1.866 Taten. In der Mehrheit handelte es sich dabei mit 947 Fällen um Verstöße gegen das Aufenthalts- und das Asylverfahrensgesetz.

Beim Gros der restlichen Straftaten handelte es sich um
- Körperverletzungsdelikte mit 225 Fällen (Vorjahr 70)
- Diebstahl mit 224 Fällen (Vorjahr 132), davon 162 Ladendiebstahl (Vorjahr 84)
- Beförderungserschleichung mit 157 Fällen (Vorjahr 93)

Hiervon ereignete sich wiederum die Vielzahl der Straftaten in den Unterkünften der Asylsuchenden (bei KV-Delikten waren es 144 Fälle, beim Diebstahl 46). Lediglich 40 Straftaten (Vorjahr 26) sind dem Summenschlüssel der Straßenkriminalität zuzuordnen, davon 11 dem Raub (Vorjahr 7). Auch wenn sich aufgrund dieser Zahlen durch die Zuwanderung objektiv nur geringe Auswirkungen auf die Sicherheitslage ableiten lassen, wird die Polizei diese Thematik auch weiterhin in die polizeiliche Einsatzplanung und Lagebewältigung mit einbeziehen. Dies galt zuletzt für die Beurteilung der Lage zum Jahreswechsel genauso wie es aktuell für die Faschingstage gilt.

In diesem Zusammenhang ist auch die Konzeption zur täterorientierten Intervention für „Besonders auf- und straffällige Ausländer“ (kurz: BasA-Konzept) zu nennen, die im Juli 2016 durch die Hessische Polizei umgesetzt wurde, um Mehrfach- und Intensivtätern ohne deutsche Staatsangehörigkeit wirksam entgegentreten zu können. Mit einer gemeinsamen Schwerpunktsetzung bei der Strafverfolgung sowie Durchführung von aufenthaltsbeendenden Maßnahmen durch Polizei, Staatsanwaltschaft und Ausländerbehörde sollen die rechtlichen Möglichkeiten besser und fokussierter als bisher gegen diesen Personenkreis ausgeschöpft werden. Ziel ist es, durch die konsequente Strafverfolgung, ergänzt durch die planmäßige Vornahme aufenthaltsbeendender Maßnahmen, den Abbruch krimineller Karrieren zu erzielen, einen nachhaltigen Abschreckungseffekt zu erreichen und mittel- bis langfristig die Verbesserung der objektiven Sicherheitslage zu bewirken. Durch die Einrichtung der Konzeption BasA konnten im Bereich des Polizeipräsidiums Südosthessen seit September 2016 bei 8 Probanden aufenthaltsbeendende Maßnahmen durchgeführt werden. Mit Stand Dezember 2016 wurden durch das PP SOH 15 Personen im Konzept BasA betreut (mit Stand 30.01.2017 waren es bereits 22 Probanden).

Analyse
„Nie zuvor war der Sicherheitsstandard für die Bürgerinnen und Bürger in unserer Region auf einem höherem Niveau, wie den Zahlen der Kriminalstatistik für das Jahr 2016 zu entnehmen ist“, analysierte Polizeipräsident Roland Ullmann die aktuellen Zahlen. Das Gesamtstraftatenaufkommen sank um 3,6 Prozent (-1.771 Straftaten) auf den niedrigsten je registrierten Stand; die Aufklärungsquote stieg erstmals über 60 Prozent und liegt mit 61,5% auf einem historischen Hoch. Gewaltdelikte und hier insbesondere der Straßenraub, also Straftaten, die für das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung eine besondere Relevanz besitzen, sanken auf Tiefststände seit Bestehen des Polizeipräsidiums Südosthessen im Jahre 2001. Maßgeblich für den Rückgang der Fallzahlen um 1.771 Delikte im vergangenen Jahr waren - die deutliche Abnahme bei Einbruchs- und Diebstahlsdelikten (Minus 1.687), darunter auch Einbrüche in Wohnungen (Minus 280) und Geschäfte (Minus 110) - eine Verringerung der Verstöße gegen das Aufenthalts- und das Asylverfahrensgesetz (Minus 301).

In den einzelnen Deliktsbereichen zeigten sich folgende Entwicklungen: Die Gewaltkriminalität konnte um -2,8% erneut auf ein Allzeittief gesenkt, die Aufklärungsquote erneut auf einen Rekordwert von jetzt 79,0% gesteigert werden. Der Straßenraub nahm nochmals stark ab und konnte um 24,0% reduziert werden – mit aktuell 174 Delikten der tiefste Stand seit Bestehen des Polizeipräsidiums Südosthessen, die Fallzahlen wurden binnen 10 Jahren weit mehr als halbiert; die AQ sank auf 45,4%. Körperverletzungsdelikte im öffentlichen Raum sanken um 3,3% - weniger als 500 Delikte bedeuten Tiefststand seit 2003. Die Aufklärungsquote stieg auf hohe 78,9%.

Geschäfts- und Wohnungseinbrüche nahmen deutlich ab: Geschäftseinbrüche mit einem Minus von 12,5% (Tiefststand seit Bestehen des PP SOH) bei einer Rekordaufklärung von 26,6%. Wohnungseinbrüche um 280 Fälle und so mit einem klaren Minus von 14,1%. Die Aufklärungsquote sank auf 19,5%. Pkw-Aufbrüche stiegen um 16,4%; sie sind damit noch immer weit entfernt von den hohen Zahlen nach dem Jahrtausendwechsel, aber dennoch ein wenig das „Sorgenkind“. Die Aufklärungsquote sank auf 28,2%. Der Betrug stieg um 6,5% an - im Wesentlichen liegt dies an einer geklärten Serie. Dadurch stieg allerdings auch die Aufklärungsquote beim Betrug erneut auf einen Rekordwert und liegt nun bei 90,1%. Der Fahrraddiebstahl sank erneut, aktuell um 5,9% (minus 162 Delikte). Die Aufklärungsquote stieg auf 11,6% (fast Verdopplung gegenüber Vorjahr). Die Sachbeschädigung sank um 3,5% auf Tiefstwert, bleibt aber mit 4.275 Delikten das fallzahlenstärkste Einzeldelikt. Die AQ stieg auf 20,7%.

Fazit
„Das Jahr 2016 hat auf schreckliche Art und Weise gezeigt, dass Deutschland - und somit auch Hessen - nicht vor den Gefahren durch den islamistischen Terrorismus oder sonstigen erheblichen Straftaten gefeit ist; erinnert sei hier nur an die Geschehnisse in Berlin und München. Die erforderlichen Schutzmaßnahmen haben uns in starkem Umfang gebunden - und dennoch konnten wir unseren Bürgerinnen und Bürgern ein nie dagewesenes Maß an Sicherheit bieten, wie es die erhobene Statistik aufzeigt. Dafür spreche ich unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern meinen Dank und meine Anerkennung aus. Sie haben durch ihre hohe Motivation und das bewiesene Engagement unsere Sicherheitsstrategie und -taktik umgesetzt und damit dieses hervorragende Ergebnis bewirkt“, resümierte Ullmann. „Um solche hervorragenden Resultate zu erzielen, bedarf es auch guter Rahmenbedingungen, die uns von den politisch Verantwortlichen unter anderem in Form der guten personellen und technischen Ausstattung bereitgestellt wurden - dafür danke ich allen Verantwortlichen. Und den Bürgerinnen und Bürgern unserer Region verspreche ich“, so Ullmann abschließend, „dass wir uns auf diesen Erfolgen nicht ausruhen werden, sondern dass wir, Ihre Polizei, auch in Zukunft alles Erforderliche tun werden, damit Sie sicher leben!“


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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