Mehr Vielfalt in der Kinzigaue

Service
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Die Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA e.V.) setzt sich nachdrücklich für den Erhalt artenreicher Auenwiesen an der unteren Kinzig ein, die einen der letzten Lebensräume für Vogel- und Amphibienarten wie den Kiebitz und den Laubfrosch darstellen.



wiesenkinzigaue.jpg

wiesenkinzigaue1.jpg

wiesenkinzigaue2.jpg

Unterstützung erfährt sie dabei durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Moore und Feuchtgrünland, offene Wiesen, Weiden und Überschwemmungsflächen sind der bevorzugte Lebensraum der inzwischen stark gefährdeten Kiebitze. Die Trockenlegung von Grünland, die im Zuge der Umwandlung zu Kulturland erfolgte, zwang den wiesenbrütenden Vogel dazu, auf Ackerflächen auszuweichen. Erst in diesem Juni stellte das Bundesamt für Naturschutz einen Agrar-Bericht zur biologischen Vielfalt vor, der einen gravierenden Artenschwund in Deutschland belegt. Die fortschreitende Entwicklung in der intensiven Landwirtschaft und der zunehmende Dünger- und Pestizideinsatz begünstigen den Verlust an Tier- und Pflanzenarten.

„Die Nutzung der Wiesen für Silageschnitte im Mai und ein immer intensiverer Düngereinsatz führen zu einem Rückgang der Pflanzenvielfalt. Damit verschwinden auch typische Insekten und Vogelarten, wie der Agrar-Bericht belegt. Der Kiebitz, auf dessen Speiseplan hauptsächlich Insekten und deren Larven wie auch Pflanzensamen stehen, ist somit nicht nur durch den Verlust seines ursprünglichen Lebensraumes betroffen, sondern auch durch den Verlust seiner Nahrungsgrundlage.“, erklärt Ann Kristin Bauer (GNA). Die Zunahme an natürlichen Feinden wie Waschbär und Fuchs sowie die Freizeitnutzung in den Brutgebieten durch Mountainbiker, querfeldeinlaufende Spaziergänger und freilaufende Hunde schränken den Bruterfolg ebenfalls ein und tragen zu starken Bestandsrückgängen bei.

Die Anlage von Flutmulden und das Entfernen störender Gehölzstrukturen schaffen neue Lebensräume für den Kiebitz auf den Wiesen in der unteren Kinzigaue. Bereits bestehende Strukturen werden durch regelmäßige GNA-Aktionen wie das Pflegen und Freischneiden von zugewachsenen Flutmulden und Tümpeln weiterentwickelt und aufgewertet. Neben der Lebensraumentwicklung wird im Rahmen eines DBU-Projektes jedes Jahr die Erfassung der Kiebitz-Bestände durchgeführt. So konnten während der Zugzeit zwischen März und April 2017 nahezu im gesamten Projektgebiet zwischen Erlensee und Gründau-Rothenbergen Kiebitze auf geeigneten Biotopen, vorwiegend Wiesen mit kurzem Aufwuchs, gesichtet werden. Mit zunehmender Vegetationshöhe nahm jedoch die Anzahl der Kiebitze ab. Hohes Gras ist für die Jungenaufzucht ungeeignet. Auch das Ausweichen auf angrenzende Maisäcker bot nur eine unzureichende Alternative.

Besonders erfreulich ist es, dass die von der GNA neu angelegten Gewässerkomplexe im Langenselbolder Flos von den kleinen Luftakrobaten sofort angenommen wurden. „Bis in den Mai hinein konnten wir sie dort regelmäßig beobachten. Die spektakulären Kunstflüge, mit denen sie Angreifer wie Krähen und Greifvögel vertreiben und ihre Territorien verteidigen, ließen zudem einen Brutverdacht zu.“, berichtet GNA-Biologin Susanne Hufmann. Amphibien, wie der Laubfrosch oder Insekten, wie Libellen profitieren ebenfalls von den neuen Biotopen und sind dort zahlreich zu finden. „Mit unseren Maßnahmen leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Erhalt und zur Förderung der Artenvielfalt in der unteren Kinzigaue.“

Zum Erhalt der artenreichen Wiesen gehört auch die Rückdrängung der giftigen Herbstzeitlosen. Bei massenhaftem Auftreten macht diese eine Fortführung der extensiven Bewirtschaftung unrentabel, da das Heu als Futtermittel aufgrund der toxischen Bestandteile nicht mehr nutzbar ist. Gerade die extensive Bewirtschaftung ist jedoch von großer Bedeutung für den Artenreichtum im Grünland. Die GNA entwickelt hier gemeinsam mit Landwirtschaftsbetrieben, dem Kreisbauernverband und dem Amt für Umwelt, Naturschutz und ländlichen Raum einen Leitfaden, um die Herbstzeitlose unter Berücksichtigung von Natur- und Artenschutzaspekten zurückzudrängen. Gefördert wird dieses Vorhaben durch das Hessische Programm für Agrarumwelt- und Landschaftspflegemaßnahmen (kurz HALM). Die GNA hat ein Informationsfaltblatt mit vielen Informationen rund um den Kiebitz, seinen Lebensraum und Maßnahmen zu seinem Schutz veröffentlicht. Dieses kann kostenfrei unter der Telefon-Nummer 06184-93 95 939 oder per E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! angefordert werden. Mehr Informationen wie immer unter www.gna-aue.de.

Die Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung bittet zur Unterstützung ihres Wiesenschutzprojektes um Spenden auf das Konto IBAN: DE 75 5066 3699 0001 0708 00 bei der Raiffeisenbank Rodenbach (BIC: GENODEF1RDB). Als gemeinnützige Naturschutzorganisation ist die GNA zur Ausstellung von Spendenbescheinigungen zwecks Vorlage beim Finanzamt berechtigt.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de