Neue MKK-Studie: Wie ist die Lebensqualität im Pflegeheim?

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Um die Lebensqualität älterer Menschen, insbesondere wenn sie im Alltag umfassende Hilfe in einem Pflegeheim benötigen, geht es in einer Studie, die auf Initiative der Alten- und Pflegezentren des Main-Kinzig-Kreises (APZ) durchgeführt wurde. Besondere Grundlage dieser Studie ist das Expertenwissen Älterer, das in den bisherigen deutschlandweiten Studien kaum zum Tragen kam.



„Die Bewohnerinnen und Bewohner erläuterten selbst die Aspekte, die für sie zum Erleben guter Lebensqualität maßgeblich sind bzw. diese beeinträchtigen“, so die Erste Kreisbeigeordnete und APZ- Aufsichtsratsvorsitzende Susanne Simmler, die die Studie zusammen mit Geschäftsführer Dieter Bien, der internen Projektleiterin Kristina Schneider und der externen Begleiterin Dr. Marion Bär vorstellte. Letztere ist wissenschaftliche Leiterin von concept. alter, dem Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg. Gefördert wurde die Studie von der Procuratio GmbH.

Der Grundtenor der Aussagen der genannten Experten reicht von „alles sind gute Tage“ bis hin zu „gute Tage- das kann man nicht sagen“. Viele Teilnehmer berichten von einem positiven Grundgefühl, das allerdings durch verschiedene (gesundheitliche) Einschränkungen getrübt wird. Für die eigene Lebensqualität spielen für viele Bewohner soziale Aspekte, wie tiefe Bindungen zu anderen Mitbewohnern oder freundliche Behandlung und Hilfsbereitschaft durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, eine zentrale Rolle. Allerdings vermissen mehrere Teilnehmer an der Studie eine Person, mit der sie sich aussprechen können.

Wer glaubt, dass das Leben den Bewohnerinnen und Bewohnern in den Alten- und Pflegezentren keine Perspektive mehr bietet, sondern nur noch ein passives Versorgtwerden, der irrt. Viele Befragte wünschen (haben) eigene Aktivitäten, alleine oder gerne auch mit anderen. Und auch die von der jeweiligen Einrichtung angebotenen Gruppenaktivitäten werden sehr geschätzt. Dies gilt auch für Aktivitäten außerhalb der Einrichtung, wie ein Spaziergang in den Ort oder die Umgebung. Sind solche Aktivitäten nicht möglich, weil bespielweise die nötige Unterstützung fehlt, wird dies als Beeinträchtigung der Lebensqualität angesehen.

Die empfundene Lebensqualität hängt vom eigenen Blickwinkel ab, so ein weiteres Ergebnis der Studie. Manche Teilnehmer waren froh, dass sie keine Pflichten mehr haben und tun können, was sie wollen, andere  bedauern dagegen, ihre Aufgaben im Haushalt nicht mehr zu haben. Dem tragen die Alten- und Pflegezentren beispielweise mit dem Hausgemeinschaftsmodell in verschiedenen Einrichtungen Rechnung. 54 Personen, darunter 33 Bewohnerinnen und 22 Bewohner, haben an der Studie teilgenommen. Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden lag bei 80,3 Jahren. Bewohner, die im Alltag noch wenig Hilfe brauchen, waren ebenso vertreten, wie Personen, die auf umfassende Unterstützung angewiesen sind. „Da nach wissenschaftlichen Erkenntnissen auch Personen mit demenzbedingten kognitiven Einschränkungen im mittleren Demenzstadium noch in der Lage sind, über ihr subjektives Wohlbefinden und ihre eigene Präferenzen Auskunft zu geben, wurde auch dieser Personenkreis in die Studie einbezogen“, so die APZ-Aufsichtsratsvorsitzende Simmler bei der Vorstellung.

Um eine möglichst breite Streuung von Lebenskontexten zu bekommen, wurde bei der Auswahl der Einrichtungen außerdem darauf geachtet, dass Einrichtungstypen mit innovativen Konzepten ebenso vertreten waren wie solche mit traditioneller Versorgung. Auch auf die Stadt/Land-Unterschiede wurde geachtet. An der Studie nahmen deshalb Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Wohnstift und dem Stadtteilzentrum an der Kinzig in Hanau sowie aus dem Seniorenzentrum in Gründau und aus dem Wohn- und Gesundheitszentrum Lebensbaum in Sinntal teil. Eine wichtige Rolle hatten die neun Interviewer der Bewohnerinnen und Bewohner, allesamt geschulte Mitarbeiterinnen der Alten- und Pflegezentren, die allerdings nicht im direkten Umfeld der befragten Bewohner arbeiteten, ebenso die interne Projektleiterin Kristina Schneider.

Die Ergebnisse und mögliche Konsequenzen für die Organisationsentwicklung werden in Zukunft in den Alten- und Pflegezentren intensiv erörtert. Geschäftsführer Dieter Bien: „Selbstverständlich werden wir die Ergebnisse im Einzelnen auf der Internetplattform der Alten- und Pflegezentren auch veröffentlichen,  um gängige gesellschaftliche Bilder vom Leben in den Pflegeheimen kritisch zu hinterfragen und der Frage gerecht zu werden, wie die Lebensqualität für Menschen in den Pflegeheimen noch mehr  gefördert werden kann.“

Für die Pflegedienstleiterin Elke Möser vom Wohn- und Gesundheitszentrum in Sinntal steht bereits heute fest: „Das, was ich bei den Interviews erfahren habe, möchte ich auch künftig in den Alltag integrieren und etablieren. Deshalb arbeiten wir daran, die Ergebnisse in praktisches Handeln bzw. in den Alltag zu übertragen. Ich glaube aber, dass es manchmal nur Kleinigkeiten, Gesten, Handlungen und vor allem einen wertschätzenden Umgang bedarf, um die Lebensqualität unserer Bewohner zu fördern. Ziel sollte es sein, dass die älteren Menschen, die bei uns leben, möglichst viele „gute Tage“ erleben können, woran sie dies auch immer messen mögen.“

Foto: Die interne Projektleiterin Kristina Schneider, die Aufsichtsratsvorsitzende Susanne Simmler, die Projektbegleiterin Dr. Marion Bär und Geschäftsführer Dieter Bien präsentieren die Lebensqualitätsstudie


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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