Wo Grenzen im Unterricht fließend sind

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Die kleine Gruppe, die sich jeden Vormittag in Gründau trifft, täuscht ein wenig über die Dimensionen hinweg.



Rund 15 anerkannte Asylbewerber, die vor der Teilnahme an einem Integrationskurs stehen, besuchen hier einen Unterricht, in dem die Grenzen zwischen Deutschlernen, Einführung in den deutschen Arbeitsmarkt und Grundlagenvermittlung für den Alltag fließend sind. An diesem Vormittag dreht sich alles um Uhrzeiten und Terminvereinbarungen. „Manchmal kann es sein, dass auf der Arbeit der Chef sagt, dass man länger arbeiten muss“, erklärt die Dozentin, schreibt Begriffe an die Tafel und stellt sie mit einfachen Worten in einen Kontext. Überstunden, Kurzarbeit, Arbeitsvertrag: Vokabeltraining und Fortbildung in einem. Die Gruppe ist Bestandteil eines der hessenweit umfangreichsten Programme zur beruflichen Orientierung: „L-A-S“.

An drei Standorten im Main-Kinzig-Kreis werden Kurse im Rahmen von LAS angeboten, in Hanau, Gründau und Schlüchtern. Die Buchstaben stehen als Abkürzung für „Leben – Arbeit – Sprache“, wobei die Inhalte des Unterrichts keineswegs so leicht voneinander zu trennen sind. Organisiert wird LAS vom Kommunalen Center für Arbeit – Jobcenter – und Soziales (KCA) sowie der gemeinnützigen Gesellschaft für Arbeit, Qualifizierung und Ausbildung (AQA).

„Mit LAS legen wir einen besonderen Schwerpunkt auf berufliche Orientierung, und zwar für bis zu 1.000 Menschen in diesem Jahr“, verdeutlicht Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler. Ein Programm dieser Dimension habe es seit Bestehen des Kreises noch nicht gegeben. Aus Gesprächen mit Amtskollegen aus anderen Landkreisen weiß Simmler zu berichten, dass es auch landesweit derzeit als Vorbildprojekt große Beachtung erfährt. Innerhalb des Kurses werden Grundlagen vermittelt in der deutschen Sprache, zur Arbeitswelt und zum Zurechtfinden im deutschen Alltag. „Wir bereiten die Menschen darauf vor, einen Integrationskurs zu besuchen, eine Stelle anzutreten oder eine weitere Förder- und Qualifizierungsmaßnahme zu durchlaufen“, so Simmler.

KCA bei Interkultureller Woche mit dabei

Im Kurs legen die Dozenten in ihren Gruppen ihr Hauptaugenmerk auf praxisnahe Übungen. Zwölf Wochen dauert das LAS-Angebot. In dieser Zeit sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine erst berufliche Orientierung erhalten, verbunden mit einer Steigerung der Sprachkenntnisse. Gleichzeitig sollen sie sich im ganz normalen Alltag im Main-Kinzig-Kreis leichter zurechtfinden.  Dazu teilen sich die derzeit rund 400 Personen in kleine Gruppen auf. In Hanau, Gründau und Schlüchtern unterrichten Dozenten der AQA mehrere Gruppen gleichzeitig, wobei schon nach kurzer Zeit der individuelle Förderbedarf berücksichtigt wird. Je nach persönlicher Voraussetzung erhalten die Frauen und Männer schon frühzeitig berufspraktische Einblicke. In einem flexiblen Rahmen haben sie die Chance, sich in unterschiedlichen Arbeitsbereichen und Tätigkeiten auszuprobieren. Danach wissen sie besser, welche Berufsfelder sie besonders interessieren. Dieses Gesamtpaket bildet gemeinsam mit dem Integrationskurs die Basis für ihre berufliche und gesellschaftliche Integration

Die erste Gruppe, die im Juli ihre Arbeit aufgenommen hat, schließt ihren Unterricht in wenigen Tagen ab. Monatlich folgen neue Teilnehmer, ihre Zahl hängt davon ab, wie viele Personen neu in den Bereich der Grundsicherung (SGB II) aufgenommen worden sind. „Am Beispiel von LAS erkennt man gut die Synergien, wenn zentrale Akteure wie die beiden Kreisgesellschaften bei der beruflichen Integration zusammenarbeiten“, merkt Simmler an. Kooperationen wie diese hätten es in den vergangenen Monaten vielen Menschen erleichtert, im Main-Kinzig-Kreis anzukommen. „Ehrenamtliche, Politik, Wirtschaft, Jobvermittler und Bildungseinrichtungen haben gemeinsam schon Großartiges geleistet“, lobte Simmler.

Auf die Arbeit des Kommunalen Centers für Arbeit macht dieses mit einem eigenen Stand und Mitmachangeboten an der Interkulturellen Woche aufmerksam. Das KCA beteiligt sich an der Abschlussveranstaltung am Sonntag, 2. Oktober, von 14 bis 21 Uhr im Main-Kinzig-Forum. Schirmherrin Susanne Simmler freut sich darauf, dass dieser Tag von Verwaltung, Vereinen, Ehrenamtlichen und Künstlern gemeinsam gestaltet wird. „Dieser Tag steht im Zeichen der Begegnungen. Lockerer Austausch, ein schönes Rahmenprogramm, und noch dazu präsentieren sich einige der Aktiven im Bereich der Integrationsarbeit. Wir wollen damit die Vernetzung zwischen den Institutionen erleichtern“, verdeutlicht Simmler.

Begegnung und Vernetzung steht auch an diesem Vormittag in der LAS-Gruppe im Vordergrund. „Wollen wir uns heute treffen?“ – „Ja, gerne.“ – „Wie wäre es mit 18 Uhr?“ – „Ich muss heute länger arbeiten. Lieber wäre mir 19 Uhr.“ – „Okay, dann bis 19 Uhr.“ Dialoge wie diese wiederholen die Teilnehmer immer und immer wieder. Direkte Antworten auf Fragen brauchen ihre Zeit, aber die Grundlagen sind merklich vorhanden. Die Übung macht’s, und dazu werden die Teilnehmer im Alter von Anfang 20 bis über 40 Jahre dauernd aufgefordert. „Menschen mit Fluchthintergrund benötigen unsere Unterstützung und Förderung. Wir fordern sie aber auch, denn ohne ihr Engagement kann die Integration, sowohl ins Berufsleben als auch in den Alltag, nicht gelingen“, sagt Erste Kreisbeigeordnete Simmler. „Letztlich geht es nur gemeinsam, und das wissen alle LAS-Teilnehmer.“

Foto: Alltagskommunikation, Grundwissen zum Arbeitsmarkt, berufliche Orientierung: Das Programm von KCA und AQA bringt viele Elemente im Unterricht zusammen.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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