Ute Lemper kommt nach Schlüchtern

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Dafür, dass Ute Lemper zuerst ihre beiden jüngsten Söhne zur Schule gebracht und sich ein Frühlingskonzert des Schulchors angehört hat, dann zurückgefahren und ihrer Beschreibung nach „zur Wohnungstür reingestürmt“ ist, sitzt sie jetzt um zehn Uhr morgens, Ortszeit New York, sehr entspannt am Telefon. „Ich hatte sogar noch Zeit für einen Kaffee“, freut sich die weltberühmte Sängerin und Schauspielerin, die am 30. Juni auf Einladung des Kuki-Vereins mit ihrem Programm „Last Tango in Berlin“ auf dem Klosterhof in Schlüchtern auftreten wird.



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Er hat stürmisch begonnen  – und wie geht der heutige Ute-Lemper-Tag weiter?
Ute Lemper: "Ich sitze hier in Jeans und T-Shirt und habe meinen Arbeitstag noch nicht angefangen. Ich spreche noch mit verschiedenen Journalisten, dann werde ich ins Studio gehen und zwei Lieder für den Life Ball in Wien aufnehmen – eine große Open-Air Veranstaltung zugunsten der AIDS-Hilfe. Dort singe ich ,Sag‘ mit wo die Blumen sind` und das ,Lila Lied‘, eine der ersten Hymnen der Homosexuellen aus den 1920er Jahren. Heute Abend gehe ich mit meinem ältesten Sohn zu einer Weinprobe. Er hat heute Geburtstag und ist 23 geworden, das werden wir feiern."

Welcher Wein wird probiert?
Ute Lemper: "Das weiß ich gar nicht genau. Hoffentlich sind französische Rotweine dabei. Und bei den Weißen liebe ich Sauvignon Blanc aus Neuseeland. Diese kleinen Geschenke muss man sich im Leben machen."

Sie sind eine leidenschaftliche Künstlerin, wurden in London, Paris und am Broadway gefeiert. Sie gelten als Weltstar. Wie fühlt sich das an?
Ute Lemper: "Erstmal fühlt sich das gar nicht an. Ich weiß wer ich bin und was ich mache – das zählt. Es stimmt, ich habe eine internationale Karriere gemacht. Ich komme gerade von einer Konzertreise aus Vancouver zurück, nächste Woche bin ich auf Zypern, dann folgen eine Tour durch Italien und ein Auftritt in London. Ich reise viel, habe überall ein tolles Publikum – und das seit fast 35 Jahren. Ich halte das für ein großes Privileg und schätze es ungemein. Weltstar ist so ein Wort. Ich bezeichne mich lieber als Weltenbummlerin. Meine Kunst hat sich durch Jahrzehnte hindurch etabliert, es ist ein spezielles Repertoire für speziell interessierte Menschen. In den europäischen Staaten war meine Karriere durchaus auch eine Achterbahn. Aber insgesamt ist etwas Großes gewachsen, das auch viel Verantwortung mit sich bringt. Ich möchte den Menschen etwas Neues anbieten, das sie bereichert."

Ihr Mann, Todd Turkisher, ist ebenfalls Musiker. Arbeiten Sie gemeinsam? Beraten Sie sich gegenseitig?
Ute Lemper: "Wir sind seit 17 Jahren zusammen und haben in den ersten zehn Jahren sehr eng zusammengearbeitet. In den vergangenen sieben Jahren hat sich das geändert – unser jüngster Sohn kam zur Welt und er geht jetzt zur Schule – also haben wir uns entschlossen, dass Todd in New York bleibt, während ich reise. Das heißt natürlich nicht, dass er den ganzen Tag mit Schürze im Haus herumläuft und den Haushalt schmeißt. Er ist Musiker mit Leib und Seele und hat sein Studio hier in New York. Wir haben beruflich jetzt stärker getrennte Felder, sind aber immer im Austausch über Musik und machen auch gemeinsame Aufnahmen. Das ist unser Leben."

2011 ist Ihr jüngster Sohn Jonas zur Welt gekommen, da waren Sie 48. Wie erleben Sie das Mutter-Sein in diesem Lebensabschnitt?
Ute Lemper: "Lustig, dass man sich in Deutschland so stark dafür interessiert. Hier in New York ist das gar kein Thema jenseits der 40 Mutter zu werden. Es ist völlig gewöhnlich, und alle freuen sich, wenn ein Kind zur Welt kommt. Die Beziehung zu meinem Jüngsten ist genauso innig wie zu allen meinen Kindern und von Liebe, Freude und Enthusiasmus geprägt. Jonas liebt es, in so eine große Familie hineingeboren worden zu sein. Physisch bin ich müder als bei den älteren Kindern, das merke ich besonders beim Herumbalgen und Fußball spielen. Aber da müssen dann eben mein Mann und die älteren Geschwister einspringen. Ich bin dann fürs Vorlesen und Basteln zuständig. Ich genieße dieses Wunder, so einen kleinen Sohn zu haben."

Sie sind in Münster geboren, haben in Köln Tanz und am renommierten Max-Reinhardt-Seminar in Wien Schauspiel studiert. 1983 folgte das umjubelte Debüt im Musical „Cats“ in Wien. Wie war Ute Lemper als Kind und Jugendliche? Zeichnete sich das schon ab?
Ute Lemper: "O ja! Ich habe schon mit sechs angefangen, Ballett zu tanzen. Und auch das Singen hat mir immer Spaß gemacht – in der Schul-Big-Band und auch in der eigenen Rock-Band. Außerdem war ich am Stadttheater in Münster nicht von der Bühne zu kriegen – von Strindberg bis hin zu Kinderstücken habe ich alles gespielt. Nach dem Abi hab‘ ich ein paar Aufnahmeprüfungen gemacht und gleich bestanden. Nach meinem Debüt bei ,Cats‘ folgte der Peter Pan im Theater des Westens in Berlin und von dort aus das Engagement am Württembergischen Staatstheater in Stuttgart. In dieser Zeit ist auch mein erster Kurt-Weill-Abend entstanden. Ich liebte die Sprache und Melodie dieser Lieder. So haben mich 1987 die Londoner Tonkünstler von Decca entdeckt, und ich habe mit ihnen einen Zyklus von Platten aufgenommen – Kurt-Weill-Lieder und Berliner Cabaret-Songs. Das war entscheidend für meine Karriere, diese Wiederbelebung der deutschen Vorkriegsmusik. In den 1980er Jahren war die deutsche Sprache durch die Geschehnisse in der Nazi-Zeit noch sehr verrufen. Indem wir der von den Nazis verfemten Musik wieder zu Glanz verhalfen, haben wir auch unsere wunderbare deutsche Sprache entstigmatisiert.

Das Programm, mit dem Sie nach Schlüchtern kommen, heißt „Last Tango in Berlin“. Was wird das Publikum erleben?
Ute Lemper: "Wir schenken dem Publikum die Perlen des Chansons. Lieder von Edith Piaf und Jacques Brel sind Stationen einer musikalischen Zeitreise, die bei Kurt Weill und Bert Brecht beginnt, in die Musiktheater Frankreichs führt und schließlich in die wunderbaren Tango-Welten von Astor Piazzolla mündet. Das Publikum wird sicher auch an den Improvisationen seinen Spaß haben, denn ich habe das Glück, mit hervorragenden Musikern zusammen aufzutreten, und wir haben einfach Freude daran, herumzuspielen und Neues auszuprobieren. So gleicht kein Abend dem anderen."

Ute Lemper gastiert mit „Last Tango in Berlin“ am Freitag, 30. Juni, auf dem Klosterhof des Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums in Schlüchtern. Bei schlechtem Wetter wird die Veranstaltung in die Stadthalle verlegt. Tickets und Übersicht über die Vorverkaufsstellen im Internet unter www.kukikino.de.  Das Kuki-Servicetelefon ist unter 06661-608 410 täglich von 10:00 - 12:00 Uhr erreichbar.


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