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Arbeiten, wo andere auch arbeiten. Berufliche Chancen bekommen und nutzen. Klingt einfach, wird aber oft für Menschen schwierig, die eine Beeinträchtigung haben.



Saliya Kahawatte kann darüber eine höchst spannende Geschichte erzählen: Trotz seiner hochgradigen Sehbehinderung machte er Karriere im Hotel- und Gastronomiegewerbe. Er spricht die Keynote beim Fachtag „Chancen für Inklusion“ am Mittwoch, 20. September, im Congress Park Hanau.

Was Kahawatte zu berichten hat, ist so interessant, dass es im Januar dieses Jahres sogar auf der Leinwand landete. Regisseur Marc Rothemund verfilmte die ungewöhnliche Lebensgeschichte des 1969 in Freiberg geborenen Deutsch-Singhalesen mit Kostja Ullmann in der Hauptrolle. Unter dem Titel „Mein Blind Date mit dem Leben“ kam der Film in die Kinos. Er entstand nach der Vorlage des gleichnamigen Buches, das Kahawatte 2009 im Eichborn-Verlag veröffentlicht hatte. Er schildert darin, wie er im Alter von 15 Jahren durch eine progressive Netzhautablösung einen Großteil seines Sehvermögens verlor. 15 Jahren verschwieg der junge Mann sein Handicap, um nicht den vorgezeichneten Weg mit einer Behinderung gehen zu müssen. Und so machte er Abitur und anschließend eine glänzende Karriere im Hotel- und Gastgewerbe. Kahawatte lernte alltägliche Abläufe auswendig und bewegte sich für Außenstehende scheinbar uneingeschränkt durchs Leben. Da er jedoch darunter litt, sich verstellen zu müssen, veröffentlichte er 2009 sein Buch.

Was Inklusionsbetriebe dazu beitragen können, Menschen mit Handicaps zu qualifizieren und sie in den allgemeinen Arbeitsmarkt einzubinden – darum geht es bei dem Fachtag „Chancen für Inklusion“, den die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Integration am Mittwoch, 20. September 2017, gemeinsam mit dem Integrationsamt des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV) im Congress Park Hanau veranstaltet. Neben Saliya Kahawatte werden weitere Referenten erwartet. Peter Gudat ist Fachexperte für berufliche Rehabilitation in der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit. Er wird über Die Rolle der Inklusionsbetriebe bei der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes sprechen.

Weitere Impulse für den Fachtag werden von Thomas Niermann, Leiter des Integrationsamts beim LWV Hessen und Dr. Gunther Quidde, Hauptgeschäftsführer der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern, kommen. Überdies werden Maren Müller-Erichsen, die Beauftragte der hessischen Landesregierung für Menschen mit Behinderungen, Dr. Andreas Jürgens, Erster Beigeordneter des LWV Hessen, sowie der Hanauer Stadtrat Thomas Morlock Grußworte sprechen. Martin Berg, Vorsitzender der LAG Integration und Vorstandsvorsitzender des BWMK (Behinderten-Werk Main-Kinzig e.V.) wird den Fachtag um 10 Uhr eröffnen. Zudem wird es nach Bekunden der Veranstalter genügend Raum geben, über das Gehörte zu diskutieren. Zahlreiche Vertreter der insgesamt rund 45 hessischen Inklusionsbetriebe, von Verbänden, Fachdiensten und anderen Unternehmen werden ebenfalls vor Ort sein und das Leistungsspektrum ihrer Unternehmen vorstellen, das von Gastronomie und Hotellerie über digitales Dokumentenmanagement, Wäscherei, Einzelhandel und Gartenpflege bis hin zu Reisedienstleistungen reicht.

Was sind Inklusionsbetriebe?
Inklusionsbetriebe dienen der „Beschäftigung schwerbehinderter Menschen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, deren Teilhabe an einer sonstigen Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt auf Grund von Art oder Schwere der Behinderung oder wegen sonstiger Umstände voraussichtlich trotz Ausschöpfens aller Fördermöglichkeiten und des Einsatzes von Integrationsfachdiensten auf besondere Schwierigkeiten stößt“ (§ 132 Abs. 1 SGB IX). Inklusionsbetriebe sollen mindestens 30 und nicht mehr als 50 Prozent Menschen mit Schwerbehinderung beschäftigen. Neben der Beschäftigung bieten sie arbeitsbegleitende Betreuung und bei Bedarf berufliche Weiterbildung sowie Vermittlung in eine sonstige Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt an. Hierzu erhalten sie finanzielle Förderung aus den Mitteln der Ausgleichsabgabe.


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