Binnen zehn Jahren 183 Apotheken in Hessen verschwunden

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Die Zahl der öffentlichen Apotheken in Hessen ist in den vergangenen zehn Jahren um zwölf Prozent gesunken. Lag ihre Zahl am 1. Januar 2014 noch bei 1.514, sind es aktuell (Stichtag 1. Januar 2024) nur noch 1.331 - also 183 weniger. „Ein Ende dieser dramatischen Entwicklung ist nicht in Sicht. Deshalb wird die hessische Apothekerschaft auch im neuen Jahr für die längst überfällige Stabilisierung ihrer politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen streiten“, kündigt Holger Seyfarth, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbandes (HAV) an.



Nach Bekanntwerden der Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kurz vor Weihnachten 2023 hatte Seyfarth bereits betont: „Diese als Reform getarnten patientenfeindlichen Vorschläge aus dem Bundesgesundheitsministerium bringen für die wohnortnahe Arzneimittelversorgung der Menschen noch mehr Probleme statt Lösungen und sind mit uns nicht zu machen. Im Sinne der Patientinnen und Patienten wird sich die Apothekerschaft dagegen geschlossen zur Wehr setzen“.

Dass binnen zehn Jahren 183 öffentliche Apotheken von der hessischen Landkarte verschwunden sind, hat laut HAV negative Auswirkungen sowohl auf die Versorgung der Bevölkerung als auch auf die Volkswirtschaft. Den eingeschränkten Zugang zu Medikamenten spürten die Menschen in ländlichen oder dünn besiedelten Gebieten bereits heute deutlich, da geschlossene Apotheken für sie längere Anfahrtswege zum nächsten Apotheker ihres Vertrauens bedeuteten. „Schon heute zählen wir Kommunen in Hessen ohne eigene Apotheke. Das ist für die dort lebenden Menschen eine echte Katastrophe“, weiß Holger Seyfarth aus zahlreichen Gesprächen. Hinzu komme eine spürbare Verzögerung in der Arzneimittelversorgung: Insbesondere Menschen, die rasch Medikamente wie Schmerzmittel oder Antibiotika benötigten, gerieten ins Hintertreffen. Besonders riskant sei das bei medizinischen Notfällen: „In dringenden Fällen ist der Zugang zu Medikamenten essenziell. Bei immer weniger Apotheken wird dieser schnelle Zugang immer mehr erschwert“, betont der HAV-Vorsitzende.

Auf der Strecke bleibe schließlich auch die vertraute und umfassende pharmazeutische Beratung in der Apotheke um die Ecke, nennt Holger Seyfarth eine weitere Konsequenz für die Patientinnen und Patienten. Denn die drastisch sinkende Zahl öffentlicher Apotheken führe auch zu einer spürbaren Verringerung der persönlichen Beratung und Betreuung durch Apotheker. Hier versuchten die noch verbliebenen Apotheken gegenzuhalten, doch auch sie hätten ihre Grenzen längst erreicht, weiß der HAV-Vorsitzende: „Die verbleibenden Apotheken müssen eine höhere Anzahl Patientinnen und Patienten versorgen, was zu längeren Wartezeiten und in Stoßzeiten leider zwangsläufig auch zu weniger Service führt.“

Abschließend weist Holger Seyfarth auf die volkswirtschaftlichen Auswirkungen des drastischen Apothekensterbens hin. So bedeuteten Apothekenschließungen immer den Verlust von Arbeitsplätzen zu Lasten der lokalen Wirtschaft. Der HAV-Vorsitzende betont: „Apotheken zahlen im Verhältnis hohe Gewerbesteuern und tragen zur lokalen Wirtschaft bei. Ihr Wegfall führt zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung in den betroffenen Städten und Gemeinden.“


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