Kreissparkasse Gelnhausen schließt Filialen

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Deutliche Einschnitte im Geschäftsstellennetz der Kreissparkasse Gelnhausen: Zwei Standorte werden komplett geschlossen, sechs auf Selbstbedienungsfilialen umgestellt, dafür sollen außerhalb des Hauptsitzes in Gelnhausen vier neue Beratungscenter aufgebaut werden. „Übergangsphase in eine neue Zukunft“, betitelte der Vorstandsvorsitzende Horst Wanik die am Freitag auf der Bilanz-Pressekonferenz vorgestellte Neustrukturierung, die bis Mitte nächsten Jahres abgeschlossen sein soll. Der im Jahr 2015 erzielte Jahresüberschuss von 1,5 Millionen Euro ist für den stellvertretenden Verwaltungsratsvorsitzenden Rainer Krätschmer (SPD) „völlig unbefriedigend“, verantwortlich dafür werden vor allem die Niedrigzinsphase und zunehmender Verwaltungsaufwand durch aufgebürdete Regularien gemacht.



Böse Blicke gibt’s daher in Richtung Europäischer Zentralbank in Frankfurt: „Die EZB setzt ihren Husarenritt fort. Doch die Medizin wird nicht wirken, auch wenn man die Dosis ständig erhöht“, kommentiert Wanik die aktuelle Entwicklung hin zu Negativzinsen. Die Kreissparkasse Gelnhausen wird sich in dieser Phase nun neu aufstellen: Neben einer Überarbeitung des bisherigen Geschäftsstellenangebotes soll auch der Online-Vertrieb mehr in den Mittelpunkt rücken.

Komplett geschlossen werden die bisherigen Filialen in Schlierbach (zum 30. Juni) und in Niedergründau (Mitte 2017). In Wittgenborn, Altenmittlau, Haitz, Bieber, Lohrhaupten und Rothenbergen werden zukünftig nur noch Automaten in den Geschäftsstellen stehen. „Der Kunde hat mit den Füßen entschieden“, war dort laut Wanik die Auslastung für eine Aufrechterhaltung des bisherigen Angebotes nicht mehr möglich. Die bislang dort tätigen Mitarbeiter sollen dann ihre Kunden von vier Beratungscentern betreuen, die zum einen in Bad Orb, Somborn und Wächtersbach entstehen. Auch in Gründau soll so ein Standort mit mehr Kompetenzen ausgestattet werden, zudem ist im Kinzigtalzentrum in Lieblos ein neue SB-Filiale geplant.

„Unser dichtes Filialnetz stammt aus einer Zeit, in der unsere Kunden auch für Basisdienstleistungen die Filiale aufgesucht haben“, würden allerdings heute laut Wanik viele nicht mehr mal mehr an die Automaten kommen, um ihre Kontoauszüge abzuholen. Das Online-Banking hat auch bei der Kreissparkasse Gelnhausen deutlich zugenommen, die elektronischen Postfächer haben sich in den vergangenen zwei Jahren auf zirka 13.800 nahezu verdreifacht. Mit der Aufwertung von vier Filialen zu Beratungscentern „die Kompetenz zu den Kunden in die Fläche bringen“, so Vorstandsmitglied Ole Schön. An der derzeitigen Mitarbeiterzahl von über 300 werde sich daher nichts ändern.

Die Kundeneinlagen legten zwar um 24,8 Millionen Euro auf 939,8 Millionen Euro zu, angesichts momentan null Zinsen für Spareinlagen verschiebt sich das klassische Bankengeschäft aber immer mehr in Richtung Immobilienfinanzierung und Wertpapieranlagen. Die Baufinanzierungen sind dabei der Motor im Kreditgeschäft, das um 12,1 Millionen Euro auf 720,7 Millionen Euro anwuchs. Den größten Sprung machten dabei die Ausleihungen an Privatkunden, die 425,3 Millionen Euro bedeuten eine Steigerung von 6,2 Prozent. Die Kredite an Unternehmen und Firmenkunden gingen um 8,3 auf 249,6 Millionen Euro zurück. Die neuen Darlehenszusagen beliefen sich insgesamt auf 129,5 Millionen Euro, im Wohnungsbau wurde gar ein Zuwachs um 50 Prozent auf 82 Millionen Euro verzeichnet.

Viele Bewegung gab’s auch im Wertpapiergeschäft: Die Kundenumsätze blieben mit 96 Millionen Euro zwar konstant, das Fondsgeschäft stieg jedoch rasant um 85 Prozent auf 26 Millionen Euro an. Ein klares Zeichen, dass sich auch die Kunden der Kreissparkasse Gelnhausen neu orientieren. „Mit klassischen Spareinlagen oder Termingeldern lassen sich keine Erträge über der Inflationsrate erzielen. Privatanleger können sich damit abfinden oder aber nach Alternativen suchen“, empfiehlt Wanik einen „Anlagenmix“.

Immer mehr in den Blickpunkt rückt allerdings der Online-Vertrieb, „Internet-Filiale 6.0“ heißt es nun auch in Gelnhausen. „Wir müssen unsere Online-Angebote erweitern und den medialen Vertrieb sauber mit unserem stationären Netz verzahnen“, soll zwar bei Baufinanzierungen oder im Wertpapiergeschäft noch der persönliche Kontakt gewährleistet sein, „beim Abschluss von einfachen Produkten seien dagegen Standardisierung und Automatisierung möglich und vom Kunden erwünscht“. Schon jetzt würden 97 Prozent der Geschäfte im Zahlungsverkehr der Kreissparkasse Gelnhausen online, über Selbstbedienungsgeräte oder automatische Buchungen abgewickelt. Geplant ist auch ein neues Servicecenter, in dem sich Kunden telefonisch beraten lassen können.

Die Bilanzsumme der Kreissparkasse ist um 0,36 Prozent auf 1,13 Milliarden Euro gestiegen, der Bestand im Kundengeschäft lag zum Jahresende bei 1,9 Milliarden Euro. Fortgesetzt werden soll in jedem Fall das Engagement im sozialen Bereich: Seit 2015 wurden fast 700 Bürgerkonten für Flüchtlinge eröffnet, gespendet wurden insgesamt 157.000 Euro plus 68.000 Euro aus der Stiftung der Kreissparkasse.

Foto von links: Vorstandsmitglied Ole Schöne, stellv. Verwaltungsratsvorsitzender Rainer Krätschmer, Vorstandsvorsitzender Horst Wanik und Vorstandsmitglied Paul Reinert.


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