Kommerz und Konsum verdrängen weihnachtlichen Kult

Vogler
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Weihnachtstraditionen sind in den nördlichen, kälteren und dunklen Regionen ausgeprägter als in den südlichen und wärmeren.



Im gesamten mitteleuropäischen Raum haben in der jüngsten Vergangenheit Kommerz und Konsum den althergebrachten weihnachtlichen Kult zurückgedrängt. Und damit nicht genug: Der Handel hat Weihnachten für seine eigene Zwecke eingespannt und nutzbar gemacht. Diese Phänomene sind allerdings gar nicht so neu und schon gar nicht Kennzeichen der Moderne, wie es auf den ersten Blick erscheint.

Christkindelmärkte, wie die in Nürnberg, Dresden und Leipzig, standen bereits im 18. Jahrhundert in der Kritik. Aus dem Jahre 1785 besitzen wir eine beißend-moralisierende Schilderung des Treibens auf dem Leipziger Christmarkt: „Hier steht eine Bude voll mit Zinn, da eine voll Silber, hier wieder eine voll Galanteriewaren. Da steht ein altes Weib, die hat einen Tisch vor sich, welcher mit Missgeburten von Puppen besetzt ist, an denen jeder ein Zettel hängt mit Witzen, die sich jeder Widergabe entziehen.“

Und an anderer Stelle heißt es weiter: “Der Markt ist an diesen Tagen so voll Menschen, dass man kaum durch die Gänge kommen kann. Die Studenten machen dabei den größten Lärm. Es hängen sich acht bis zwölf aneinander, und wenn sie ein paar Frauenzimmern begegnen, so schließen sie einen Kreis um sie, dass selbige nicht wieder heraus können. Dabei treiben Sie allerhand pöbelhafte Possen und lachen hinterher, als wenn sie etwas Schönes getan hätten. … Es ist unglaublich, was die Leute zu der Zeit für Geld verschwenden.“

Diese mehr als 200 Jahre alte Schilderung aus vorweihnachtlicher Zeit könnte durchaus auch als Beschreibung des Treibens auf unseren heutigen Märkten rund um die einschlägigen Bratwurst- und Glühweinbuden dienen...

Zum Autor

Im Jahre 1971 startete Hans-Jörg Vogler (66) als nebenberuflicher Vereinsberichterstatter sein journalistische Karriere und nach Stationen als Redaktionsleiter und Mitarbeiter mehrsprachiger, internationaler Kundenmagazine sowie als Autor von vier Büchern arbeitet der gelernte Redakteur bis heute in Biebergemünd als "Freier Autor" für namhafte Fachpublikationen. Seine enge Verbundenheit zu den lokalen Medien hat er dabei nie verloren: Als Redakteur betreut er gegenwärtig das Mitarbeitermagazin "WIR" der Bien-Zenker GmbH und leistet für mehrere Unternehmen in ganz Deutschland "Formulierungshilfe" für deren Öffentlichkeitsarbeit. Von 1977 bis 2011 gehörte Vogler - mit einer kurzen Unterbrechung - als CDU-Abgeordneter dem Main-Kinzig- Kreistag an. Der aktiven Politik hat er seit langem den Rücken gekehrt.


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