Nahezu keine Stickstoff-Überschüsse

Wetterau
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Im nächsten Jahr begeht die Wasserschutz-Kooperation Niddatal-Kaichen ihr zwanzigjähriges Bestehen.



Erster Kreisbeigeordneter Jan Weckler informierte sich zusammen mit Dr. Hendrik Kamps vom Fachdienst Landwirtschaft über die laufenden Arbeiten und Ergebnisse bei Michael Hahn, Landwirt in Kaichen, Ortslandwirt Klaus Merz und Frank Lotz, Wasserschutzberater beim Maschinenring Wetterau.

1998 schlossen 18 Landwirte im Wasserschutzgebiet (WSG) Kaichen des Wassersversorgungsverbandes Kaichen-Heldenbergen-Burg-Gräfenrode mit dem Wasserversorger einen Kooperationsvertrag. Ziel war es, die regionale Trinkwasserressource zu sichern und die landwirtschaftliche Nutzung im Wasserschutzgebiet zu erhalten. Die Kooperation war eine der ersten in Hessen, wurde von Beginn an betreut durch das Sachgebiet Grundwasserschutz des Maschinenrings Wetterau und leistet hervorragende Arbeit. Sie steht am Anfang einer gängigen Praxis des landwirtschaftlichen Wasserschutzes im Wetteraukreis, der sich aktuell aus 27 Wasserschutz-Kooperationen zusammensetzt. Seit 2013 wurde sie durch den Beginn der Beratung nach der EU-Wasserrahmenrichtlinien in 71 Kreisgemarkungen nochmals erheblich ausgedehnt. In allen Fällen übernehmen der Maschinenring Wetterau oder das Ingenieurbüro Schnittstelle Boden die landwirtschaftliche Wasserschutzberatung. Zurzeit werden rund 80 Prozent der Wetterauer Landwirte durch die Grundwasserschutzberatung erreicht und bringen sich aktiv in die Arbeit ein.

Die Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen erfolgt immer durch die Wechselwirkung mit den Naturfaktoren Boden, Wasser und Luft. Trockene und nasse Witterungsphasen, schwankende Temperaturen, aber auch besondere Standortverhältnisse können dazu führen, dass die Kulturpflanze den Stickstoff nicht gleichmäßig aufnimmt und zu viel Stickstoff im Boden ist. Mit der Folge, dass durch eine nicht optimierte Düngung sich der wasserlösliche Stickstoff in den Boden verlagert. „Deshalb gilt in der landwirtschaftlichen Wasserschutzberatung hin zu einer optimierten Stickstoffdüngung ein besonderes Augenmerk“, so der Wetterauer Landwirtschaftsdezernent.

Regelmäßige Untersuchungen

Jedes Jahr werden im WSG bereits im Januar durch den Maschinenring 40 Ackerschläge auf ihren Gehalt an pflanzenverfügbarem Stickstoff untersucht. Auf Basis dieser Information sowie unter Berücksichtigung weiterer möglicher Stickstoffquellen berechnen die Berater für jede angebaute Kultur und jeden Ackerschlag, das heißt jedes Flurstück, eine individuell zu düngende Stickstoffmenge; die Frühjahres-Düngeempfehlung für die 18 Landwirte. „Ziel ist es genau so viel zu düngen, wie die Pflanzen bis zur Ernte auch wieder entziehen“, so Weckler. Nach dieser ersten schriftlichen Stickstoff-Düngeempfehlung, folgen im Verlauf der Vegetation weitere Untersuchungen an den Pflanzen im Feld, um die folgenden Düngungen immer wieder genau dem Pflanzenbedarf anzupassen. Ziel ist es letztlich, die Erträge und somit das Einkommen der Landwirte zu sichern, aber auch die Belange des Wasserschutzes im Verlauf des Pflanzenwachstums immer optimal zu vertreten.

Auf die aktive Mitarbeit der Landwirte und den besonderen Dokumentationsaufwand für die Wasserschutzkooperation wiesen die beiden Kaichener Landwirte Michel Hahn und Klaus Merz, der auch Ortslandwirt ist, hin. Sie stellten klar, dass die Landwirte auch aus eigenem wirtschaftlichem Interesse Stickstoffverluste vermeiden wollten. Jährlich dokumentieren alle Landwirte im WSG jede Düngung, Bodenbearbeitung, Anbau- und Pflanzenschutzmaßnahme und die Ernte für jedes Flurstück. Daten, die die Berater als Grundlage für ihre Empfehlungen brauchen.

Nahezu keine Stickstoff-Überschüsse

Dass alle Kooperationspartner über einen Zeitraum von fast 20 Jahren zielorientiert und effizient zusammenarbeiten schlägt sich auch in den Ergebnissen nieder. So weisen die einzelnen Ackerschläge seit mehreren Jahren nahezu keine Stickstoff-Überschüsse mehr auf. Auch werden alle Ackerflächen nach der Ernte, sofern nicht gleich wieder Getreide oder Raps angebaut wird, mit einer speziellen „Zwischenfrucht“ bestellt. Sie bindet mineralischen Stickstoff nach der Ernte in Pflanzenmasse und verhindert so, dass dieser während des Winters in das Grundwasser gelangt.

Die Bemühungen aller Beteiligten haben letztlich dazu geführt, dass der landwirtschaftliche Grundwasserschutz im WSG Kaichen einen wichtigen Beitrag zur Trinkwasserversorgung im Versorgungsgebiet des Wasserversorgungsverbades leisten konnte, da immerhin 40 Prozent der Gesamtmenge aus dem Kaichener WSG stammen. Letztlich konnte der seit den 1990er Jahren zu beobachtende Nitratanstieg kurz nach Beginn der Kooperation abgemildert und auf einem kontinuierlichen Niveau um 35 Milligramm Nitrat pro Liter gehalten werden. „Seit 2011 bis heute ist der Trend sogar rückläufig, was alle Beteiligten besonders motiviert“, freute sich Berater Frank Lotz, warnte aber davor, in den Bemühungen nachzulassen. Der rückläufige Trend muss sich zukünftig zunächst weiter bestätigen. Auch stammt ein Teil des geförderten Trinkwassers aus einer flachen, nur zwölf Meter tiefen Quelle, so dass sich Bewirtschaftungsfehler schnell bemerkbar machen.

Landwirtschaftsdezernent Weckler zeigte sich beeindruckt von dem Besuch. „Ich freue mich, dass sich die Beratungs- und Dokumentationsarbeit des landwirtschaftlichen Grundwasserschutzes im Wetteraukreis in den vergangenen Jahrzehnten so weit entwickelt hat und schon rund 80 Prozent aller Landwirte erreicht. Das ist ein wichtiger Beitrag, um regional weiter hochwertige Lebensmittel zu produzieren und gleichzeitig wichtige Ressourcen zu schützen.“

Foto (von links): Landwirt Michael Hahn, Ortslandwirt Klaus Merz, Fachberater Frank Lotz und Ersten Kreisbeigeordneten Jan Weckler.


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