Mehr Licht für Schwalheimer Lindenallee

Wetterau
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„Mehr Licht!“, waren die letzten Worte des deutschen Dichterfürsten Johann Wolfgang Goethe.



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Mehr Licht könnte auch das Motto sein, das der alten Lindenallee in Schwalheim noch ein langes Leben bescheren kann. Die Allee entlang der Kreisstraße 174 zwischen Bad Nauheim-Schwalheim und Friedberg zählt sicherlich zu den schönsten Alleen in der Wetterau. Gepflanzt wurde sie einst, um in heißen Sommern schattenspendende Kühle für Pferdefuhrwerke, aber auch für Gäste der Kurstadt zu schaffen, die hier lustwandelten.

„Für die heutigen Bedingungen ist die Straße eigentlich zu eng, die Bäume viel zu dicht an der Straße gepflanzt“, erläutert Peter Hünner, der in der Kreisverwaltung Wetterau für Radwege, aber auch für Straßenbau zuständig ist. Ein weiteres Problem, was die Perspektive der Lindenallee verschlechtert hat, war der viel zu dichte Bewuchs. Die Linden haben nur noch in den Kronen ausreichend Licht bekommen, was insgesamt schlecht für die Versorgung der Bäume ist. Die leben nämlich in einer Symbiose mit vielen Pilzen im Erdboden, die sie mit Hilfe der in den Blättern ablaufenden Fotosynthese mit Zucker versorgen, während die Pilze den Bäumen die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen wie Stickstoff, Phosphat und Kalium erleichtern.

„Um die Lichtversorgung der Lindenallee zu erleichtern, haben wir im vergangenen Herbst fast 200 Bäume gefällt, die sich hier auf natürliche Art angesiedelt haben, mittlerweile allerdings schon zu beträchtlicher Größe und zum Lichtkonkurrenten für die Linden herangewachsen waren“, so Hünner weiter. Der Erfolg lässt sich jetzt schon sehen. Direkt aus dem Stamm treiben die Linden neue Zweige. Das hilft bei der Revitalisierung der Bäume und erhöht letzten Endes ihre Standfestigkeit.

Verkehrssicherungspflicht und Erhalt der Allee

Für die Kreisstraßen ist der Wetteraukreis für die Einhaltung der Verkehrssicherungspflicht zuständig. Das bedeutet, dass der Kreis dafür Sorge zu tragen hat, dass durch seine Bäume keine Gefahren ausgehen, etwa durch herabhängende oder herunterfallende Äste oder umgestürzte Bäume. Deshalb müssen die Bäume regelmäßig auf ihren Zustand untersucht werden. „Wir haben diese Aufgabe an Hessen Mobil weitergegeben. Für die historische Lindenallee Schwalheim haben wir ein externes Büro beauftragt, ein Baumkataster zu fertigen“, berichtet Peter Hünner weiter.

Benedikt Merget ist studierter Arborist, ein Baumspezialist mit wissenschaftlich fundierter Ausbildung. Viele Bäume kann er schon vom äußeren Anschein her begutachten, und erstellt dazu ein Baumkataster, anhand dessen die Entwicklung der Bäume festgehalten wird. „Bei 14 der 185 Alleebäume sind genauere Untersuchungen notwendig“, sagt Merget. Dazu unternimmt er Baumwiderstandsmessungen mit einem Spezialgerät. Dabei wird ein drei Millimeter dickes und bis zu 50 Zentimeter tiefes Loch in den Stamm gebohrt und der Widerstand in den verschiedenen Stadien gemessen. Je größer der Widerstand, desto gesünder das Holz. Bei mehreren Bäumen wurde der Brandkrusten-Pilz festgestellt. Der Pilz verursacht Moderfäule in Wurzeln und bodennahen Stammregionen und führt zu schwarzen Verfärbungen, was manchmal so aussieht, als habe der Baum gebrannt. Durch den Pilz wird die Standfestigkeit stark gemindert. Bäume, die von außen noch völlig gesund aussehen, können dann ohne Vorwarnung umstürzen.

Später steigt Merget mit Hilfe eines Hubwagens in den Kronenbereich der Alleebäume auf. „Problematisch können tiefe Baumhöhlen sein, die deshalb besonders genau untersucht werden“, sagt er. Ein Loch von 40 Zentimetern kann durchaus noch akzeptabel sein. Der Klopftest zeigt  dann, wie stabil der Baum noch ist.

Beim Baum Nummer 17 sieht es nicht so gut aus. Da ist der Hohlkörper in acht Metern Höhe 52 Zentimeter tief bei einem Baumdurchmesser von 55 Zentimetern. Das heißt, es verbleiben nur noch drei Zentimeter massive Holzmasse. Das reicht nicht aus, um den Baum auf Dauer zu erhalten.

Noch schlechter sieht es für den Baum mit der Nummer 185 am Anfang der Lindenallee in Richtung Schwalheim aus, auch er ist vom Brandkrusten-Pilz befallen. Er ist schon vom äußeren Anschein her geschädigt. Sogenannte Demarkationslinien, schwarze Striche im modernden Holz zeigen, wo der Baum versucht hat, sich gegen den Pilz abzuschotten. Dennoch ist das Fazit von Baumspezialist Merget positiv. Nur wenige Bäume müssen aus Gründen der Sicherheit gefällt werden. Aber Streusalz, mechanische Beschädigungen und die Verdichtung des Bodens tun ihnen nicht gut. Linden zählen zu den Bäumen, die sehr alt werden können. Bei guter Pflege aber kann die Allee noch fünfzig Jahre weiter so bestehen.

Foto: Die Kreisstraße 174 zählt zu den schönsten Alleen in der Wetterau.

Foto: Bei Linde Nummer 41 zeigt sich deutlich, wie günstig sich die Fällung von fast 200 Begleitbäumen auswirkt. Aus dem Baum heraus sprießen neue Äste und sorgen für eine Revitalisierung der Linde.

Foto: Benedikt Merget führt eine Bohrwiderstandsmessung aus.

Foto: Bäume, die vom Brandkrusten-Pilz befallen sind, sehen aus, als hätten sie gebrannt. Hier ein Stück des Baumparasiten in der Hand des Baumsachverständigen Benedikt Merget.


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