Kindertagespflege ist passgenau und individuell

Wetterau
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Anfang September startet der nächste Kurs für die Qualifizierung zur Tagespflegeperson.



Er wird bei der Evangelischen Familienbildungsstätte absolviert und läuft über 160 Stunden. Noch sind Plätze frei und Jugenddezernent Helmut Betschel ermutigt Frauen und Männer, an dem neuen Kurs teilzunehmen. Marlies Krell-Moder und Silke Wöll sind im Jugendamt bei der Fachstelle Familienförderung für die Kindertagespflege zuständig. Über ihren Tisch laufen die Anträge von Frauen – manchmal sind es auch Männer – die Kinder unter drei Jahren betreuen möchten. Die beiden Kolleginnen erteilen am Ende auch die Pflegeerlaubnis.

„Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie die Frauen sich während dieser Ausbildung in ihrer Persönlichkeit verändern“, sagt Marlies Krell-Moder. Sie werden nicht nur durch die Ausbildung sensibilisiert sondern auch durch das Bewusstsein, dass dies ihr Beruf werden wird mit dem sich auch Verantwortung verbindet. Im Laufe der 160 Stunden Qualifizierung entwickelt sich ein Qualitätsbewusstsein. Die Kursteilnehmerinnen entdecken Talente und Facetten, die sie bis dahin nicht lebten, einfach weil sie nicht gefragt waren. Der Tagesmutter in spe wird auch bewusst, dass sie das offizielle Gesicht von ihrer Kindertagespflege ist. Sie setzen sich mit Fragen auseinander: „Für was stehe ich? Wie spreche ich mit den Eltern? Wie gehe ich damit um, dass ich quasi eine Person des öffentlichen Lebens bin, die man auf der Straße anspricht.“ Die Haltung zur Tätigkeit prägt die Haltung, die sie zu sich selbst haben.

Die Teilnehmerinnen kommen aus ganz unterschiedlichen persönlichen und beruflichen Hintergründen. „Am Anfang spüren wir die Unsicherheit, aber am Ende der Ausbildung erleben wir Frauen, die sich ihrer Rolle als Tagesmutter bewusst sind“, sagt Silke Wöll. Deutlich wird dies bei der Abschlusspräsentation, wenn sie Themen aus ihrem Alltag einbringen: Das geht vom Spannungsfeld zwischen eigenen Kindern und Tageskindern über Eingewöhnung und Bindung bis zur tiergestützten Pädagogik. Oder gar zum mathematischen Verständnis, hat doch Mathematik viel mit dem Alltag zu tun. Wenn fünf Personen beim Essen dabei sind, aber nur drei Teller auf dem Tisch stehen, wie viele fehlen dann noch? Wie nehme ich wahr, dass etwas fehlt und wie viel? Zwei Kartoffeln sind leichter als drei.

Weil Tagesmutter nicht gleich Tagesmutter ist und jede anders betreut, liegt darin auch ein Vorteil für die Eltern. Sie können sich die Tagesmutter auswählen, die zu ihnen passt. „Kindertagespflege ist zwar keine institutionelle Betreuung, sondern findet im familiären Rahmen statt, gleichwohl liegt sie in der Verantwortung des öffentlichen Jugendhilfeträgers, der die Pflegeerlaubnis ausstellt“, betont Jugenddezernent Helmut Betschel. „Tagesmütter arbeiten zudem nicht isoliert, sondern erhalten fachliche Begleitung. Und auch die Eltern haben ein Recht auf Beratung.“

Hintergrund

Der Kurs Kindertagespflege teilt sich auf in 160 Stunden Grundqualifizierung, dazu kommt die Hospitation bei einer erfahrenen Tagesmutter, die entweder vor Start der Qualifizierung oder während des ersten Teils absolviert werden kann. Nach den ersten 100 Stunden theoretischer Ausbildung erhalten die Teilnehmerinnen die Pflegeerlaubnis für bis zu drei Tageskinder. Der zweite theoretische Teil mit 60 Stunden wird tätigkeitsbegleitend absolviert. Am Ende steht die Pflegeerlaubnis für maximal fünf Kinder.

Drei freie Träger von insgesamt sechs Tagespflegebüros gibt es im Wetteraukreis: Arbeiterwohlfahrt (AWO), Mütter- und Familienzentrum in Karben (MüZe) und die Evangelische Familienbildungsstätte. Bei letzterer läuft die Grundqualifizierung, während bei den weiteren Fortbildungen dann auch AWO und MüZe mit im Spiel sind. 20 Unterrichtseinheiten Fortbildung im Jahr, zweimal jährlich ein Erfahrungsaustausch im Netzwerk der Tagesmütter und alle zwei Jahre ein Erste-Hilfe-Kurs: Das ist Pflicht für die zertifizierten Tagesmütter und wird auch schriftlich mit Unterschrift und Stempel bei der Fachstelle Familienförderung eingereicht.

Informationen rund um das Thema Tagespflege bei der Fachstelle Familienförderung, Kontakt: Marlies Krell-Moder, Telefon: 06031/83-3334, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Silke Wöll, Telefon: 06031/83-3324, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Foto: Winfried Eberhardt


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