Im Einsatz für den Feldhamster und Co.

Hessen
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Das Hessische Umweltministerium startet eine Informationskampagne zum Artenschutz in Feld und Flur.



„Äcker und Feldflure sind wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Die Lebensbedingungen für die heimischen Arten haben sich jedoch in den letzten Jahrzehnten deutlich verschlechtert. Einst weit verbreitete Arten wie der Feldhamster und das Rebhuhn sind extrem selten geworden und vom Aussterben bedroht. Auf den Feldern fehlen Hecken, Grasstreifen und Gräben. Durch die Klimakrise werden Felder außerdem immer früher abgeerntet, sodass die Feldtiere, die dort leben, mitten in der Aufzucht ihrer Jungen Nahrung und Verstecke verlieren. Es ist unsere Aufgabe und Verantwortung, diese Entwicklung umzukehren und die Lebensräume auf dem Feld zu schützen - sonst herrscht Stille auf dem Feld,“ erklärte die Hessische Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) zum Auftakt einer neuen Informationskampagne.

Mit einer Informationskampagne aufklären und zum Mitmachen anregen
Scheu, oft unbekannt und gut versteckt, sind die Tiere und Pflanzen auf den Feldern. „Ihr Verschwinden bleibt daher unbemerkt“, berichtete die Ministerin. „Wir wollen mit einer Informationskampagne die Menschen über den Artenschutz im Bereich der Feldflur aufklären, zum Mitmachen anregen und über die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt informieren, die zu unserer Kulturlandschaft dazu gehört. Wir wollen außerdem Lösungen aufzeigen, die im Bereich Naturschutz und Landwirtschaft bereits erfolgreich entwickelt werden. Je mehr Menschen aus den Bereichen Naturschutz, Landwirtschaft und Jagd mitmachen, desto mehr können wir erreichen und dafür sorgen, dass uns der Gesang der Feldlerche noch lange erhalten bleibt.“

Feldflurprojekte für den Artenschutz
Ein zentraler Baustein für den Artenschutz auf dem Feld bilden die sogenannten Feldflurprojekte des Hessischen Umweltministeriums, die mit rund 500.000 Euro jährlich gefördert werden. Neun Projekte sind es mittlerweile. Blühstreifen versorgen Feldhamster, Rebhühner und Feldlerchen mit Nahrung und Verstecken. Teilweise werden auch die Felder „feldhamstergerecht“ abgeerntet. Das bedeutet, dass Getreidestreifen länger stehen bleiben, damit der Feldhamster nach der Ernte noch Futter findet.

Dr. Tobias Erik Reiners, Vorsitzender der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. (HGON) kennt sich aus mit den Feldflurprojekten in Hessen. Eine besondere Expertise der HGON liegt im Bereich des Feldhamsterschutzes: „Feldhamsterschutz funktioniert dort besonders gut wo Experten für Artenschutz, Ehrenamtliche, Landwirtinnen und Landwirte sowie Behörden eng zusammenarbeiten. Von der genauen Kenntnis zur Biologie und Verbreitung der Zielarten, über die Bereitstellung von effektiven Planungs- und Finanzierungsinstrumenten bis hin zur Umsetzung der Maßnahmen durch unsere Landwirtinnen und Landwirte muss alles zusammenpassen. In den Feldflurprojekten konnte so in vergleichsweise kurzer Zeit eine sichtbare positive Veränderung in der Landschaft herbeigeführt werden. Dies ist ein großer Erfolg, denn für unsere Feldhamster und viele andere gefährdete Arten gilt: An Ende zählt nur was im Feld passiert.“ 

Philipp Fay, Landwirt vom Hof Obersteinberg ergänzt: „Umwelt- und Naturschutz funktioniert nur mit den Landwirtinnen und Landwirten gemeinsam. Wir sind jeden Tag vor Ort in der Natur und wissen am besten, wo und wie man Maßnahmen mit Bewirtschaftungsformen gezielt kombinieren kann. Nur so können wir Artenvielfalt auf unseren Flächen langfristig erhalten und weiterhin im Einklang mit der Natur arbeiten und leben.“

Erfolge und Ausbau der Artenschutzmaßnahmen
Im Feldflurprojekt Bad Zwesten wurden in den vergangenen Jahren rund 24 Hektar Blühflächen angelegt. Daraufhin hat sich der Rebhuhnbestand innerhalb von drei Jahren fast verdreifacht. Die ehemals 8 Rebhuhnreviere sind auf über 53 Reviere angewachsen. Mit durchschnittlich elf Küken pro Paar liegt die Erfolgsquote der Rebhühner in Bad Zwesten fast doppelt so hoch, wie der hessische Durchschnitt. Der Feldhamsterbestand im Feldflurprojekt Gießen-Süd hat sich zudem stabilisiert und einige Gelege der in Hessen vor dem Aussterben stehenden Haubenlerche konnten durch Absprachen mit Landwirtinnen und Landwirten im Feldflurprojekt Trebur zum Ausfliegen gebracht werden.

Im Sommer wird ein weiteres Feldflurprojekt in Fulda eröffnet, dass sich vor allem dem Rebhuhnschutz widmet. Landwirtinnen und Landwirte legen hier u.a. Blühstreifen und Brachflächen an und erhalten über das Agrar- und Umweltprogramm HALM einen Ausgleich für Ertragsausfälle von bis zu 1.000 Euro pro Hektar.

„Die Erfolge bei den Projekten zeigen: Wir können die bedrohten Arten auf unseren Feldern retten. Diese erfolgreichen Erfahrungen im Artenschutz müssen wir jetzt weiter in die Fläche tragen und weitere Feldflurprojekte erschließen. Wir können die Verdrängung der Natur, die in den vergangenen Jahrzehnten stattgefunden hat, leider nicht von heute auf morgen umkehren. Aber das Engagement von allen Seiten – im Naturschutz, bei den Landwirtinnen und Landwirten und bei den Jägerinnen und Jägern – zeigt, dass es gelingen kann“, so Hinz abschließend.

Zur Kampagne:
In ganz Hessen werden ab heute über eine Laufzeit von zwei Wochen Plakatgroßflächen sowie Online-Anzeigen auf die Kampagne aufmerksam machen. Umweltministerin Hinz wird im Rahmen ihrer Sommertour außerdem einige der Feldflurprojekte besuchen und sich vor Ort informieren. Bürgerinnen und Bürger können sich im Rahmen von Patenschaften engagieren oder bei Feldhamsterkartierungen mitmachen, die über die HGON angeboten werden.

Weitere Informationen zu den Mitmachmöglichkeiten und der Kampagne gibt es hier: feldliebe.hessen.de
sowie auf den Social Media Kanälen des Hessischen Umweltministeriums:
Facebook: facebook.com/umwelthessen
Twitter: twitter.com/umwelthessen
Instagram: instagram.com/umwelthessen

Hintergrund Feldflurprojekte und Finanzierung:
Für die Projektorganisation, den Personaleinsatz und die Planung von Maßnahmen stellt das Hessische Umweltministeriums jährlich rund 500.000 Euro zur Verfügung. Die ersten fünf Feldflurprojekte in den Regionen Wiesbaden, Main-Kinzig, Wetterau, Limburg und bei Bad Zwesten gingen 2018 an den Start. 2019 folgten weitere Projekte bei Gießen, Groß-Gerau und im Hochtaunuskreis. In diesem Jahr ist in Fulda ein weiteres Feldflurprojekt an den Start gegangen, dass im Rahmen der Sommertour der Hessischen Umweltministerin offiziell eröffnet wird.

Neben der Förderung von Feldflurprojekten stellt das Hessische Umweltministerium jährlich 30 Millionen Euro für Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen im Rahmen des hessischen Agrarumweltprogramms HALM zur Verfügung. Damit werden verschiedene Maßnahmen wie die Anlage von Blühstreifen, Ackerrandstreifen oder Ackerwildkrautflächen gefördert. Weitere 30 Millionen Euro jährlich stehen für den Ökolandbau zur Verfügung, der mit seiner nachhaltigen Landwirtschaft ebenfalls einen wichtigen Beitrag leistet für den Erhalt der Artenvielfalt leistet.


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