Allerdings erreicht die Fütterung am Vogelhaus nur etwa zehn Prozent der heimischen Brutvogelarten. „Vor allem die Körnerfresser profitieren von unserem Angebot am Futterhaus. Die Insektenfresser gehen dabei meistens leer aus. Dabei ist es ganz einfach für alle gefiederten Feinschmecker das passende Angebot im Garten zu bieten“, sagt Bernd Petri, Vogelexperte des NABU Hessen. Optimal ist es, vielfältige Lebensräume für alle möglichen Vögel zu erhalten und zu schaffen, in denen sie das ganze Jahr über satt werden. 

Ein reichhaltig gedeckter Tisch macht unabhängig

„Die beste Unterstützung ist und bleibt es, das natürliche Futterangebot für die Vögel bereitzustellen. So sind sie unabhängig von uns Menschen und haben ein geringeres Risiko sich an den Futterstellen zu infizieren oder von Beutegreifern erbeutet zu werden“, rät Bernd Petri. Dazu sollten Gärten und Grünanlagen möglichst strukturreich und naturnah gestaltet werden, z.B. mit dem Pflanzen von beerenreichen Sträuchern. Dazu gehören Haselnuss, Holunder, Liguster, Schneeball und Weißdorn. Die Früchte des heimischen Weißdorns schmecken 32 Vogelarten, die des Schwarzen Holunder werden sogar von über 60 Vogelarten gefressen. Auch Gräser, Blumen und Getreidesorten wie Distel, Vogelmiere und Mohn bieten zudem Samen- und Fruchtstände und sind für Vögel attraktiv. Wer Sonnenblumen und Karden nach dem Blühen stehen lässt, lockt Körnerfresser wie Buch- Distel- und Grünfink an. „Wer im Garten zu gründlich aufräumt, beraubt seine tierischen Nachbarn um viele natürliche Futterquellen“, erläutert der Ornithologe Petri und rät dazu Laub in Haufen und als Mulchschicht auf den Beeten liegen zu lassen. Dort bietet es Schutz und nicht nur die Gartenvögel finden dort den ein oder anderen Leckerbissen.

Vogelfütterung fördert Artenkenntnis

Ob an der natürlichen Futterbar oder im Futterhäuschen, mit abwechslungsreichem Futter wird schnell eine Vielzahl an heimischen Vögeln angelockt. Ein spannendes Naturerlebnis für Groß und Klein direkt vor unserer Haustür. „Durch die Winterfütterung wird vor allem der Verlust von Artenkenntnis verhindert“, erläutert Petri. „Ich kann nicht schützen, was ich nicht kenne. Leider wird heutzutage oft wenig Wissen über die verschiedenen Arten im häuslichen und schulischen Umfeld vermittelt. Viele Menschen haben keinen Bezug mehr zu den Vorgängen in der Natur – dass sich dieser Trend fortsetzt, ist nicht unwahrscheinlich. Doch wer im Winter Vögel füttert, wird schnell einige Arten entdecken und sich darüber wundern, wie viele verschiedene Tiere im Garten, auf dem Balkon oder sogar am Fensterbrett leben“, so der Ornithologe.

Der Effekt der Winterfütterung ist also ein weitgehend umweltpädagogischer: Stark vom Aussterben bedrohte Arten können auf diese Weise nicht gerettet werden. Diese Tiere sind spezialisiert auf bestimmte Nahrungs- und Lebensräume, wie beispielsweise Feuchtwiesen, Moore, Trockenrasen oder Küsten. Sie leben nicht in unseren Wohngebieten und viele Arten verbringen die kalte Jahreszeit im Süden in ihren Winterquartieren. Allerdings scheint sich das Verhalten einiger Vogelarten klimawandelbedingt zu verändern. Petri: „So taucht bei uns manchmal die Mönchsgrasmücke, eigentlich ein Zugvogel, an der Futterstelle auf, was vor einigen Jahren noch nicht vorstellbar war.“

Das Einmaleins der Vogelfütterung

Wer sich entscheidet seine gefiederten Nachbarn über eine Winterfütterung zu unterstützen, sollte einige Grundregeln beachten. Der Vogelexperte unterstreicht: „Stets auf Hygiene zu achten ist enorm wichtig. Keine gute Idee sind große Futterstellen, da sich schnell Infektionsherde bilden können, wenn viele Vögel zusammenkommen oder mit dem Kot anderer Tiere in Kontakt kommen. Große Futterplätze wie klassische Vogelhäuschen werden oft nicht täglich gereinigt, was dazu führen kann, dass sich Krankheitserreger in den Kanten und Ritzen einnisten, Feuchtigkeit entsteht, das Futter aufquillt, schimmelt und verdirbt.“ Viel besser geeignet sind daher kleinere Futterhäuser oder noch besser Futterröhren, in denen das Vogelfutter von selbst nachrutschen kann, ohne feucht oder verunreinigt zu werden. Wer immer nur Tagesrationen anbietet, ist auf der sicheren Seite.

Über Löcher mit Ansitzen an den Seiten können die Vögel an die Körner gelangen und es herauspicken. Solche Röhren, die es in Kunststoff- sowie beschichteten Metallausführungen gibt, haben sich laut Petri hervorragend bewährt. In einem großen Garten sollten mehrere Futterstellen vorhanden sein, um eine größere Artenvielfalt zu erreichen. So können sich verschiedene Vögel wie Buntspecht, Grünfink, Amsel, Türkentaube, Blaumeise und Dompfaff ungestört am Futterplatz einfinden. Besonders praktisch – und katzensicher – sind dafür im Garten sogenannte Teleskopstangen, die mit einem Metallgestell in den Boden gesteckt und mit verschiedenen Futtergeräten bestückt werden.

Welches Futter schmeckt welchem Vogel? 

Mit Körnerfutter lassen sich gezielt Körnerfresser wie Buchfink, Gimpel und Spatz an das Futtersilo anlocken. Weichfutterfressern wie Amsel, Rotkehlchen oder Heckenbraunelle kann man mit Haferflocken, Obststücken, Rosinen oder getrockneten Wildbeeren die harte Zeit erleichtern. In kleinen Holzgestellen lassen sich zum Beispiel Äpfel feststecken. Für Allesfresser wie Meisen sind die bekannten Meisenknödel oder Meisenringe sowie Drahtbehälter mit Nüssen das richtige Angebot. Plastiknetze sollte man dabei vermeiden, da sich Tiere dort verfangen können. „Besonderes Augenmerk sollte auf die Herkunft der Sämereien gelegt werden“, betont Petri. „Billige Futtermischungen sind oft mit Samen der Allergie auslösenden Ambrosie oder anderen nicht erwünschten Pflanzen verunreinigt.“ Der NABU appelliert an Vogelfreund*innen, keine Speisereste zu verfüttern, da sie für Vögel in der Regel nicht bekömmlich sind. Besonders problematisch sind gesalzene Speisen. 


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