Zugleich warnt sie vor einer Vereinnahmung der Proteste durch radikale und rechtsextreme Gruppen, betonte Prälat Burkhard zur Nieden.

„Wir begrüßen es, wenn sich die protestierenden Bäuerinnen und Bauern entschieden von solchen Strömungen distanzieren und dies auch kreativ deutlich machen“, sagte der theologische Stellvertreter der Bischöfin. Zum Wesen einer lebendigen Demokratie gehörten die freie Meinungsäußerung und der öffentliche Diskurs mit friedlichen Demonstrationen unbedingt dazu. Jegliche Form von Gewalt oder Radikalisierung – auch in der Sprache – sei aber abzulehnen und müsse von den Organisatoren des Protestes nach Möglichkeit unterbunden werden.

Belastungen der Betriebe nicht vergessen

Von den Demonstrierenden, aber auch von der Politik erwarte man Augenmaß. Es dürfe dabei nicht vergessen werden, dass die landwirtschaftlichen Betriebe schon vor den jüngsten Entscheidungen mit zusätzlichen Belastungen konfrontiert waren. Als Teil

der Gesellschaft seien Bauern und Bäuerinnen ebenso Erzeuger wie Verbraucher und seien somit mehrfach belastet. Gerade bei kleineren Familienbetrieben in eher abgelegenen Regionen gebe es offenbar das allgemeine Gefühl, zu den Verlierern von Veränderungen zu gehören, beobachtet der Prälat.

Die Landeskirche sei den Männern und Frauen sehr dankbar, dass sie sich Tag für Tag intensiv für gute Lebensmittel einsetzten. Die meisten Landwirtinnen und Landwirte seien sich der Herausforderungen der Zukunft sehr bewusst, denn die Landwirtschaft sei einer der Wirtschaftsbereiche, die unmittelbar von den Klimaveränderungen betroffen seien und daher auch einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten müssten. „Wir nehmen bei der Landwirtschaft eine Bereitschaft zur Veränderung wahr“, sagte zur Nieden. 

Austausch über Klimaschutz und gesunde Ernährung

„Zum wechselseitigen Zuhören und zum Dialog gibt es keine Alternative. Der Gesprächsfaden zwischen Menschen unterschiedlicher politischer Meinungen darf nicht abreißen. Wir hoffen, dass all die Aktionen dazu beitragen, den Austausch über Landwirtschaft, Klimaschutz, wertvolle Lebensmittel und gesunde Ernährung voranzubringen“, sagte der Prälat abschließend.

Er verwies auch auf den Glyphosatprozess der EKKW. 2019 war es um die Frage gegangen, ob das Mittel auf von der Kirche verpachteten Flächen eingesetzt werden darf. Dabei sei sehr deutlich geworden, dass Betroffene bei Veränderungen gehört und beteiligt werden müssten. An Pächter und Pächterinnen von kircheneigenem Land wird seitdem appelliert, das Unkrautvernichtungsmittel dort nicht einzusetzen. Auf selbst bewirtschafteten Flächen der Kirche wird es grundsätzlich nicht mehr verwendet.

Hintergrund

Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck ist in besonderer Weise ländlich geprägt. Die ländlichen Regionen stehen durch den demographischen Wandel, die Fragen der Landbewirtschaftung und der Energiegewinnung vor großen Herausforderungen.

Die Fachstelle Ländlicher Raum der Landeskirche hat die in der Landwirtschaft arbeitenden Menschen im Blick. Unter anderem bieten die Mitarbeitenden der Fachstelle Vorträge, Workshops und Tagungen zu landwirtschaftlichen und spirituellen Themen an, sie moderieren Diskussionen und stellen Kontakte zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und kirchlichen Gruppen sowie Pfarrkonferenzen her. Sie gestalten spezielle Andachten und Gottesdienste.

Ein wichtiger Arbeitszweig ist die Ländliche Familienberatung, die bei allen zwischenmenschlichen Fragen auf den Höfen begleitet. Dazu gehört die Prozessbegleitung im Rahmen der Hofübergabe, zwischen Paaren, Familien und Mitarbeitenden. Die Klärung von Konflikten steht dabei häufig im Mittelpunkt. Im vergangenen Jahr wurden dort über 100 Menschen aus der Landwirtschaft in schwierigen Lebens- und Arbeitssituationen begleitet.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

online werben

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

vogler banner

Anzeige

vogler banner

Anzeige

Online Banner 300x250px MoPo 2