Naturschützer kritisieren Gifteinsatz gegen Maikäfer

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In der Diskussion um die von Hessen-Forst geplante Maikäferbekämpfung im Grenzgebiet zwischen Hessen und Bayern spricht sich ein länderübergreifendes Bündnis von Naturschutzverbänden gegen die chemische Keule aus.



Auf Initiative der Botanischen Vereinigung für Naturschutz in Hessen (BVNH), des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland-Main-Kinzig (BUND), der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz, Arbeitskreis Main-Kinzig (HGON) und des Naturschutzbund (NABU), Kreisverband Main-Kinzig wird in den kommenden Tagen ein Flyer zu diesem Thema erscheinen, der gleichzeitig von der BUND/BN-Ortsgruppe Alzenau und vom Landesbund für Vogelschutz Kreisgruppe Aschaffenburg mitgetragen wird.

Die Verbände kritisieren die Planungen von Hessen-Forst, weil sie grundlegende Erkenntnisse der Biologie und der Populationsdynamik von Insekten außer Acht lassen und somit das Käfer-Problem mittel- und langfristig noch verschlimmern, anstatt es zu lösen. Massenvermehrungen von Insekten seien keine ökologischen Katastrophen, sondern natürliche Vorgänge, die es schon immer in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen gegeben hätte. Die Natur helfe sich hierbei selbst, indem sie die kahlgefressenen Bäume im sogenannten „Johannistrieb“ Ende Juni neu ergrünen lasse.

Zu große Käferpopulationen würden regelmäßig aufgrund von Krankheiten und Parasitenbefall von selbst zusammenbrechen. "Zwar fressen die Maikäfer-Engerlinge an den Wurzeln von Bäumen und anderen Pflanzen. Beschädigt werden dadurch aber in erster Linie nur sehr junge Bäume, die so einen Teil ihrer Feinwurzeln verlieren. Altbäume halten wegen der großen Menge vorhandener Feinwurzeln den Engerlingsfraß aus, können zwar geschwächt, aber nicht zum Absterben gebracht werden. Durch Käferfraß verursachte kleinflächige Lücken im Jungwuchs werden innerhalb weniger Jahre durch eine Naturverjüngung sofort wieder geschlossen", heißt es in einer Pressemitteilung.

Durch eine Begiftung werde der Käfervermehrung eventuell zwar die Spitze genommen, aber die Population bleibe auf hohem Niveau erhalten, so dass in vier und in acht Jahren die nächsten Bekämpfungsaktionen nötig sein würden, da die kritische Schwelle zum natürlichen Zusammenbruch nicht überschritten werde. Andere, zum Teil sehr seltene Arten, wären durch eine Vergiftungsaktion ebenso betroffen und würden durch sie aber sofort in eine Situation kommen, die das Ende des ganzen Vorkommens bedeuten könne.  

Abgesehen davon gebe es in dem zur Debatte stehenden Gift-Einsatzbereich eine ganze Reihe von Fauna-Flora-Habitat- (FFH-) und Naturschutzgebieten sowie eine Vielzahl von Gewässern, in die das Gift nach Herstellerangaben auch nicht in kleinsten Mengen gelangen werden dürfe. Um die Gewässer und damit das Grund- und Trinkwasser nicht zu gefährden und aus Naturschutzgründen, dürften diese Gebiete keinesfalls begiftet werden. Dies mache einen Erfolg der Aktion grundsätzlich fraglich, sofern man hier überhaupt von Erfolg reden könne.

Nicht zuletzt würden von der geplanten Aktion auch eine Gefährdung für den Menschen ausgehen. Deshalb müssten die Waldungen um Hanau, Alzenau, Rodenbach und die anderen betroffenen Gemeinden großräumig für die gesamte Bevölkerung gesperrt werden, um Gesundheitsschäden zu verhindern. Eine komplette Sperrung der Wälder für Spaziergänger sei jedoch keinesfalls zu gewährleisten. Die Absicht einer Waldsperrung wegen drohender Gesundheitsgefahren habe schon jetzt große und berechtigte Widerstände in der Bevölkerung ausgelöst.
Die Wohlfahrtswirkungen der Wälder um Hanau, die ein wichtiges Naherholungsziel für die Bevölkerung unseres Ballungsraumes darstellen, gehe weit über die relativ geringen Netto-Erträge der reinen Holznutzung hinaus.

Eventuell eintretende kleinflächige Verluste im Jungwuchs durch Engerlingfraß seien deutlich geringer zu werten als die Gefahren für die Gesundheit der Bevölkerung und die Vernichtung vieler anderer wildlebender Organismen des Waldes und der Gewässer.

Der Flyer wird in den betroffenen Kommunen in Geschäften und Arztpraxen ausliegen. Außerdem kann er in der Geschäftsstelle der HGON in Rodenbach, Gartenstr. 37, Tel. 06184-56160 zum Verteilen bestellt werden. Ebenso besteht die Möglichkeit, ihn als PDF-Datei unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! anzufordern.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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